Tötung von Daunte Wright in den USA: Ex-Polizistin schuldig gesprochen
Im April wurde der Schwarze US-Amerikaner Daunte Wright von einer Polizistin erschossen. Nun hat eine Jury die Schützin schuldig gesprochen.
Potter sprach in der Folge von einem Unfall und plädierte vor Gericht auf nicht schuldig. Über das Strafmaß wird voraussichtlich im Februar entschieden. Der weißen Ex-Polizistin droht für den einen für schuldig befundenen Anklagepunkt eine Höchststrafe von 15 Jahren Gefängnis, für den anderen eine Höchststrafe von zehn Jahren. Das tatsächliche Strafmaß dürfte aber gemäß der Richtlinien des Bundesstaates Minnesota deutlich niedriger ausfallen.
Der tödliche Vorfall hatte sich bei einer Verkehrskontrolle in Brooklyn Center nahe Minneapolis ereignet, bei der sich Wright einer Festnahme widersetzte. Potter wollte nach Polizeiangaben eine Elektroschockpistole auf den Afroamerikaner abfeuern – griff aber irrtümlicherweise nach ihrer Dienstwaffe. Vor dem Schuss rief die Beamtin mit 26 Jahren Berufungserfahrung mehrfach „Taser“, wie auf Aufnahmen ihrer Körperkamera zu hören ist.
„Sie hat einen Fehler gemacht. Es war ein Unfall. Sie ist auch nur ein Mensch“, sagte Potters Anwalt Paul Engh beim Prozessauftakt. Die Staatsanwaltschaft wies die Darstellung zurück und warf Potter „leichtsinnigen Umgang mit einer Schusswaffe“ und „die Missachtung bekannter Risiken“ vor.
Wrights Familie äußerte sich in einer Stellungnahme „erleichtert“ über den Schuldspruch. Dieser bringe „ein gewisses Maß an Rechenschaft für den sinnlosen Tod“ des 20-Jährigen. Wrights Tod hatte in Brooklyn Center Proteste gegen Polizeigewalt ausgelöst. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen, bei denen dutzende Menschen festgenommen wurden.
Brooklyn Center liegt nördlich von Minneapolis, wo im Mai 2020 der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden war. Der tödliche Schuss auf Daunte Wright ereignete sich just in der Zeit, als dem weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin, der Floyd rund neuneinhalb Minuten das Knie in den Nacken gedrückt hatte, in Minneapolis der Prozess gemacht wurde. Chauvin wurde später zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies