Tierschutzvideo aus Geflügelbetrieb: Wiesenhof häckselt Entenküken

Tierschützer haben bei Wiesenhof gefilmt, wie Entenküken nach dem Schlüpfen getötet werden. Laut Firma waren diese nicht „lebensfähig“.

Ein Küken schwimmt neben einem Blatt

Dieses Küken wurde nicht gehäckselt. Es wohnt auch nicht bei Wiesenhof Foto: ap

BERLIN taz | Auch in der Entenzucht werden Küken kurz nach dem Schlüpfen getötet. Das zeigt ein Video, das die Organisation Soko Tierschutz verdeckt bei Deutschlands größtem Geflügelfleischlieferanten Wiesenhof aufgenommen hat. Das Unternehmen bestätigte der taz, dass Tiere „aussortiert“ würden, „die nicht lebensfähig sind“.

Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Dutzende Küken in einen Metalltrichter gekippt werden. Ein Küken krallt sich – laut Soko Tierschutz – eine Stunde lang fest, rutscht dann aber hinab in einen Schredder, der die Tiere bei vollem Bewusstsein häckselt.

„Soko Tierschutz vermutet, dass es sich entweder um überzählige Tiere handelt, für die keine Mastplätze vorhanden sind, oder es sogenannte Kümmerlinge sind, also Tiere, die nicht perfekt geraten oder einfach nur nicht rechtzeitig aus der Eierschale gekommen sind“, heißt es in dem Video der Tierrechtler.

In jedem Fall geht es anders als bei der Legehennenzucht um Ausnahmen. Denn dort werden in der Regel alle männlichen Küken getötet – weil sie keine Eier legen.

Aber auch die Tötung vergleichsweise weniger Tiere hält die Soko für illegal, weshalb sie Anzeige erstatten will. Nach Tierschutzrecht darf ein Tier nur getötet werden, wenn ein „vernünftiger Grund“ vorliegt.

Stundenlang auf dem Rücken

Ob die Tiere tatsächlich „nicht lebensfähig“ gewesen sind, wie Wiesenhof behauptet, ist umstritten. „Rein optisch waren die ziemlich makellos“, sagte Soko-Vorsitzender Friedrich Mülln der taz. Dass ein Küken sich eine Stunde am Schredderrand festkrallen konnte, wertete er als Beleg dafür, dass zumindest dieses Tier sehr vital war. Die Geflügeltierärztin Christine Ahlers erklärte jedoch: „Wenn die Tiere zum Beispiel eine Dottersackentzündung haben, sieht man das nur, wenn man sie genau untersucht.“

Die Tierrechtler werfen Wiesenhof auch weitere Missstände vor. So würden „zahlreiche Tiere auf den Rücken fallen“, weil sie zu stark darauf gezüchtet seien, viel Brustfleisch anzusetzen. „Die Tiere sind unfähig sich umzudrehen und werden von Artgenossen zertrampelt, getötet oder drohen zu verdursten.“

Wiesenhof erklärte dazu, von Tausenden Enten in einer Farm fielen nur wenige um. „Jeder Landwirt geht mindestens zweimal am Tag durch seinen Stall“ und kümmere sich um diese Tiere. Laut Mülln waren in einem untersuchten Betrieb gut 100 Tiere betroffen, und trotz Kontrolldurchgängen liegen Enten zuweilen zehn Stunden auf dem Rücken.

Der Tierrechtler bemängelte auch, dass die Wasservögel keinen Zugang zu Badewasser hätten. „Es gibt oft nur Wasserrohre mit Öffnungen, in die die Tiere ihre Köpfe stecken können“, sagt Mülln. Wiesenhof ging nicht auf die Frage der taz ein, ob es artgerecht sei, Enten ohne Zugang zu Wasserflächen zu halten.

Pro Jahr werden in Deutschland rund 20 Millionen Enten geschlachtet. Das sind rund 3 Prozent der Geflügelfleischproduktion.

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