Trump gegen die Federal Reserve: Trump schließt nicht aus, Powell zu feuern
Im Streit zwischen dem US-Präsidenten und seinem Zentralbankchef Jerome Powell deutet Trump jetzt deutlicher denn je eine bevorstehende Entlassung an.

Manche Beobachter glauben, dass Trump versuchen könnte, die aktuelle Renovierung von zwei Federal-Reserve-Gebäuden in Washington als ein solches Fehlverhalten auszulegen. Finanzielles Missmanagement wäre aller Wahrscheinlichkeit nach Grund genug, um Powell zu feuern. Die Kosten der luxuriösen Renovierung sollen sich auf stolze 2,5 Milliarden Dollar belaufen.
Die Beziehung zwischen Trump und Powell ist seit Monaten angespannt. Der republikanische Präsident verlangt von Powell immer wieder, den Leitzins zu senken, um die US-Wirtschaft anzukurbeln und die Auswirkungen des von ihm selbst angezettelten Zollstreits zu mindern.
Doch die Federal Reserve unter der Leitung von Powell kommt dieser Forderung bislang nicht nach. Nach einer letzten Zinssenkung im Dezember hat sich die Notenbank geweigert, weitere Kursanpassungen vorzunehmen.
Trump präsentierte schon ein Entlassungsschreiben
Trump sieht darin ein politisches Motiv und kritisiert Powell immer wieder öffentlich. Er scheut dabei auch vor verbalen Seitenhieben gegen den 72-Jährigen nicht zurück. Bezeichnungen wie „Versager“ oder „Dummkopf“ zählten in der Vergangenheit bereits dazu.
Trump, der den US-Notenbankchef gerne auch als „Zu-spät-Powell“ beschreibt, soll laut Medienberichten die anhaltende Fehde in dieser Woche nun weiter eskaliert haben. Wie die New York Times berichtet, präsentierte Trump während eines Treffens mit republikanischen Abgeordneten am Dienstagabend ein an Powell adressiertes Entlassungsschreiben.
Gleichzeitig soll Trump die anwesenden Politiker auch danach befragt haben, was sie von einer möglichen Entlassung Powells halten würden. Trump bestätigte am Mittwoch gegenüber Journalisten im Oval Office, dass er diese Frage wirklich gestellt habe und die Mehrheit der Befragten einer Entlassung des Notenbankchefs offen gegenüberstand.
Die republikanische Abgeordnete Anna Paulina Luna postete bereits am Dienstagabend auf X, dass Powells Tage als Vorstand der Federal Reserve gezählt seien. „Jerome Powell wird gefeuert. Die Entlassung steht unmittelbar bevor“, schrieb sie.
Trumps Wirtschaftsberater rufen zur Mäßigung
Trump, der Powell selbst während seiner ersten Amtszeit zum Notenbankchef nominiert hatte, hatte den Druck auf die unabhängige Institution in den vergangenen Tagen und Wochen wieder deutlich erhöht.
Rechtlich gesehen kann Trump den Chef der unabhängigen Notenbank außerdem gar nicht so einfach entlassen. Eine Supreme-Court-Entscheidung aus dem Jahr 1935 besagt, dass die Leiter von unabhängigen bundesstaatlichen Behörden nur dann vor dem Ende ihrer Amtszeit entlassen werden können, wenn es einen triftigen Grund dafür gibt.
Bisher haben vor allem die Wirtschaftsberater im Weißen Haus den Präsidenten davon abgehalten, Powell vor dem Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 zu feuern. Eine Entlassung würde die Unabhängigkeit der Notenbank in Frage stellen und könnte gravierende wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen, nicht nur in den USA.
„Allein die Drohung, ihn abzusetzen, lässt den Leuten einen Schauer über den Rücken laufen“, sagte Nate Garrison, Investmentberater bei World Investment Advisors, gegenüber Reuters.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Boomer-Soli“
Gib die Renten-Kohle her, Boomer!
Nina Warken zu Cannabis
Kampfansage gegen das Kiffen
Gezerre um Verfassungsrichter*in-Posten
Ein Rückzug wäre das falsche Signal
Verurteilung zweier Tierschützer
Don’t shoot the messenger
Religiöse Fußballspielerinnen
God first
Was Frauen beim Sex stört
Wie kommen wir zusammen?