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Traumatisierung durch Hass-InhalteLöscharbeiterin klagt gegen Facebook

Schockbilder treffen die Psyche – auch auf die derjenigen, die sie löschen sollen. In den USA geht jetzt eine Frau juristisch gegen das Unternehmen vor.

Facebook wird verklagt: Mitarbeiter*innen leiden offenbar unter psychischen Belastungen Foto: imago/Fotoarena

Berlin taz | Dieser Job ist der Horror. Enthauptungen, Tiersex, Vergewaltigungen von Kindern, menschenverachtende Demütigungen und Beschimpfungen: Wer bei Facebook im Löschdienst arbeitet, muss einiges aushalten. Ihre Aufgabe ist es, das soziale Medium von Schockinhalten zu befreien. Die Arbeit ist nicht nur der Horror, sondern macht offenbar auch krank. In den USA hat eine Ex-Mitarbeiterin des Löschzentrums Mark Zuckerbergs Tech-Imperium verklagt.

Ihren Aussagen zufolge hat der Facebook-Job ein posttraumatisches Belastungssyndrom ausgelöst. Die Anwälte der Frau wollen eine Sammelklage anstreben, damit sich auch weitere Mitarbeiter aus den Löschzentren anschließen können. Man prüfe derzeit die Behauptungen, heißt es aus dem Unternehmen. Und: Der Job sei nicht für jeden. Es gebe Psychologen, die sich um die Löschdienst-Mitarbeiter kümmern, sowie spezielle Trainings.

Auch in Deutschland gibt es zwei Standorte – in Berlin und Essen – an denen anstößige Videos, Bilder, Hassrede und Gewaltdarstellungen gesichtet und entfernt werden. Betrieben werden sie von den Dienstleistungsfirmen CCC und Arvato. Im vergangenen Jahr gewährte Facebook einigen Journalisten Einblick in die Löschzentren.

Die Ankündigung der Sammelklage gegen Facebook reiht sich ein in eine lange Liste negativer Schlagzeilen. Datenschützer übten scharfe Kritik am Geschäftsmodell des US-Konzerns und warfen Zuckerberg einen laxen Umgang mit den persönlichen Informationen der Nutzer vor. Zudem wurde der Konzern sowohl in den USA als auch in Europa dazu aufgefordert, mehr gegen Hassrede und Terror-Propaganda zu tun.

Der Konzern wird derzeit mit rund 480 Milliarden US-Dollar bewertet. Weltweit nutzen – Firmenangaben zufolge – rund 2,2 Milliarden Menschen den Dienst. Zu Facebook gehören zudem der Messengerdienst WhatsApp sowie die Foto-App Instagram.

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2 Kommentare

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  • Die Hass-Kommentare im Internet reichen also aus, das Leute, die dafür bezahlt werden sie zu lesen, Schadensersatz fordern (können).

    Was ist dann mit den ganzen untrainierten "Normal-Lesern"?

    Ich sehe da die Anfänge einer Veränderung in der strafrechtlichen Bewertung solcher Aktivitäten.

    Alles was bei Anderen einen Schaden hervorrufen kann, wird irgendwann verboten oder hinter entsprechende Schranken verwiesen.

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