Trauerarbeit mit dem DFB-Team: Die Leere nach dem Aus
Nach dem frühzeitigen WM-Ausscheiden der Deutschen in Brisbane ist die Stimmung danach auch rund um das Stadion gespenstisch.
I ch finde es nach wie vor seltsam, ein Spiel von der Pressetribüne zu verfolgen. Gestern fühlte es sich besonders komisch an. Häufig gibt es vor dem Anstoß irgendwas zu erledigen, also bin ich meistens schon am Stadion, wenn die großen Fanmassen noch gar nicht dort sind.
Gestern war das in Brisbane anders, ich saß vor dem Spiel mit anderen am Straßenrand in einer Bar, und viele Leute mit Deutschland-Trikots strömten an uns vorbei in Richtung Stadion, viele von ihnen sprachen Englisch – ein paar der Australier*innen wählen sich für einzelne Begegnungen ein Team aus.
Die Ränge selbst füllten sich aber wieder nur langsam, das passiert hier wirklich immer erst ganz kurz vor Anpfiff. Und nach Spielende leert sich dafür dann alles ganz schnell: Erst verschwinden die Kolleg*innen in der Mixed Zone, dann die Teams und dann die Fans, deren Großteil mit Abpfiff nach draußen stürmt. Die Stadionregie fährt ihr festes Rausschmeißer-Programm.
Versteinerte Spielerinnen
Für die Podcast-Aufnahmen während der WM sitze ich immer noch sehr lange draußen und bin oft die Letzte auf der Tribüne. Die Fifa-Volunteers bauen die Bildschirme ab, und auf dem Rasen ziehen die Greenkeeper*innen mit den Mähern ihre Linien, auch an der Stelle, wo nach Abpfiff noch sehr lange Marina Hegering lag und sichtlich fertig war. Irgendwann ging Sara Doorsoun zu ihr, um sie zu trösten. Andere Spielerinnen saßen wie versteinert auf der Bank.
Der Schock sitzt tief, das ist den bisherigen Äußerungen deutlich zu entnehmen. Ein Grüppchen deutscher Fans hatte noch sehr lange ausgeharrt, um ebenfalls Trost zu spenden, aber irgendwann mussten DFB-Tross wie auch Zuschauer*innen dann endgültig ihre Plätze räumen.
Wenn ich das Stadion wieder verlasse, hat sich die Menge schon immer längst verzogen. Bei der WM ist es bei den meisten Fans nicht üblich, danach noch lange am Spielort selbst zu feiern. In Brisbane gäbe es zumindest die Bars dafür in der Nähe. Nach dem Spiel der Deutschen gegen Kolumbien in Sydney hatte ich auf dem Weg ins Hotel danach noch viele feiernde Grüppchen in gelben Trikots gesehen. Aber nach der Partie gegen Südkorea gab es nur so eine merkwürdige losgelöste Leere samt einer Schlange von wartenden leeren Bussen, obwohl anderthalb Stunden nach Abpfiff keine Fans mehr vor Ort waren. Irgendwie gespenstisch.
Während der DFB ad hoc eine Heimreise zu planen hatte, ging es für mich heute direkt weiter nach Sydney. Denn mit der K.-o.-Runde geht das Turnier ja eigentlich erst so richtig los. Fans sehe ich auf meinem Weg heute keine, aber als ich in Sydney am Hauptbahnhof ankomme, wird dort gerade die WM-Werbung abgepellt, mit der eine sehr große Treppe beklebt ist. Ein komischer Zeitpunkt dafür, zumal jetzt am Wochenende die Trophäe in der Stadt ausgestellt wird. Aber irgendwie auch ganz passend zu der großen Katerstimmung aus deutscher Perspektive.
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