neue filme: The Isle
Korea 2000, Regie: Kim Ki-Duk; mit Suh Jung, Kim Yoo-Sik u. a.; 82 Min.
Die Landschaft liegt verletzlich da: Unberührt und märchenhaft wirkt der See am Ende der Zivilisation. Ein vergessenes Paradies. Eine Idylle, die sich als eine kleine Erholungssiedlung entpuppt, in die sich handfeste Zivilisationskrankheiten eingeschleppt haben. Das Refugium wird von Hee-Jin (Suh Jung) verwaltet. Ohne Worte bewegt sich die junge Frau wie in einer Schneekugel durch das Terrain. Es fällt nicht leicht, sich auf die Gefühlslage Kim Ki-Duks einzulassen: „The Isle“, dem der Ruf des Skandal- und Kultfilms vorauseilte, ist ein harter Brocken weitab von den Konventionen, die man vom asiatischen Autorenkino bereits gewohnt ist. Durchaus in der Nähe von seriösen Großfestivalstoffen rangiert „The Isle“ mit den für Asien typischen Ikonen eines poetischen Isolationismus (inklusive der emotionalen Strenge, die so ein Zustand erfordert), während seine Bilder bereits einen inhumanen Fatalismus verinnerlicht haben. Da prallt eine reiche Bildermythologie zwischen Sozialrealismus und Surrealismus auf eine regelrecht obszöne Verstocktheit, diese visuelle Eloquenz auch auf zwischenmenschlicher Ebene umzusetzen. Zwischen den Figuren im Film herrscht hilfloses Schweigen. Jeder Versuch von Kommunikation zieht unwillkürlich ein Bild der Zerstörung nach sich.
fsk, Hackesche Höfe
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