Todesurteil in Iran gegen Fußballprofi: Solidarität mit Amir Nasr-Azadani
Das Regime in Teheran will einen Fußballer töten lassen. Vor ihm waren schon andere Sportler Opfer der Justiz.
Nasr-Azadani droht das dritte Justizopfer der Repressionen zu werden, mit denen das iranische Regime auf die Proteste reagiert, die nach dem Tod der Kurdin Mahsa Amini das Land erschüttern. Vor Nasr-Azadani wurde schon ein anderer Sportler, der 23-jährige Ringer Madschidreza Rahnavard, hingerichet: Er wurde an einem Baukran erhängt.
Auf das Schicksal des nun vom Tode bedrohten Nasr-Azadani machte die Gewerkschaft der Berufsfußballer, FIFPro, aufmerksam. Sie zeigt sich „schockiert und angewidert“ von dem Urteil, Nasr-Azadani habe sich „für die Rechte der Frauen und die grundlegenden Freiheiten in seinem Land eingesetzt“.
Auch Exprofis, die zum Teil aus der Bundesliga bekannt sind, solidarisieren sich mit Nasr-Azadani, unter anderem Serdar Azmoun von Bayer Leverkusen, der auch bei der WM in Katar für die Nationalelf spielte. Bekannte Namen der Unterstützer sind unter anderem: Ali Karimi (Bayern und Schalke) und Mehdi Mahdavikia (Bochum, HSV und Frankfurt). Karimi forderte auf Twitter zur Unterstützung Nasr-Azadanis auf. Mahdavikia, der den Spieler persönlich kennt, äußerte sich sehr besorgt. Ein weiterer Ex-Nationalspieler, Masoud Shojaei, zeigte auf Instagram Nasr-Azadanis Foto und benutzte dazu den Hashtag „No to Execution“.
Mohammad Reza Akhbari, früherer Mitspieler
Einer von 28
Von der aktuellen iranischen Nationalmannschaft, die bei der WM in Katar durch Schweigen bei der Nationalhymne gegen die Zustände in ihrem Land protestierte, forderte Torwart Alireza Beiranvand auf Instagram die Aufhebung der Hinrichtung, allerdings ohne Nasr-Azadanis Namen zu nennen oder konkrete Hinweise zu geben.
Weitere bekannte Spieler, die sich mit Nasr-Azadani solidarisieren, sind Ali Gholizadeh, Masoud Shojaei, Javad Nekounam oder Saeid Ezatolahi. Mohammad Reza Akhbari, der Kapitän von Nasr-Azadinis früherem Verein SC Traktor, einem Erstligisten im Iran, schreibt auf Instagram: „Diejenigen, die Amir näher kennen, wissen, was für ein zurückhaltender Junge er war.“ Akhbari fordert alle Fußballprofis auf, ihre Prominenz zu nutzen, um seinen Kollegen zu retten.
Ähnlich wie bei dem ermordeten Ringer Rahnavard und dem ersten vom Staat während der aktuellen Proteste getöteten Iraner, Mohsen Shekari, heißt es aus Kreisen der iranischen Opposition, dass auch Amir Nasr-Azadani gefoltert worden sei, um ein Geständnis zu erzwingen. Ob Nasr-Azadani wirklich ein Geständnis abgelegt hat, war nicht zu ermitteln.
Nach Angaben der in London ansässigen oppositionellen Nachrichtenagentur IranWire ist Nasr-Azadani einer von 28 Iranern und Iranerinnen, die im Rahmen der aktuellen Protestbewegung zum Tode verurteilt wurden. Auch drei Kinder seien dabei. Nasr-Azadanis Name war zunächst nicht genannt worden. Erst über Twitter-Nachrichten seiner ehemaligen Vereine wurde sein Schicksal bekannt. Ein Verwandter bestätigte gegenüber IranWire die Verhaftung und den Prozess.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag