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TransferVerdächtiges Bargeld reist nach Vietnam

Ein Pilot hat über 335.000 Euro in bar nach Vietnam transportiert, ohne diese beim Zoll angegeben zu haben. Er will das Geld von einer Berlinerin bekommen haben.

Verdächtiges Bargeld reist nach Vietnam

Ein Pilot hat über 335.000 Euro in bar nach Vietnam transportiert, ohne diese beim Zoll angegeben zu haben. Er will das Geld von einer Berlinerin bekommen haben, die mit dem Viethaus kooperiert. Die schweigt zu den Vorwürfen

Die Ehefrau des Generaldirektors des Viethauses am Spittelmarkt soll nach vietnamesischen Presseberichten in einen Geldschmuggel verwickelt sein. Die vom Hanoier Polizeiministerium herausgegebene Zeitung Cong An Nhan Dan sowie die Onlinezeitung Thanh Nien berichteten vor zehn Tagen von der Festnahme eines Piloten der staatlichen Vietnam Airlines. Der Festgenommene habe angegeben, Bargeld von Thuy B. N., der Ehefrau des Generaldirektors des Berliner Unternehmens, nach Vietnam gebracht zu haben.

Der Pilot war mit 335.000 Euro in einem Briefumschlag nach Vietnam gekommen. Das Bargeld soll er weder beim deutschen noch beim vietnamesischen Zoll deklariert haben. Damit liegt der Verdacht einer Geldwäsche vor. Bargeldausfuhren aus der EU über 10.000 Euro müssen nach dem Geldwäschegesetz deklariert und die Herkunft nachgewiesen werden. Erfolgt das nicht, kann das sowohl nach deutschem als auch nach vietnamesischem Gesetz strafbar sein. Es besteht dann der Verdacht der Geldwäsche. Der Pilot sitzt in Vietnam in Haft.

Das Viethaus am Spittelmarkt war zu Jahresbeginn durch Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und den vietnamesischen Botschafter feierlich als "Schaufenster Vietnams in Europas Mitte" eingeweiht worden. Es ist das größte vietnamesische Geschäftshaus außerhalb des ostasiatischen Landes. Zugleich ist es für die auswärtige Kulturarbeit Vietnams in Europa zuständig.

Im Viethaus finden nicht nur regelmäßig Konzerte und Filmvorführungen statt, es werden auch hochwertige vietnamesische Markenartikel und Kunst verkauft. Formal ist es eine deutsche Aktiengesellschaft. Tatsächlich ähnelt es einer vietnamesischen Behörde. Das meiste Geld stammt von einem staatlichen vietnamesischen Flughafenbetreiber.

Der inhaftierte Pilot gab den Presseberichten zufolge an, Thuy B. N. habe ihm das Geld zur Übergabe an ihre Verwandte in Ho-Chi-Minh-Stadt gegeben. Die solle damit ihre Geschäftspartner bezahlen. Thuy B. N. leitet die Firma H.M.Sky in der Karl-Marx-Allee. Diese ist Gesellschafter von Viethaus und verkauft Flugtickets sowie Reisen. Beide Firmen sind eng verwoben. Bis zur Gründung von Viethaus war dessen heutiger Chef und Mann von Thuy B. N. dort Chef.

Thuy B. N. selbst will sich gegenüber der taz nicht zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen äußern. Ihr Ehemann sagt: "Die Vorwürfe haben mit meiner Person und mit dem Viethaus nichts zu tun."

Thomas Grätsch, stellevertrender Geschäftsführer des Viethauses, ergänzt: "Ich kann es kaum glauben. Aber ich schließe aus, dass das Geld illegale Erlöse unserer Firma sind." Normalerweise würden Aktionäre in Vietnam Geld in das Viethaus stecken. Grätsch, der von den Vorwürfen in der vietnamesischen Presse, die unter seinen vietnamesischen Mitarbeitern seit einer Woche Top-Thema sind, erst durch Anruf der taz erfuhr, weiter: "Das Geld fließt also in umgekehrter Richtung."

Dem Zollfahndungsamt Berlin war das vietnamesische Ermittlungsverfahren bislang nicht bekannt. "Wir wissen aber, dass Gelder aus dem illegalen Zigarettenhandel im großen Rahmen als Bargeld nach Vietnam verbracht werden", sagt Zollsprecher Norbert Scheithauer. "Ganze Hotels in Vietnam wurden aus illegal in Deutschland erwirtschafteten Geldern gebaut."

Unter Vietnamesen gilt es als offenes Geheimnis, dass dieser Transfer gern durch Piloten und Stewardessen geleistet wird, die der Zoll bei der Ausreise kaum kontrolliert. Michael Grunwald, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, sagt, es gäbe in diesem Fall noch kein Rechtshilfeersuchen aus Ho-Chi-Minh-Stadt.

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6 Kommentare

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  • EM
    eine Mitarbeiterin von VietHaus

    na super, und wir Mitarbeiter bekommen seid Monaten kein Geld.....

  • T
    Thang

    Glückwunsch an die taz und an die Autorin!

    Damit war die Presse vierte Gewalt!

    Ohne den taz-Bericht wäre Frau Thuy nicht aufgefordert worden, ihre Aufgaben abzugeben. Denn der Geldschmuggel liegt schon ein paar Wochen zurück. Wurde nur so spät durch die Polizei in Vietnam in die Medien gegeben.

    Inkonsequent finde ich nur, dass Herr Hung nicht selbst auch zurücktritt. War er nicht bei der Geldübergabe an den Airline-Mitarbeiter dabei? Oder hat das die vietnamesische Zeitung falsch berichtet?

