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Trump-Besuch in GroßbritannienKöniglicher Glanz und lukrative Geschäfte

US-Präsident und der britische Premier Starmer tauschen Höflichkeiten aus. Tausende demonstrieren in London gegen Trump und für Solidarität mit Gaza.

Vereint gegen Trump – Demonstration in London Foto: Maja Smiejkowska/reuters

London taz | Eine Pressekonferenz im Chequers Haus, dem offiziellen Landsitz des britischen Premierministers Keir Starmer war der Schlusspunkt des historischen zweiten Staatsbesuches von US-Präsident Donald Trump im Vereinigten Königreich. Laut Trump und Starmer beläuft sich das Volumen der beiderseitigen Investitionen auf umgerechnet rund 300 Milliarden Euro. Die USA seien für Großbritannen der bevorzugte Partner in den Bereichen Handel, Wissenschaft, Künstliche Intelligenz und Verteidigung.

Beide betonten, die Freiheit zu verteidigen und sich für eine Lösung des Israel-Gaza-Konflikts einsetzen zu wollen. Trump forderte, dass dafür alle Geiseln freikommen müssten. Weiter sprach er davon, dass Russlands Präsident Wladimir Putin ihn enttäuscht habe. Eine Frage zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und dem gefeuerten US-Botschafter Großbritanniens Peter Mandelson verwies Trump einfach an den Labourpolitiker Keir Starmer. Dieser bemerkte lediglich, dass dazu in der vergangenen Woche bereits alles gesagt worden sei.

Knappe drei Tage war Trump im Vereinigten Königreich zu Gast und wurde mit britisch königlichen Prunk und Glanz empfangen. Trump, Starmer und der britische König Charles III. verwiesen auf die besondere Beziehung zwischen den beiden Ländern. Trump sprach von einer der größten Ehren seines Lebens.

Nicht alle waren über den Besuch erfreut. Am Mittwoch genau zu der Zeit als der US-Amerikanischen Präsidenten Donald Trump durch Windsor Palace geführt wurde, versammelten sich im Zentrum Londons mehrere Tausend Menschen zu einem „Stop Trump Marsch.“

Mit dabei waren Klimaaktivist:innen, Frauenaktivist:innen, LQBTQIA+ Gruppen, sozialistische, anarchistische und pro-palästinensische Aktivist:innen, letztere waren besonders stark präsent. Auch Ak­ti­vis­t:in­nen gegen den Brexit, blau-gelb bekleidet und mit Europafahnen, waren ebenfalls zugegen. Donald-Trump-Doppelgänger liefen durch die Menge.

„Fuck Donald Trump!“

Eine Rednerin forderte die Versammelten von einer kleinen Bühne auf, „From the River to the Sea“ zu skandieren. Die Menge folgte. Aus einer anderen Ecke ertönte im Chor „Fuck Donald Trump!“ und „You Are not Welcome here!“ Die Rentnerin Helen Groon aus Newcastle versuchte es mit milden Worten: „Kindness Trumps Hate!“ – Güte überbietet Hass – hatte sie auf ihr Pappschild geschrieben.

Alberto Garciga vom „Verein der US-Demokrat:innen im Ausland“ hatte eine große britische und eine US-Fahne mitgebracht. Er sei britischer und US-amerikanischer Staatsbürger, in Kuba geboren und lebe jedoch bereits seit 33 Jahren in Großbritannien. „Ich bin hier, um für die Bewahrung der Demokratie und den Rechtsstaat einzustehen, für die Trump keinen Respekt zeigt“, sagte er.

Auf dem Platz vor dem Parlament wurden die Anwesenden schließlich mit dem Song des britischen Rapper Lowkey „Palestine will never die“ und dem Refrain „From the River to the Sea“ laut beschallt. Nach einer kurzen Ansage betraten der linke Singer-Songwriter Billy Bragg und Ben Jamal von der palästinensischen Solidaritätsbewegung in Großbritannien die Rednerbühne.

Auch die unabhängigen Unterhausabgeordneten Zarah Sultana, und Ex-Labourchef Jeremy Corbyn – beiden wollen eine neue linke Partei gründen – sowie der grüne Parteichef Zack Polanski meldeten sich zu Wort. Gaza und der Vorwurf eines Genozids Israels waren das Hauptanliegen, auch bei Corbyn. Darüber hinaus äußerte er sich zu Trumps Elitismus und dessen Anti-Migrationspolitik. An Labours Sozialpolitik ließ er kein gutes Haar.

Lautsprecher abgebaut

Hätte der Marsch auch als Antwort auf die Demonstration des Rechtsextremisten Tommy Robinson am vergangenen Samstag verstanden werden sollen, war er mit nur mehreren Tausend Teil­neh­me­r:in­nen für die Veranstalter enttäuschend. Einige riesige Lautsprecher auf der Regierungsstraße Whitehall wurden bereits vor Beginn der Reden wieder abgebaut, weil die Menge nicht bis dorthin reichte.

Zahlreiche Personen nutzten die Kundgebung, um bereits Werbung für die nächste Demonstration zu machen: Nicht nur Corbyn appellierte an die Versammelten, am 11. Oktober, zur, wie er hoffe, größten Demonstration für Palästina überhaupt zu kommen. Am 7. Oktober jähren sich die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel zum zweiten Mal. In der kommenden Woche will die britische Regierung Palästina als Staat anerkennen und weiter auf eine Zweistaatenlösung drängen.

Zumindest wirtschaftlich dürfte sich Trumps Staatsbesuch für Großbritannien auszahlen. Es geht um US-amerikanische Investitionen in Großbritannien im Wert von umgerechnet 173 Milliarden Euro. Dazu gehören neue KI-Zentren von Microsoft, Google und anderen. 115 Milliarden Euro will allein der US-Investmentfond Blackstone investieren.

Geplant sind zudem zwölf neue Mini-AKWs durch ein britisch-amerikanisches Konsortium. Der Ölgigant BP und der Pharmagigant GSK kündigten an, jeweils umgerechnet über 20 Milliarden Euro in den USA investieren.

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