■ Kommentar: Töpfer an die Box
Die Fahrt durch das Brandenburger Tor steht bei allen Autofreaks seit Jahren ganz oben auf der Begierdeliste. Nichts soll schöner sein, als mit Vollgas unter der Quadriga durchzubrettern. Ob die Säulen dabei bröseln oder gar der Pferdewagen runterkommt, ist schietegal. Hauptsache, die Freiheit des Gaspedals in der Innenstadt bleibt gewährleistet.
Daß sich ausgerechnet der ehemalige „Umweltminister“ Klaus Töpfer (jetzt im Bauressort tätig) mit in die pole position bei den Rasern einreiht, ist doppelt blöde: Denn Töpfer bricht einerseits nicht nur eine Lanze für die Durchsetzung der autofixierten Pläne in der City-Ost, die mit der Verbreiterung der Behrenstraße und der Verlängerung der Französischen Straße längst Realität sind. Mit der Durchfahrt durch das Brandenburger Tor erhielte darüber hinaus die Straße Unter den Linden einen neuen Status: sie mutierte zur Schnellverbindung zwischen Ost und West.
Andererseits muß sich Töpfer fragen lassen, ob er seinen Job noch ernst nimmt. Der Denkmalschutz gehört zwar in die Kompetenz der Länder. Zugleich muß der Bauminister aber jedes Interesse haben, das bauliche Erbe in der Stadt zu schützen. Dem Denkmal Brandenburger Tor kommt die besondere – und schützenswerte – Rolle als Eingang zum neuen Pariser Platz samt dessen propagierter urbaner Funktion zu. Der Autoverkehr würde diese dort überrollen und die Flaniermeile Unter den Linden gleich mit dazu. Rolf Lautenschläger
siehe Meldung auf Seite 22
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