Tourismusmesse in Berlin: Rosige Aussichten für Reisebranche
Die Internationale Tourismus-Börse kündigt einen Umsatz-Rekord an. Bei der Nachhaltigkeit, die eigentlich Motto ist, gibt es aber noch Luft nach oben.
Tourismus ist ein wichtiger Faktor in der Klimapolitik. Urlaubsreisen weltweit sind für rund 10 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Zum Auftakt der Messe spielte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands, den Ball allerdings gleich weiter: „Die Bundesregierung sollte umweltfreundlichen Treibstoff für Flugzeuge fördern“, sagte er.
Überdies sehe er vor allem die Konsument*innen in der Verantwortung. „Beim Buchungsentscheid ist die Nachhaltigkeit nicht sehr wichtig“, die Tourismusbranche müsse mehr „Bewusstsein schaffen“, damit sich die Nachfrage verändere.
Das sieht der Berliner Mobilitätsforscher Andreas Knie anders: „Entweder es ändert sich das Angebot oder die Politik muss eingreifen.“ Das Thema sei zwar in der Branche angekommen, entwickle sich aber träge. „Gerade bei der Dekarbonisierung der Verkehrsmittel muss noch viel passieren“, so Knie.
79 Milliarden Euro für Reisen
Ökonomisch geht es der Reiseindustrie derweil sehr gut: Trotz gestiegener Preise blickt sie optimistisch in die Zukunft. Nachdem es 2023 bereits einen Rekord gegeben habe, rechne man in diesem Jahr erneut mit mehr Buchungen, teilte Fiebig mit. Vergangenes Jahr hätten die Deutschen mehr als 79 Milliarden Euro für Reisen ausgegeben. Der Umsatzanstieg geht jedoch teilweise auch auf das gestiegene Preisniveau zurück.
„Vor allem Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten waren wieder gefragt“, erklärte Fiebig. Bei Buchungen aus Deutschland habe die Türkei Spanien als beliebtestes Urlaubsziel im organisierten Reiseverkehr überholt. Neben diesen beiden Ländern seien die beliebtesten Destinationen bei den organisierten Reisen Griechenland und Ägypten. „Die Deutschen wollen Pauschalreisen“, sagte der Verbandschef. Ihr Anteil am Gesamtumsatz lag bei 47 Prozent. „Insbesondere Auslandsreisen werden vornehmlich bei Reiseveranstaltern und den rund 9.000 Reisebüros in Deutschland gebucht“, so Fiebig.
Gastgeberland der ITB ist Oman. Der Tourismusstaatssekretär beim omanischen Ministerium für Kulturerbe und Tourismus, Azzan bin Qassim Al Busaidi, schwärmte vor Journalist*innen von seiner Heimat. Nichtregierungsorganisationen kritisieren dagegen die prekäre Menschenrechtslage im Sultanat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit