Tierschützer filmen Misshandlungen: „Tierqual-Transport“ nach Bayern
In einem ungarischen Mastbetrieb wurden Puten vor der Fahrt in einen deutschen Schlachthof gequält. Das kritisiert die Organisation Soko Tierschutz.
Die Organisation „Soko Tierschutz“ wirft dem Großschlachthof Süddeutsche Truthahn AG Misshandlungen von Puten bei einem Transport von Ungarn nach Deutschland vor. Heimlich aufgenommene Videos des Verbands zeigen, wie in einem Mastbetrieb Menschen Puten schlagen, in Käfige einklemmen und brutal in Tiertransporter schleudern. Die Aufnahmen lagen der taz am Donnerstag vor.
Der Geflügelschlachthof beschäftigt nach Angaben seines Eigentümers, des Schweizer Konzerns Bell Food Group, 420 Mitarbeiter. Er produziere pro Jahr rund 80.000 Tonnen Fertigartikel. Zum Sortiment gehörten zum Beispiel Putenschnitzel, Bierschinkeneinlage und Geschnetzeltes.
Laut Soko Tierschutz wurden die Puten bei hohen Temperaturen und in zu engen Käfigen vom ungarischen Szarvaskend ins bayerische Ampfing transportiert. Soko-Sprecher Friedrich Mülln findet, dass solche Transporte verboten werden sollten: „Für die Tiere, die schon beim Verladen misshandelt werden, ist der Transport über viele Stunden besonders in der Sommerhitze die pure Qual.“ In Frankreich seien solche Transporte wegen jener Hitze untersagt worden.
Mülln, der die Misshandlungen gefilmt hat, beklagt, dass den Tierärzten im Ampfinger Schlachthof nichts aufgefallen ist: „Prellungen, Schnittverletzungen und Brüche sind bei dieser Behandlung unvermeidlich. Scheinbar haben hier mal wieder die Kontrollen versagt.“
Schlachthof war schon einmal aufgefallen
Das bayerische Umweltministerium will der Sache nun nachgehen: „Wir haben nach Bekanntwerden der Vorwürfe die beteiligten Behörden gebeten, den Sachverhalt aufzuklären – das ist einmal rückwirkend und einmal in die Zukunft. Natürlich werden wir auch Kontrollen durchführen“, sagte Gerhard Zellner vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz dem ZDF.
Bereits 2014 hat die Soko durch Recherchen bei der Süddeutschen Truthahn AG einen größeren Skandal um „illegale Tötungen, brutales Verladen und extremste Massentierhaltung“ aufgedeckt. Der Großschlachthof versprach Besserung. Das Unternehmen ließ eine Bitte der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Leser*innenkommentare
93559 (Profil gelöscht)
Gast
Jede/r kann es inzwischen wissen, was Fleischkonsum für die Tiere bedeutet. Wer trotzdem zugreift und reinbeißt, macht sich mitschuldig. So einfach ist das.
Wer sicher sein will, diese Sauereien nicht zu unterstützen und trotzdem nicht verzichten mag, kann sich bei der Marktschwärmerei anmelden. Da kriegt er wenigstens Produkte, die von artgerecht gehaltenen Tieren kommen. Nein, sie sind nicht billig, aber dafür nimmt man dann weniger und genießt es wirklich.
Obwohl ich weitgehend vegan lebe, kaufe ich ich ab und an mal Käse, extrem leckeren Joghurt und Eier dort ein, wenn mich mal die Lust packt. Und um diese kleinen solidarisch arbeitenden Betriebe zu unterstützen., wie z.B. die STOLZE KUH in Brandenburg.