Ticketverkauf für die Fußball-WM 2026: Schamlose Preisgestaltung
Wer ein Spiel der Fußball-WM im kommenden Jahr sehen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Wie der Weltverband Fußballfreunde bluten lässt.

Eine erste Runde ist nun gelaufen. Für die mussten sich alle Interessierten erst einmal eine Kreditkarte von Visa besorgen. Bezahlen kann bei der Fifa nur, wer Kunde dieses Premiumsponsors ist. Über 4,5 Millionen Menschen aus beinahe der ganzen Welt hatten sich für eine Ticketlotterie angemeldet, obwohl ja noch lange nicht bekannt ist, wer da eigentlich auf dem Platz stehen wird. Die Auslosung findet erst am 5. Dezember statt. Die Teilnehmenden an der Ticketverlosung wussten vorher auch nicht, wie teuer die Karten nun werden. Nur zwei Preise waren bekannt. Die günstigsten Tickets sollen 60 US-Dollar kosten. Die gibt es aber nur für Gruppenspiele ohne Beteiligung der gastgebenden Nationen. Und auch der Preis für das teuerste Finalticket wurde genannt: 6.730 US-Dollar.
Seit die ersten Tickets vergeben sind, weiß man nun auch, dass die Fifa für die billigste Finalkarte irgendwo weit oben unter dem Dach des Stadions von New Jersey 2.030 US-Dollar verlangt. Wer ein Viertelfinale sehen will, muss 500 US-Dollar zahlen – mindestens. Denn in den späteren Verkaufsrunden soll eine dynamische Preisgestaltung zur Anwendung kommen. Ist die Nachfrage hoch, könnten die Tickets noch teurer werden. Das gehöre zur Sportkultur in den USA, meinte die Fifa dazu.
Wie teuer Tickets werden könnten, ist auf der Plattform zu bewundern, die die Fifa für Kunden eingerichtet hat, die ihre Karte weiterverkaufen möchten. Der Guardian berichtet, dass eine Finalkarte der günstigsten Kategorie dort für 25.000 US-Dollar angeboten worden ist. Die Fifa hat selbstredend nichts gegen diesen offiziellen Zweitmarkt. Sie profitiert mit 15 Prozent von jeder Transaktion auf der Plattform.
Finstere Kryptowelt
Aber da ist noch mehr. Der Weltverband lässt wirklich nichts aus, um zu beweisen, dass er in der finsteren Welt des Kryptokapitalismus angekommen ist. Vor vier Jahren hat er angefangen, NFTs zu verticken, jene auf irgendwelchen Blockchains gesicherten Bilddateien, deren Einmaligkeit einen Wert darstellen soll. Wie so vieles in der Kryptowelt ist der Markt für jene Tokens schnell zusammengebrochen.
Aber weil die Fifa schon mal eine Plattform namens „Fifa Collect“ aufgebaut hatte, wollte man sie weiter nutzen. Jene einmaligen Tokens wurden nun mit dem „Right to buy for Fifa Tournaments“ verknüpft. Für das Recht, ein WM-Finalticket kaufen zu dürfen, waren 999 US-Dollar zu zahlen. Der Ticketpreis kommt dann natürlich noch obendrauf. Die Kontingente waren nach Nationen quotiert. Das englische Kontingent etwa ist längst ausverkauft. Sollte England sich nicht für das Finale qualifizieren, bleibt den Käufern nichts als ein digitales Bildchen für knapp 1.000 US-Dollar.
In New York hat sich Zohran Mamdani, der demokratische Kandidat für den Posten des Bürgermeisters, an die Spitze einer Protestbewegung gegen die Preispolitik der Fifa gestellt. „Game over Greed“, Abpfiff für die Gier, heißt seine Kampagne gegen den ausufernden Fifa-Kapitalismus. Dass die Fifa viermal so viel Geld bei der anstehenden WM umsetzen will wie 2022 in Katar, habe ihn dann doch erstaunt. 5,8 Milliarden US-Dollar hat die Fifa damals eingenommen.
Derweil berichtet das Nachrichtenportal bloomberg.com, dass die Schweizer Behörde für Glücksspielaufsicht eine vorläufige Prüfung des Verkaufs von Blockchain-basierten Token eingeleitet habe. Es geht um eben jene digitalen Kärtchen, die Fans gegen WM-Tickets eintauschen können. Es werde geprüft, ob die Fifa mit ihrer Collect-Plattform nicht so etwas wie ein Glücksspiel betreibe, das den Regeln, die dafür in der Schweiz gelten, zuwiderlaufe.
Dem Glück der albanischen Fans über den Sieg gegen Serbien werden die Diskussionen über Ticketpreise sicher nichts anhaben können. Bei der Fifa wird man sich über die Bilder aus Tirana gewiss freuen. Die Aufnahmen wegen eines Fußballspiels glückbeseelter Menschen könnten die Preise für WM-Tickets nach oben dynamisieren.
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