piwik no script img

Tod von Michael Brown in FergusonGouverneur ruft Notstand aus

In diesen Tagen entscheidet sich, ob der Polizist, der den afroamerikanischen Teenager erschossen hat, angeklagt wird. Aus Angst vor Unruhen steht die Nationalgarde bereit.

Proteste für Gerechtigkeit im Fall Michael Brown: Clayton, Missouri. Bild: dpa

JEFFERSON CITY ap | Vor der Entscheidung über eine Anklageerhebung im Fall des erschossenen afroamerikanischen Teenagers in der US-Stadt Ferguson bereiten sich die Behörden auf mögliche Unruhen vor. Der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, verhängte am Montag den Notstand und mobilisierte die Nationalgarde. Sie soll die örtliche Polizei dabei unterstützen, Krawalle wie in den Tagen nach der Erschießung des 18-jährigen Michael Brown am 9. August zu verhindern.

Ein Geschworenengericht soll entscheiden, ob ein weißer Polizist wegen der tödlichen Schüsse angeklagt wird. Es gab keinen Hinweis darauf, dass diese Entscheidung unmittelbar bevorsteht. Die Staatsanwaltschaft hatte aber vorab erklärt, sie rechne zwischen Mitte und Ende November mit einem Beschluss.

„Alle Menschen in der Region um St. Louis verdienen es, sich in ihren Gemeinden sicher zu fühlen und ihre Stimmen ohne Angst vor Gewalt oder Einschüchterung zu erheben“, erklärte Nixon.

Die Geschworenen beraten darüber, ob es genügend Beweise für eine Anklage gegen den Polizisten gibt und wenn ja, welche Vorwürfe konkret erhoben werden. Sollte es zu einer Anklageerhebung kommen, wird eine neu Jury ausgewählt, die dann im Prozess über Schuld oder Unschuld des Verdächtigen entscheidet.

Eigene Ermittlungen des US-Justizministeriums

Das US-Justizministerium führt in dem Fall eigene Ermittlungen durch. Wann diese abgeschlossen sind, ist allerdings noch nicht klar.

Brown war unbewaffnet, als er von dem Polizisten erschossen wurde. Hintergrund war offenbar, dass der Beamte den Jugendlichen wegen eines Raubüberfalls kurz zuvor verdächtigt hatte. Die tödlichen Schüsse hatten bereits lange vorhandene Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen in Ferguson zum Überkochen gebracht. Zwei Drittel der Bevölkerung dort sind Schwarze, die Polizisten fast alle weiß.

Einen Tag nach dem Tod Browns kam es zu den ersten Krawallen und Plünderungen. Die Polizei setzte Panzerfahrzeuge und militärische Ausrüstung ein, was ihr den Vorwurf einbrachte, zu einer weiteren Eskalation beigetragen zu haben. Die Demonstranten warfen in den folgenden Tagen unter anderem mit Steinen und Molotow-Cocktails auf die Polizisten, diese reagierten mit Tränengas und Gummigeschossen.

Auch im August hatte Gouverneur Nixon den Notstand verhängt und schließlich die Nationalgarde aktiviert. Wie viele Nationalgardisten diesmal zum Einsatz kommen sollten, sagte er nicht. Sie sollten auf Anfrage der Polizei „Leben und Besitz schützen“, sagte Nixon.

Der Bürgermeister von St. Louis, Francis Slay, sagte, er begrüße die Mobilisierung der Nationalgarde. Sie werde eine „sekundäre Rolle“ einnehmen und könnte etwa an Einkaufszentren oder Verwaltungsgebäuden stationiert werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Unrechtsstaat?

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Wenn weiße demonstrieren reichen ein paar Verkehrspolizisten. Wenn Schwarze auf die Straße gehen, muß gleich das Militär ran.

    • @774 (Profil gelöscht):

      Vor einigen Wochen gab es in Ferguson eine "Open Carry" Demonstration von ca. 100 Weißen, die natürlich alle bewaffnet waren, und ihre Gewehre schwenkten. Die wenigen Polizisten, die präsent waren, standen locker herum und lachten. Auch in den Medien fand es kaum jemand bedrohlich, dass ca. 100 Menschen mit Gewehren durch die Straßen laufen, und Parolen rufen.

       

      Würden 100 Schwarze irgendwo in den USA mit Gewehren marschieren, gäb' es einen riesigen Aufschrei in den Medien, und die Nationalgarde würde sich ihnen mit Panzern entgegenstellen. Das zeigt auf welcher Seite die Polizei und die Eliten des Staats stehen.

      • @Eike:

        Nö, schauen Sie bitte einfach mal die Täterstatistiken des FBI durch, was Kapitaldelikte mit Schusswaffen angeht.

         

        Dann ist die Reaktion selbsterklärend.

        • 7G
          774 (Profil gelöscht)
          @KarlM:

          Sagen Sie mal: Sind Sie außer bei der NRA und GRA auch noch beim Ku Klux Klan?

    • @774 (Profil gelöscht):

      Mit derselben Logik hätte man 1968 sagen können: Wenn Demokraten in Prag demonstrieren, muß gleich die Rote Armee ran.

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @Dudel Karl:

        Richtig! So war es ja auch.