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Trainer Hans Meyer über die DDR"Wir haben im eigenen Saft geschmort"

Fußballtrainer Hans Meyer ist der einzige gesamtdeutsche Erfolgscoach. Im sonntaz-Gespräch redet er über DDR-Roboterfußball, Freiheit und Vorurteile.

Hans Meyer: "Das war nicht so, dass du jeden Moment gedacht hast: Gib mir eine Waffe und ich mache einen Durchbruch." Bild: dpa

Hans Meyer ist der einzige gesamtdeutscher Erfolgstrainer. Genauer: Der einzige Fußballcoach, der sowohl in der DDR als auch später im wiedervereinten Deutschland den Pokalwettbewerb gewinnen konnte. "Das Leben war normaler als viele glauben", sagt er im sonntaz-Gespräch mit Andreas Rüttenauer über die DDR. "Das war nicht so, dass du jeden Moment gedacht hast: Gib mir eine Waffe und ich mache einen Durchbruch." Andererseits sagt Meyer selbstkritisch: "Ich gehöre auch zu den Menschen, die sich mit Dingen abgefunden haben, mit denen wir uns nie hätten abfinden dürfen. Damit, dass sie uns einfach mit einer undurchlässigen Grenze von dieser Welt abschneiden. Dass das pervers ist, haben wir nicht mehr so empfunden. Das war geschichtsgegeben." Heute lebt Meyer in Nürnberg und sagt, er sei dort "zufrieden ohne Ende".

Immer wieder wird er mit dem verzerrten Bild, dass sich viele Westler vom Osten machen konfrontiert. "Wenn du am Niederrhein aufgewachsen bist und keine Verwandten drüben hast, woran denkst du denn, wenn jetzt von der DDR die Rede ist: an Mauer, Tote an der Mauer, an Stasi, Lug, Trug und Betrug und Unfreiheit ohne Ende", sagt er. Über Freiheit hat sich Meyer Zeit seines Lebens seine ganz eigenen Gedanken gemacht. Im sonntaz-Gespräch fragt er: "Was ist Freiheit, wenn jetzt 2.000 Mitarbeiter von Quelle entlassen werden? Ist das Freiheit, wenn du Angst haben musst, deine Arbeit ohne jedes eigene Verschulden zu verlieren?

Gehen wir einmal durch Nürnberg und fragen wahllos 500 Leute: Wie frei fühlen Sie sich auf ihrer Arbeitsstelle? Ist das Freiheit, wenn du weißt, dein Chef ist ein Riesenarschloch, aber um zu überleben, musst du ihm dienen?"

Bild: taz

Im Interview in der Ost-West-sonntaz spricht Hans Meyer außerdem über Marx und Jungfußballer, das trostlose Mecklenburg-Vorpommern und sein Image als Disziplin-Meyer. Am 7./8. November am Kiosk.

Meyer ärgert sich über das Image des DDR-"Roboterfußballs": "Kreativität wurde nicht gezielt unterdrückt", sagt er. Dass der DDR-Fußball im Vergleich mit den großen Fußballnationen des Westens nie so recht mithalten konnte, liegt für Meyer nicht daran, dass die Teams "abgeschirmt waren und die internationalen Kontakte fehlten". Kontakte ins Ausland hat es für die Spitzenfußballer im Osten in der Tat zur Genüge gegeben. "Wir haben auf eine andere Weise im eigenen Saft geschmort", erinnert sich Meyer. Denn es gab kein Transferwesen. Ein Trainer konnte sich keine Mannschaft zusammenstellen. Für Meyer war das "Wettbewerbsverzerrung". Dennoch hat er den FC Carl Zeiss Jena 1981 ins Europapokalfinale der Pokalsieger geführt. Er genoss hohes Ansehen im Osten. Und spätestens seit er 2007 den 1. FC Nürnberg zum Sieg im DFB-Pokal geführt hat auch im Westen.

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