Tobias Bergmann meldet sich zu Wort: OB-Kandidat rügt Provinz-Bashing
Rebellen-Ex-Präses der Handelskammer Hamburg und OB-Kandidat lädt die taz nord-Glosse „südwester“ in seine neue Heimat Neumünster ein.
Ein solcher Text – der in der Tat hemmungslos polemisiert – sei Ausdruck „unerträglicher Arroganz einer Großstadt-Elite, die auf alle Menschen herabschaut, die nicht jeden Tag mit einem Latte macchiato mit Hafermilch beginnen“, sagte Bergmann dem südwester in einem eigens gedrehten Video. Er möge gefälligst nach Neumünster kommen. Von den dortigen Menschen könne er viel lernen, was er in seiner Hochschule nicht gelernt habe.
Der südwester teilt gern aus. Da gehört es sich, auch hart im Nehmen zu sein, zumal Bergmann allen Grund hat, die Neumünsteranerinnen und Neumünsteraner in Schutz zu nehmen: Die SPD hat ihn mit 97 Prozent der Stimmen zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 9. Mai gekürt. Sein Slogan: „Neumünster kann mehr.“
Dass der gebürtige Bayer, der Sozialdemokratie mit der Muttermilch aufgesogen hat, was kann, hat er in Hamburg bewiesen. Dort hat er die altehrwürdige Handelskammer aufgemischt. Er organisierte eine Basisbewegung für mehr Transparenz, weniger politische Einmischung, gegen Zwangsbeiträge und gegen die Closed-Shop-Mentalität der Kammer.
Umsturz beim Plenum
Wo sich bislang kaum einer für die Wahl zum Kammerplenum interessiert hatte und dieses stets im Konsens entschied, gab es – wie unfein – plötzlich zuerst eine kleine Opposition und dann sogar einen Wahlkampf. Bergmanns „Die Kammer sind wir“ holte 55 von 58 Sitzen. Statt wie üblich ein Konzernvorstand oder millionenschwerer Reeder wurde der Chef einer kleinen Unternehmensberatung Präses.
Im Amt hat der Schnellsprecher allerdings glücklos agiert. Die Reform scheiterte am internen Zwist, die Abschaffung der Kammerbeiträge erwies sich als nicht machbar. Nach anderthalb Jahren trat Bergmann zurück.
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