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Tierschützer gegen Zoo HannoverElefanten misshandelt?

Im Zoo Hannover sollen Elefanten geschlagen worden sein. Der Zoo weist die Vorwürfe zurück, will aber die Haltungsbedingungen ändern.

Auch Opfer? Elefantenbaby im Zoo Hannover. Foto: Christoph Schmidt/dpa

BREMEN taz | Im Zoo Hannover sollen Tierpfleger Elefantenjunge misshandelt haben. Das berichtete am Dienstag NDR.de mit Verweis auf das ARD-Infomagazin Report Mainz. „Tierpfleger im Zoo Hannover schlagen Elefantenjungtiere, um sie zu Kunststücken zu bewegen“, hieß es auf deren Homepage mit Verweis auf die Sendung am Dienstagabend. Der Redaktion von Report Mainz lägen heimlich gedrehte Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Peta vor.

Peta hat laut ARD im Herbst 2016 dokumentiert, „wie unterschiedliche Pfleger Jungtiere mit einem sogenannten Elefantenhaken schlagen.“ Gegenüber der taz war die Tierschutzorganisation nicht bereit, sich bis zur Ausstrahlung der „Report Mainz“-Sendung zu der Sache zu äußern.

Madeleine Martin, Tierärztin und Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen, hat für die „Report“-Sendung die Peta-Aufnahmen kommentiert. „Was dort mit den Elefanten getan wurde, ist eines wissenschaftlich geleiteten Zoos nicht würdig“, sagte Martin der taz. Sie habe auf den Bildern „keinerlei positive Konditionierung“ gesehen, „sondern immer wieder den Einsatz des Elefantenhakens, mit dem die Tiere auch in die Seite gehauen werden.“

Nur nicht zu viel Einfluss nehmen

Elefantenhaltung

Die Direct-Contact-Methode: Hierbei steht der Tierpfleger in direktem Kontakt zum Elefanten und ist in seine Herde integriert – allerdings als Leittier. Um die Elefanten zu trainieren und zu unterwerfen, wird dabei ein Elefantenhaken eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen 70 Zentimeter langen Stab mit einem Metallhaken und einer Metallspitze. Dieser soll auch den Pfleger vor möglichen Angriffen der bis zu mehreren tausend Kilogramm schweren Tiere schützen.

Bei der Protected-Contact-Methode sind Tierpfleger und Elefant durch einen Zaun voneinander getrennt. Durch das Gitter hindurch lernt der Elefant in einem auf dem Belohnungsprinzip basierenden „Target Training“, durch das Gitter die Füße zu zeigen oder eine Rüsselspülung zu machen.

Der Zoo Hannover praktiziert die „Direct-Contact-Methode“, bei der die Tierpfleger in unmittelbarem Kontakt zu den Elefanten stehen und in deren Herde integriert sind. „Diese Methode ist veraltet“, sagt Martin. Denn dabei würden die Tiere dressiert: „Manche Zoodirektoren und auch Tierärzte meinen, das sei wichtig, damit die Elefanten bei notwendigen Untersuchungen beispielsweise die Beine anheben, aber das ist auch bei der Off-Hand-Methode machbar.“

Bei dieser Methode, die auch „Protected-Contact-Methode“ genannt wird, sind Tierpfleger und Elefant durch einen Zaun getrennt. Das schützt einerseits den Pfleger vor den schweren Wildtieren und andererseits den Elefanten vor zu viel Einfluss; lediglich durch den Zaun hindurch lernt er, mit den Mitteln positiver Verstärkung – und ohne Elefantenhaken – für Untersuchungen den Fuß oder das Ohr durch das Gitter zu strecken.

„In Hannover werden die Elefanten dressiert wie im Zirkus“, sagte Martin. Die Tiere müssten in Formation laufen und sich auf die Hinterbeine stellen. „Sie setzen sich auf Kommando auf den Po oder laufen hintereinander her, wobei der Rüssel des Hintermanns den Schwanz des Vordermanns hält.“ Nichts davon habe irgendeinen Nutzen: „Das Ganze dient der Belustigung der Zoobesucher – und das soll dann auch noch pädagogisch wertvoll sein!“

Anders als Martin hat die zuständige niedersächsische Tierschutzbeauftragte Michaela Dämmrich die Peta-Aufnahmen nicht zu Gesicht bekommen. Entsprechend knapp fiel am Dienstagnachmittag ihre Stellungnahme zu den Vorwürfen aus: „Beide Haltungsformen, sowohl die Direct-Contact-Methode als auch die Protected-Contact-Methode, können und müssen tierschutzgerecht ausgestaltet werden“, heißt es dazu aus ihrer Pressestelle. Und: „Darüber hinaus können wir Filmaufnahmen erst bewerten, wenn diese uns vorliegen.“

Haken als „verlängerter Arm“

Dem Zoo Hannover wurden die Aufnahmen in der vergangenen Woche vorgelegt. Er weist in einer Stellungnahme „die Beschuldigung ausdrücklich von sich, Tiere mutwillig zu verletzen.“ Der Zoo verteidigt die von ihm angewandte Direct-Contact-Methode als „Möglichkeit der umfassenden medizinischen Versorgung der Tiere.“

Die Beziehung zwischen Pfleger und Elefant basiere dabei „auf tiefem, gegenseitigem Vertrauen und ist in ihrer Art einzigartig“, heißt es in der Stellungnahme des Zoos. Die Pfleger könnten mit dem Elefantenhaken, der bei der Direct-Contact-Methode in den Richtlinien der „European Association of Zoos and Aquaria“ vorgeschrieben sei, „stets einen – bei bis zu 3.500 kg schweren Tieren nötigen – Sicherheitsabstand einhalten, die Tiere führen, lenken und ihn als verlängerten Arm einsetzen.“

Trotzdem will der Zoo Hannover umsatteln, so wie es unter anderem bereits der Zoo Osnabrück getan hat: „Wie im Masterplan 2025+ bereits festgelegt, wird der Erlebnis-Zoo mit dem geplanten Umbau des Elefantengeheges und -stalles zum „geschützten Kontakt“ (protected contact) wechseln“.

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