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Theater gekauftPackhaus wird Flaggschiff

Das Packhaus-Theater im Schnoor wird von Theaterschiff-Betreiber Schakinnis übernommen. Es wird Teil seines Boulevard-Imperiums.

Altes Packhaus, neuer Chef: Kurt Schakinnis ist wieder da. Bild: jpb

BREMEN taz | Noch hängen die verblassten alten Plakate an der Front des Packhauses, noch ist das Parkett verschlissen. Doch bald wird die Bühne im Schnoor wieder bespielt: Kurt Schakinnis, Betreiber des Theaterschiffes, hat’s gekauft. Das ist seit Donnerstag offiziell. Wie viel er für das denkmalgeschützte Gebäude bezahlt hat, das wollen weder er noch Susanne Engelbertz preisgeben. Engelbertz ist Abteilungsleiterin bei Immobilien Bremen, wo ursprünglich 650.000 Euro für das Haus veranschlagt wurden. Die Verkaufs-Einnahmen sollen teilweise in andere Kultureinrichtungen fließen. Zuletzt kursierte ein möglicher Preis von 550.000 Euro. Sicher ist: Die Sanierungskosten sind in der Summe berücksichtigt worden. Schakinnis beziffert die ausstehenden Investitionen auf bis zu 350.000 Euro.

Ein „Schatz“ sei das Haus, so Engelbertz. Und „Schätze müssen gehoben werden“ – nur Bremen könne das eben finanziell nicht mehr stemmen. Nun also hebt Schakinnis, ganz ohne öffentliche Zuschüsse. Er kennt das Packhaus, war von 2006 an für zwei Jahre dessen künstlerischer Leiter – berufen unter dem Druck, dass die städtischen Subventionen auslaufen würden, die der damalige Betreiberverein noch bekam. Schakinnis konnte sich nicht durchsetzen, trat nach personellem Geharke 2008 zurück.

Schakinnis, der nebenbei Regie führt und selbst noch auf der Bühne steht, gilt als einer der wenigen, die das Haus bewirtschaften können. Mit seinem Theaterschiff liegt er im Dezember zehn Jahre an der Schlachte. 2011 sei das bisher erfolgreichste Jahr gewesen: 52.000 Besucher und eine Auslastung von über 90 Prozent. Das Packhaus soll nun sogar seine Zentrale werden. In den Räumen über dem Saal will er die sechs weiteren Bühnen seines Boulevard-Imperiums verwalten: die Theaterschiffe in Bremen und Lübeck, die Komödie Kassel und die Bühne in der Alten Molkerei in Worpswede. Mit diesem Konglomerat aus eigenständigen Betrieben spart Schakinnis Kosten: Die Produktionen rotieren, die meisten Mitarbeiter sind Freiberufler. „Es ist auch eine Sache der Einstellung“, sagt er zu der Frage, warum er ohne Zuschüsse Erfolg hat. Im Theaterbereich hänge man an der Tradition, nicht kaufmännisch zu denken. „Dem Zuschauer ist es aber egal, ob die Bühne in Timbuktu, in Frankreich oder in Bremen gebaut wurde.“ Bei Opern oder Ballett, da käme man nicht ohne Subventionen aus, „in anderen Genres schon“, so Schakinnis. Und sein Genre ist eben die Unterhaltung.

Deckel für Topf gefunden, könnte man also kalauern – in kecker Anlehnung an eins der beiden neuen Stücke: In „Landeier“ suchen Bauern ihre „Deckel, sprich Frauen“, wie die Ankündigung verrät; das „amüsante Stück“ beantworte Fragen mit „schlüpfrigen Szenen und lustigen Dialogen“. Ansonsten verspricht er mit „Machos auf Eis“ vier Männer, die in einem Kühlraum Karaoke singen. Die „kulturelle Nutzung“ also ist gesichert – das war eine der politischen Auflagen für den Verkauf.

Denn das Packhaus stand in den letzten Monaten leer. 2009 zog das Puppentheater „Theatrium“ aus, 2010 endete die städtische Förderung von vormals immerhin 85.000 Euro jährlich. Ein Jahr später ging das Theater in die Insolvenz. Der Verkauf des Gebäudes scheiterte Anfang 2011 wegen Brandschutz-Problemen und Asbest-Belastung.

Im Oktober soll das Packhaus saniert sein, Schakinnis plant mit bis zu 250 Vorstellungen pro Jahr und eine volle Auslastung der 140 Zuschauerplätze. Gespielt werden „Sprech-Komödien“. Mit dem „Theaterschiff“, das nach neuem Anstrich bald wieder an seinem angestammten Platz an der Schlachte ankert, konkurriert das nicht, da ist er sicher: „Der Bedarf ist da.“

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1 Kommentar

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  • TS
    Thomas Streit

    Natürlich ist es immer von Vorteil, das künstlerische Spektrum und eben solches Angebot auszudehnen. Wie viele wissen ist auch der Schauplatz hier sehr gut gewählt. Ob das allerdings letztendlich nur aus privaten Mitteln funktioniert wird sich zeigen.

     

    Was sich aber vielleicht auch wieder zeigen wird ist die erheblich erschwerte bis unmögliche Erreichbarkeit der einzelnen Räume im Theater. Für Rollstuhlfahrer/innen sind wahrscheinlich die bekannten Probleme geblieben. Oder sollte da jemand weiter gedacht haben als über den bloßen Enthusiasmus hinaus?