Theatertipps der Woche: Aus dem Zuhause, in die Welt
Constanze Behrend inszeniert im Heimathafen das Zuhause. Das Festival „White Money“ untersucht die Bedingungen internationaler Kunstproduktion.
D as Stück kennen wir eigentlich schon: plötzlich müssen alle zu Hause bleiben. Denn Gemeinschaft heißt Ansteckungsgefahr. Deswegen wurde unser aller Leben seit März 2020 immer mal wieder zum Kammerspiel im Homeoffice, aus dem wir nur durch die Kästchen unserer Zoom-Fenster nach draußen gucken konnten.
Das neue Stück von Constanze Behrends „Zuhause“ schlägt aus dieser Lage komödiantisches Kapital und erzählt in Episoden Geschichten verschiedener Menschen, die plötzlich aus ihrem Leben herausgeflogen sind, nicht mehr ins Büro oder an andere Orte können, und daher auf sich selbst zurückgeworfen werden.
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Behrends, die schon die legendäre Theatersoap „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ erfunden hat, ist eine Meisterin des episodischen Erzählens – schaut ihren Figuren aufs Maul und ins Herz. Versteht den Sound der Straße und hat feine Antennen für Lebenslügen ihrer Figuren. Premiere ist am 19.11. im Heimathafen. Wie oft in ihren Stücken spielt Constanze Behrends auch selber mit. Regie führt Réka Kincses (19.11., 20 Uhr. Alle Termine unter www.heimathafen-neukoelln.de).
Von komplexen Innenwelten, die toxisch nach außen strahlen, handelt „Eurotrash“ von Christian Kracht. Kracht arbeitet in seinem bösen Heimat- und Familienroman die Geschichte der eigenen Familie auf: es beginnt als Reise eines Sohnes mit seiner exzentrischen und schwerkranken Mutter Reise und wandelt sich zum Höllentrip durch die Familiengeschichte und die größere Historie.
Es ist ein Erinnerungskampf zwischen zwei Generationen zu einer Geschichte, in der nichts fehlt: von Nazis bis zu sexuellem Missbrauch. In der Schaubühne spielen Joachim Meyerhoff und Angela Winkler die beiden Rollen in diesem Familienduell. (Premiere, 18. 11., 20 Uhr, www.schaubuehne.de).
In den Sophiensälen kommt unter der Überschrift „White Money“ die neue Produktion des internationalen Kollektivs „Flinn Works“ heraus, die sich mit den Bedingungen internationaler Kunstproduktion auseinandersetzt.
Das titegebende „White Money“ fließt als Kulturförderung von Europa in den Rest der Welt und bestimmt dadurch mit, wie zeitgenössische Ästhetik aussieht, ist die These. Dabei werden aus Sicht von „Flinn Works“ rassistische und (neo-)koloniale Strukturen ebenso fortgeschrieben, wie komplexe Inhalte für ein europäisches Publikum auf ihre konsumierbare Oberfläche reduziert.
Künstler:innen aus Indien, Europa und Afrika setzten sich in verschiedenen Performances und Installationen mit Fragen aus diesem Themenkomplex auseinander und zeigen, wie sich die Dinge aus ihrer Sicht darstellen (Sophiensäle: „White Money“, 17. bis 20. 11., alle Perfomances und Termine hier: www.sophiensaele.com).
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