piwik no script img

Tödliche Nahrungsmittelhilfe in Uganda„Super-Müsli“ von der UNO

In Uganda sind mehrere Menschen nach dem Verzehr von Lebensmitteln der Vereinten Nationen gestorben. Viele andere kamen ins Krankenhaus.

Dürreregion: Karamoja im Nordosten Ugandas Foto: reuters

Kampala taz | Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat in Uganda mutmaßlich vergiftete Nahrungsmittel verteilt. Drei Menschen starben, Hunderte mussten behandelt werden. Laut einer internen Untersuchung verteilte das WFP am Dienstag vergangener Woche Getreide und Bratöl an rund 120 Familien in der bitterarmen nordöstlichen Region Karamoja.

Aus dem „Super-Müsli“ kochen die Mütter in der Regel einen dicken Brei, den sie und die Kinder zum Frühstück essen. Das „Super-Müsli“ wird in Uganda an schwangere Mütter und unterernährte Kinder verteilt.

Bereits am nächsten Tag meldete das Krankenhaus im Ort Amudat unweit der Verteilungsstation, neun Patienten seien mit ernsten Symptomen einer starken Lebensmittelvergiftung eingeliefert worden: Erbrechen, hohes Fieber, Schwindel, Gedächtnisverlust. Die Kranken gaben an, an diesem Morgen das „Super-Müsli“ gegessen zu haben.

Als ein WFP-Team am Tag darauf eintraf, hatte sich die Zahl der eingelieferten Kranken verdoppelt. Am Wochenende meldete Ugandas Gesundheitsbehörde in Karamoja bereits 90 Kranke, darunter zwölf Kinder unter fünf Jahre.

Bis einschließlich Dienstag sind 262 Menschen behandelt worden, erklärte die Regierung. Bis auf zehn Patienten wurden alle entlassen, aber „es gibt bislang unbestätigte Berichte über drei Tote“.

Laboruntersuchungen laufen noch

WFP stoppte nach eigenen Angaben bereits Freitag landesweit die Verteilung des verdächtigen Getreidebreis. Lebensmittelproben wurden nun in Laboren in Ugandas Hauptstadt Kampala untersucht, ebenso das Wasser, mit dem der Brei angerührt wurde, sowie die Ausscheidungen der Patienten.

Einige Proben mussten nach Kenia und Südafrika ausgeflogen werden. Die Ergebnisse werden erst in einigen Tagen erwartet.

WFP verteilt seit über zehn Jahren das „Super-Müsli“ in 44 Gesundheitsstationen in der Dürreregion Karamoja. Aber auch in den zahlreichen Flüchtlingslagern im Nordwesten Ugandas wird das Getreide verteilt.

Uganda beherbergt derzeit über eine Million Flüchtlinge. Der Getreidebrei galt bislang als die beste Erstversorgung, vor allem bei Kleinkindern.

Flüchtlingsminister Mussa Ecweru äußert sich in einem Zeitungsinterview „ernsthaft besorgt“. Er vermutet, das Getreide sei kontaminiert worden, während es in Säcke verpackt wurde. „Die Frage ist jedoch: Warum wurde dies nicht entdeckt?“, kritisiert er.

Den Großteil seiner Lebensmittelhilfe kauft WFP lokal in Uganda – in den vergangenen drei Jahren fast eine halbe Million Tonnen Lebensmittel im Wert von rund 150 Millionen Dollar.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Mutterkorn?