    Ich glaube Herrn Hung, dass die Aktivitäten nichts mit dem Geschäftstätigkeiten des Viethaus zu tun haben. Aber was ist, wenn das Ehepaar illegale Nebengeschäfte macht? Das hat mit ihren Personen und mit ihrer Glaubwürdigkeit zu tun.

  • NY
    Nguyen Yuan Hung

    Erklärung der Viethaus AG

     

    In Bezug auf den Artikel von Marina Mai in taz.de vom 14.10.2008 und hinsichtlich eines Beitrage des Senders Multikulti vom 19.10.2008 erkläre ich, Nguyen Xuan Hung, Vorstandsvorsitzender der Viethaus AG, dass die Behauptungen und Verdächtigungen, die Marina Mai in ihrem Artikel äußert, sowie der Bericht des Senders Multikulti in keinem Zusammenhang mit der Viethaus AG stehen.

    Obwohl die H.M.Sky GmbH ein Aktionär der Viethaus AG ist, haben die vermeintlichen Aktivitäten von Frau N.B.Thuy nichts mit der Geschäftstätigkeit der Viethaus AG zu tun.

    Als Geschäftsführer der H.M.Sky GmbH habe ich Frau N.B.Thuy aufgefordert, ihre Tätigkeit in der Geschäftsleitung des Unternehmens, bis zur Klärung des Sachverhalts, niederzulegen.

    Wir werden alle entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um das Ansehen der H.M.Sky GmbH zu schützen

     

    Nguyen Xuan Hung

    Vorstandsvorsitzender

  • T
    Thang

    Ich bin eine vietnamesische Studentin aus Berlin und mich stinkt:

    Wir Vietnamesen werden immer mit den 99-Cent-Artikeln, also einfachster Billigware in Verbindung gebracht. Oder wir werden gefragt, ob wir Zigaretten verkaufen wollen. Mich stinkt das schon lange. Als das Viethaus eröffnete und das vornehme, das moderne Vietnam vorstellen wollte, hatte ich Hoffnung, dass sich das ändert. Ich gehe gerne in das Viethaus, auch wenn es dort teuer ist. Ich verbinde mit dem Viethaus große Hoffnung.

    Wenn das Viethaus jetzt mit einer Straftat in Verbindung gebracht wird, ist das für uns Vietnamesen in Berlin der größtmögliche Supergau.

    Ich fordere deshalb Herrn Hung und Frau Thuy auf, zu erklären, woher das Geld stammt. Wenn sie schuldig sind, sollen sie zurücktreten. Das sind sie allen Vietnamesen schuldig, deren guter Ruf durch sie beschmutzt wird.

    Wir wissen doch alle, dass viel Schwarzgeld als Cash nach Vietnam gebracht wird. Der Markt ist da. Wir wissen doch alle, dass es Sammelstellen gibt, die dieses Geld einsammeln und es Flugzeugführern oder Flugbegleitern oder anderen Personen übergeben. Ich hoffe nicht, dass das Viethaus oder H.M. Sky (so eine Vorgängerfirma von Viethaus) so eine Sammelstelle betreibt.

    Wenn sie die nicht betreiben, können und müssen sie das öffentlich erklären und überall im Viethaus die Erklärung aushängen. Und das auch der Polizei und den Zeitungen erklären.

    Wenn sie die Sammelstelle betreiben, ist das kriminell. Denn viel Geld, das cash nach Vietnam gebracht wird, wird von Zigarettenhändlern oder -großhändlern abgegeben. Das sind Mafiastrukturen. Wer ihr Geld wäscht, macht sich mit schuldig.

     

    Ich fordere eine öffentliche Erklärung von Herrn Hung und Frau Thuy. Wenn sie schuldig sind, werde ich eine Demo organisieren, damit sie zurücktreten.

     

    Danke für den Bericht.

     

    Thang

  • UF
    Ullrich F. / www.vietnam-infothek.de

    Ich finde diesen bekannten Sensationsjournalismus von Marina Mai erschreckend. Viele Leser dieser Artikels werden das simple Fazit ziehen: Das Viethaus in Berlin ist eine eine Stätte von Geldwäsche.

     

    In Deutschland gilt das Unschuldsprinzip. Einzig bekannter Fakt ist, ein beschuldigter Flugbegleiter oder Pilot (auch hierzu gibt es unterschiedliche vietnamesische Presseinformationen) hat bei der Vernehmung einen Namen genannt. Die Pressefreiheit in Vietnam ist derart offen, daß vollständiger Name und Adresse veröffentlicht werden. (z.B. wurde auch schon der Reisepass eines deutschen Arbeitsmediziners aus MVP abgebildet, der im Verdacht der Kinderschändung stand). Hat dieser Flugbegleiter/Pilot überhaupt die Wahrheit gesagt ?

     

    Selbst wenn Frau N. involviert wäre, was kann ihr Mann und die Viethaus AG dafür ? Ist Frau N. dort beschäftigt, nach Mai´s Bericht wohl eher nein !

     

    Ich bin schon immer beeindruckt darüber, was Frau Mai aus paar Pressemeldungen und Forumswissen macht. Es ist doch völliger Quatsch, dass das Viethaus einen Generaldirektor hat. Nguyen Xuan Hung ist Vorstandsvorsitzender. Das Viethaus ist nach deutschem Recht eine AG. Thomas Grätsch ist nicht sein Stellvertreter (Stellv. Vorstandsvorsitzender ist Vo Quoc Kiet) sondern Assistent.

  • F
    Frank

    Laut Thanniennews war es kein Pilot, sondern eine Stewardess von Vietnam airlines.