Tourismusminister über Kairos Museen: „Einen Schneeballeffekt auslösen“
Hisham Zaazou, Ägyptens Tourismusminister, blickt optimistisch in die Zukunft. Und eine Vision für den Großraum Kairo hat er auch.
taz: Herr Zaazou, bei unserem letzten Gespräch im Januar 2013 haben Sie gesagt, der Kulturtourismus, etwa nach Luxor und Assuan, sei tot. Gilt das heute auch noch?
Hisham Zaazou: Nein. Nachdem einige europäische Regierungen ihre Reisewarnungen für Ägypten abgeschwächt haben, konnten wir anfangen, den kulturellen Tourismus wieder zu beleben.
Wie machen Sie das?
Wir bemühen uns, die Anbieter direkt nach Luxor und Assuan zu holen, unter Umgehung von Kairo, aber mit der Option eines Fluges nach Kairo und zurück. Im Hinblick auf Kairo waren einige Reiseveranstalter zunächst etwas zurückhaltend. Im Oktober hatten die Fluggesellschaft KTA und wir Vertreter von Reiseunternehmen für zwei Nächte in Luxor zu Besuch. Das Ergebnis ist, dass europäische Anbieter, sogar aus Russland, jetzt die Region bewerben wollen. In Deutschland will das Reiseunternehmen FTI mit Touren aus mehreren Städten nach Oberägypten beginnen. Es soll wöchentlich vier Flüge geben. TUI ist dabei zu überlegen, jetzt Direktflüge nach Luxor aufzunehmen. Das wird hoffentlich einen Schneeballeffekt auslösen.
Wie sieht es auf dem asiatischen Markt aus?
Im Januar wollen wir zum ersten Mal mit Charterreisen aus fünf chinesischen Städten beginnen. Das Programm fängt in Assuan an, dann geht es nach Luxor, nach Hurghada am Roten Meer, nach Kairo und von dort zurück nach China – inklusive einer Drei-Nächte-Reise auf dem Nil.
Können Sie Zahlen für Luxor nennen?
Hinsichtlich der Belegung der Hotels liegt Luxor heute bei über dreißig Prozent, im Vergleich zu fünf bis acht Prozent davor. Im Februar sollte die Zahl fünfzig oder sechzig Prozent erreichen. Ich bin optimistisch. Wenn die Flugzeuge einmal kommen, werden sich auch die Hotels füllen.
Der Geschäftsmann und Politiker Hisham Zaazou wurde 1954 geboren. Seit August 2013 ist er ägyptischer Tourismusminister. Zweimal legte er unter dem islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi aus Protest sein Amt nieder. Doch der damalige Regierungschef Hisham Kandil lehnte die Rücktritte ab und überredete Zaazou, dass er weitermacht.
Und haben Sie auch die Zahlen für Kairo?
Im letzten Quartal 2013 lag die Auslastung der Hotels bei etwa zwanzig Prozent, heute sind es vierzig bis fünfzig Prozent. Dabei waren die Hotels in der Innenstadt schlechter besucht als die in Heliopolis in der Nähe des Flughafens. Das liegt an der Wahrnehmung, dass es in der Innenstadt ständig Probleme gebe. Aber heute kommen Besucher wieder in Hotels wie Four Seasons oder Ramses Hilton in Downtown. Derzeit kommen viele Besucher aus Hurghada nur für einen Tagestrip nach Kairo. Sie sehen lediglich das Allerwichtigste, die Pyramiden, das Ägyptische Museum und vielleicht noch das islamische Kairo. Aber Kairo hat viel, viel mehr zu bieten. Kairo, das sind die Leute, das Nachtleben, das Herumschlendern in Downtown oder abendliche Aktivitäten in der Oper. Das können wir jetzt noch nicht bewerben. Aber wenn sich der Tourismus wieder normalisiert, und ich gehe davon aus, dass das bis Ende des Jahres geschieht, dann kann man mehr anbieten als im Moment.
Bei den Pyramiden wird ein neues Museum, das Große Ägyptische Museum gebaut. Laut Presseberichten ist dort ein großes Resort mit fünfzig Hotels geplant. Stimmt das?
Es gab mal ein Projekt des Wohnungsministeriums, an dem ich beteiligt war, Hotels und Wohnviertel in der Umgebung der Vorstadt 6. Oktober zu bauen, eine touristische Stadt um eine Pferderennbahn mit Restaurants und Bars. Von dort ist man schnell bei den Pyramiden und dem neuen Museum. Damit würde auch die Region entwickelt werden. Die entsprechenden Studien sind fertig, aber seitdem hat sich das Wohnungsministerium nicht mehr bei mir gemeldet.
Ein solches Resort würde bedeuten, dass der Innenstadt von Kairo mit ihren Hotels, Hostels und Cafés Einkünfte entzogen werden.
Sie unterstellen, dass alle Touristen dann in dieser Region und nicht mehr in Downtown wären. Doch manche Leute wollen bei den Pyramiden wohnen, andere am Nil oder eine Nacht in der Nähe des Flughafens verbringen, um sich die Anfahrt vor dem Abflug zu ersparen. Ich glaube, das wird ein besseres Geschäft für den Großraum Kairo bringen.
Bringt ein solches Projekt angesichts der Dauerstaus in Kairo nicht auch Transportprobleme mit sich?
Wenn man einen solchen Hotelkomplex errichtet, müsste im Westen von Großkairo wahrscheinlich ein neuer Flughafen für Chartermaschinen und kleinere Flugzeuge gebaut werden. Wegen des Verkehrs in Kairo könnte man auch Hubschrauber als Taxis einsetzen – ein Projekt, über das diskutiert wird – und so Leute von beiden Flughäfen in das Stadtzentrum bringen. Die Helikopter könnten zum Beispiel auf Gebäuden in der Innenstadt landen. Oder wir legen einen Strand an – das würde ich gerne sehen – und kleine Flugzeuge landen auf dem Nil, die die Besucher von den Pyramiden in die Innenstadt oder zum Flughafen bringen. So könnte es aussehen.
Wäre es nicht einfacher, erst einmal die U-Bahn bis zu den Pyramiden zu verlängern?
Diese Pläne gehen gut voran, die Arbeiten finden bereits statt. All das wird uns helfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert