Terrorverdächtiger von Paris: Belgien liefert aus
Monatelang war Salah Abdeslam nach den Pariser Anschlägen untergetaucht. Noch am Mittwoch soll er in Paris vor einem Untersuchungsrichter erscheinen.
Abeslam war nach der Anschlagswelle die Flucht nach Belgien gelungen. Am 15. März entkam er nach einem Feuergefecht mit der Polizei noch einmal, wurde drei Tage später aber in Brüssel gefasst und inhaftiert. Nach seiner Ankunft in Paris sollte er noch am Mittwoch vor einem Untersuchungsrichter erscheinen, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte. Dabei soll offiziell das Ermittlungsverfahren in Frankreich eingeleitet und Haftantrag gestellt worden, im Falle Abdeslams eine reine Formalität.
Abdeslam war nach Darstellung der Behörden seit seiner Kindheit mit dem später getöteten mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, befreundet. Sein Bruder Brahim war nach offiziellen Angaben einer der sieben Selbstmordattentäter, die sich in Paris in die Luft gesprengt hatten. Auch Salah Abdeslam soll für ein Selbstmordattentat vorgesehen gewesen sein, dieses aber nicht ausgeführt haben. Damit wäre er der einzige Überlebende der Angreifer von Paris.
In Belgien war Abdeslam auch wegen möglicher Verbindungen zu den Attentätern verhört worden, die im März in Brüssel Anschläge auf den Flughafen und die U-Bahn verübten. Zudem wurde gegen ihn wegen Mordversuchs ermittelt, weil er wenige Tage vor seiner Festnahme in die Schießerei mit der Polizei verwickelt gewesen sein soll.
Die Behörden gehen davon aus, dass die gleiche Terrorzelle für die Anschläge in Paris und Brüssel verantwortlich war. Bei Explosionen am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahn-Station rissen drei Selbstmordattentäter am 22. März, wenige Tage nach Abdeslams Verhaftung, 32 Menschen mit in den Tod.
Der französische Anwalt Frank Berton sagte dem Sender iTele, er werde den Belgier verteidigen. Abdeslam sei ein junger Mann, der vor dem Zusammenbruch stehe und bereit sei, zu kooperieren.
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