Testbericht des ADAC: Schlechte Noten für Fernbusbahnhöfe
Der plötzliche Boom der Fernbuslinien überfordert die Infrastruktur an den Haltestellen. Es fehlt auch an Informationen im Netz.
Dass nicht nur die Fahrt, sondern auch die An- und Abreise zur Nervenprobe werden kann, zeigt nun ein Testbericht des ADAC, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Viele Fernbusbahnhöfe entsprechen demnach nicht den Bedürfnissen der Fahrgäste. Insgesamt prüfte der Automobilclub zehn hoch frequentierte Busbahnhöfe. Das Ergebnis ist ernüchternd: Drei Fernbusbahnhöfe wurden mit „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“, ebenfalls drei mit „ausreichend“ bewertet. Immerhin vier, darunter der Testsieger Stuttgart, wurden für gut befunden.
Die Wertung „sehr gut“ erreichte keiner der getesteten Busbahnhöfe. Verlierer war der Zentrale Omnibusbahnhof Göttingen.
Als Ursache verweist der ADAC auf den rasanten Anstieg der Busfahrten: „Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die zugehörige Infrastruktur“, kommentierte Alexander Möller vom ADAC die Testergebnisse. 2013 wurde das Verbot von innerdeutschen Fernbuslinien, die in Konkurrenz zum Bahnverkehr stehen, aufgehoben. Die Zahl der Fahrten stieg von 3 Millionen im Jahr 2012 auf knapp 23 Millionen im Jahr 2015. Im vergangenen Jahr hat sich das Wachstum mit insgesamt gut 25 Millionen Fahrten erstmals merklich abgeschwächt.
Veraltetes Informationssystem
Kritisiert wird vom ADAC vor allem das Informationsangebot. So stünden bei der Hälfte der getesteten Fernbusbahnhöfe keine elektronischen Auskünfte zur Verfügung. Nur zwei der getesteten Bahnhöfe würden zudem aktuelle Informationen im Internet bereitstellen. Insgesamt bewertete der ADAC die Busbahnhöfe anhand von fünf Kriterien. Neben dem Informationsangebot schaute man auf Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit und Komfort.
Beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer ist man von dem Ergebnis nicht überrascht. „In den Metropolen kann man sicher noch viel verbessern, wirklichen Handlungsbedarf sehen wir aber vor allem in kleinen und mittelgroßen Städten“, sagte ein Sprecher der Organisation.
In der Regel sind die Kommunen für die Busbahnhöfe verantwortlich. Finanziert werden diese durch Gebühren der nutzenden Busunternehmen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott