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Thema bei KommunalwahlenKatalonien gegen die Burka

Im Vorfeld der Kommunalwahlen in Katalonien entdecken die Parteien die Burka als Wahlkampfthema. Eine erste Kommune hat schon ein Verbot erlassen. Rassisten mischen kräftig mit.

Burka-Augenschlitz, aufgenommen in Kairo. Bild: dpa

MADRID taz | Die Kommunalpolitiker im nordostspanischen Katalonien haben ein populistisches Thema entdeckt: Die Burka. Angesichts der bevorstehenden Regional- und Kommunalwahlen machen sie gegen den muslimischen Ganzkörperschleier mobil.

Der Stadtrat von Vendrell in der Provinz Tarragona stimmte am Freitag für das Verbot von Burka und Niqab in öffentlichen Einrichtungen. Katalanische Nationalisten, die konservative Partido Popular (PP) und die offen ausländerfeindliche Plattform für Katalonien (PxC) votierten für den Antrag. Die Abgeordneten der in Madrid regierenden Sozialisten von Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero verließen aus Protest den Saal. "Es ist eine künstliche Debatte: Hier gibt es nur eine Handvoll Personen mit Burka", beschwert sich ihr Sprecher. 18 Prozent der 36.000 Einwohner von Vendrell sind Einwanderer.

"Wir sind nicht wie die Sozialisten in anderen Gemeinden", fügt er hinzu. Wohl wissend, dass auch seine Partei gerne mit Ausländerfeindlichkeit Politik macht. So stimmte sie im sozialistisch regierten Lleida für ein Burka-Verbot. In Barcelona, wo die Sozialisten ebenfalls den Bürgermeister stellen, soll auch über das Thema debattiert werden.

Die Burka-Erlasse sind nicht die ersten Fälle von institutioneller Ausländerfeindlichkeit. In der Stadt Vic weigerte sich der Bürgermeister aus den Reihen der gemäßigt-nationalistischen Convergència i Unió (CiU), Josep María Vila dAbadal, mit Unterstützung der Sozialisten und der ausländerfeindlichen PxC, Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung beim Einwohnermeldeamtzu registrieren. Madrid stoppte dieses Ansinnen, denn die Betroffenen hätten damit das Recht auf kostenlose Gesundheitsversorgung und die Einschulung ihrer Kinder verloren. Jetzt können sich die "sin papeles" wieder registrieren, doch das Rathaus meldet sie an die Ausländerbehörden weiter, mit Bitte um Abschiebung.

"24 Prozent könnten eine ausländerfeindliche Partei wählen", titelte El Periódico, die zweitgrößte Tageszeitung Kataloniens, vor einem Monat. Die PxC, die seit 2007 in sieben Gemeinde- und Stadträten vertreten ist, kann bei den Kommunalwahlen 2011 mit Erfolgen rechnen. Wenn die Umfrage recht hat, zieht mit PxC schon im Herbst bei den Regionalwahlen erstmals eine rassistische Gruppierung in ein spanisches Autonomieparlament ein.

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3 Kommentare

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  • KB
    karin bryant

    Die Stoffkaefighaltung von Frauen und Maedchen muss in ganz Europa verboten sein.

  • ER
    Erst recherchieren, dann publizieren

    Euer Foto zeigt keinen "Burka-Augenschlitz" sondern einen Niqab. "Dieser Text ist mir was wert"? Ja: Nichts!

  • W
    Waage

    Das Tragen einer Burka in westeuropäischen Ländern geht meiner Ansicht nach gar nicht!!!

    .

    Da Problem ist dabei nicht das Befinden der NormalbürgerInnen.

    Die haben sich seinerzeit auch über lange Haare bei Männern oder wahlweise Miniröcke oder Jeanshose bei Frauen aufgeregt.

    Die können Provokation vertragen, die brauchen sie sogar damit sie geistig gelenkig bleiben!

    .

    Das Problem liegt doch hier: Wenn ein Mann mit langen Haaren rumläuft findet er das ganz toll und macht das ganz bestimmt freiwillig!

    .

    Sollte dagegen auch nur ein Teil der Frauen die Burka nicht ganz freiwillig tragen ist das ein Rückschritt in die Zeit vor der Französischen Revolution, ja sogar vor Martin Luther!

    .

    Beim Thema Burka geht es nicht nur bei den "bürgerlichen" sondern bei allen die sich in irgendeiner Form als "liberal" oder "links" sehen ans "Eingemachte"!