Theatertipps der Woche: Die neue Digitale
Sasha Waltz übersetzt Minimal Music in Tanz. Cosmea Spelleken entwirft den digitalen Werther. Auf nachtkritik läuft „Die Beleidigten. Belarus(sland)“.
L angsam beginnen die digitalen Theaterformate, sich von der Not-Situation zu emanzipieren, der sie zumeist ihre Existenz verdanken: dem pandemiebedingten Theater-Shutdown. So möchte nun auch die Choreografin Sasha Waltz mit digitalen Formaten experimentieren – also sowohl für analoge als auch für digitale Bühnen Tanztheater entwickeln.
In dieser Woche kündigt sie einen Livestream der ersten Arbeit der neuen Digitalsparte aus dem Radialsystem an: „In C“ ist eine Arbeit, die auf der gleichnamigen Partitur des US-amerikanischen Komponisten Terry Riley beruht – einem der Erfinder der Minimal Music. „In C“ (im Jahr 1964 entstanden) besteht aus 53 musikalischen Themen, bei denen Riley es den jeweils ausführenden Musikern überlässt, wie weit sie die Stücke in Wiederholungschleifen in die Zeit ausdehnen wollen. Dem gesellt Waltz mit ihrer Choreografie nun die Tänzerinnen und Tänzer ihrer Compagnie und damit die Ausdehnung der Musik auch in den Raum hinzu. Wir dürfen also gespannt sein auf das modular gedachte Stück Tanz- und Medienkunst, das hier entsteht (Livestream 6.3., 20 Uhr).
Das Leiden, der Werther
Zu den klügsten und pfiffigsten digitalen Theaterstücken gehört „werther.live“. Die junge Theatermacherin und Filmregisseurin Cosmea Spelleken (*1995) hat Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ für unsere heutigen digitalen Kommunikationskanäle adaptiert – also Instgram, Zoom, Messengerdienste und diese Dinge eben. Es entstand ein ebenso mitreißendes wie auch künstlerisch aus dem Vollen schöpfendes Ereignis (diese Woche wieder im Netz am 4.3., 20 Uhr).
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Belarus, die Monologe
Die Proteste in Belarus (Weißrussland), das Aufbegehren gegen Präsident Alexander Lukaschenko und die gefälschte Wahl im vergangenen August sind aus den Medien verschwunden. Die Diktatur dauert an, Opposition wird unterdrückt. Unmittelbar nach den Wahlen im August 2020 und unter dem ersten Eindruck der gewaltigen Protestbewegungen schrieb Andrej Kurejtschik (*1980 in Minsk) in wenigen Wochen sein semi-dokumentarisches Drama „Die Beleidigten. Belarus(sland)“.
Es besteht aus sieben ineinander verzahnten Monologen, die sich zu einem packenden wie erschütternden Bild der Ereignisse fügen. Das Theater Heidelberg hat das Stück übersetzen lassen und präsentiert nun dessen deutschsprachige Erstaufführung als szenische Lesung im Streamkanal des Theaterportals nachtkritik.de (6. März, 19 Uhr bis 7. März 19. Uhr).
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