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Terror in FrankreichMindestens vier Geiseln tot

Nach der Geiselnahme im Osten von Paris sollen fünf Menschen tot sein, darunter auch der Geiselnehmer. Die mutmaßlichen „Charlie Hebdo“-Attentäter wurden getötet.

Die Polizei hatte den Laden am Nachmittag gestürmt, in dem sich ein schwer Bewaffneter verschanzt hatte. Bild: ap

PARIS afp/rtr/dpa | Die französische Polizei hat am Freitag die beiden Geiselnahmen beendet und alle Täter getötet. Sicherheitskräfte hatten das Gebäude in Dammartin-en-Goële nördlich von Paris gestürmt, in dem sich die beiden Charlie-Hebdo-Attentäter versteckt hatten, teilte die Polizei mit. Dabei seien die beiden Brüder getötet worden, die wegen der Schüsse auf die Redaktion der Satire-Zeitung gesucht wurden. Die Geisel, die die beiden in ihrer Gewalt hatten, sei frei.

Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet, dass bei der von der Polizei beendeten Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt fünf Menschen getötet worden sind. Unter den Toten sei auch der Geiselnehmer.

Zwei Männer konnten am Freitag in einer Druckerei nordöstlich von Paris von der Polizei umstellt werden. Nach Auskunft der Polizei handelt es sich um die Brüder Chérif und Said Kouachi. Ihr möglicher Komplize hatte ein jüdisches Geschäft im Osten von Paris gestürmt und dort mindestens fünf Menschen als Geiseln genommen. Französische Medien berichteten, er habe beim Betreten des Laden gerufen: „Ihr wisst, wer ich bin.“ Das französische Innenministerium weist jedoch Medienberichte über zwei Tote bei der Geiselnahme zurück.

Der Mann soll gegen 13.00 Uhr mit zwei Schnellfeuerwaffen in den Supermarkt eingedrungen sein und um sich geschossen haben. Das Gebiet um das jüdische Geschäft wurde abgeriegelt, Schulkinder in der Gegend durften die Schulen nicht verlassen, die Stadtautobahn wurde an der Porte de Vincennes gesperrt. Wegen der Terrorgefahr hat die französische Polizei am Freitag die Schließung aller Geschäfte im jüdischen Viertel Marais in der Pariser Innenstadt angeordnet, wie die Stadtverwaltung mitteilte.

Bei dem Geiselnehmer handle es sich vermutlich um den Mann, der am Donnerstag am südlichen Stadtrand von Paris eine Polizistin erschossen und einen Mitarbeiter der Stadtreinigung schwer verletzt habe, sagte ein Ermittler.

Die Polizei veröffentlichte einen Fahndungsaufruf nach einem 32-jährigen Mann. Es handelt sich um Amedy Coulibaly (32). Es soll sich bei ihm um einen Bekannten der Attentäter von Charlie Hebdo handeln. Ermittler vermuten, dass er auch um der Pariser Geiselnehmer ist. Zudem werde nach einer 26-jährigen Frau namens Hayat Boumeddiene gefahndet. Welche Rolle sie genau spielt, blieb offen.

Scharfschützen auf den Dächern

Zwei Männer, vermutlich die Brüder Chérif und Saïd Kouachi, verschanzten sich am Freitag nach einer Verfolgungsjagd und einem Schusswechsel mit einer Geisel in einer Druckerei im Ort Dammartin-en-Goële in der Nähe des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Ein Großeinsatz der Polizei mit dem Ziel, die mutmaßlichen Dschihadisten zu „neutralisieren“, sei im Gange, wie Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte.

Die Polizei riegelte die Druckerei im Gewerbegebiet der Gemeinde Dammartin-en-Goële weiträumig ab und versuchte, mit den Brüdern Kontakt aufzunehmen, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. Hubschrauber überflogen das Gebiet. Elite-Einheiten der Sicherheitskräfte waren im Einsatz, Scharfschützen bezogen Position auf den Dächern.

Die Einsatzkräfte nahmen nach offiziellen Angaben telefonisch Kontakt mit den beiden Gesuchten auf. Dabei sollen die beiden angekündigt haben, den Märtyrertod sterben zu wollen, wie der französische Abgeordnete Yves Albarello dem Fernsehsender i-Télé sagte. Eine Sprecherin der Stadt Dammartin-en-Goële sagte, man habe mit den Männern über die Räumung einer Schule in der Nähe der Druckerei verhandelt. Die Täter hätten zugestimmt.

Die 34 und 32 Jahre alten Brüder waren seit dem Angriff auf Charlie Hebdo am Mittwoch auf der Flucht. Am Donnerstag stahlen die beiden Verdächtigen laut Polizeikreisen einer Frau ihren Peugeot 206. Die Polizei konnte den Wagen ausfindig machen. Es kam zu einem Schusswechsel und einer Verfolgungsjagd auf der Nationalstraße 2, bevor sich die Flüchtigen in der Druckerei verschanzten. Sie sind offenbar mit Kalaschnikows und einem Raketenwerfer bewaffnet.

Dieser Artikel ist die Fortsetzung des Artikels „Geiseln in koscherem Supermarkt“. Er wurde zuletzt um 18.44 Uhr aktualisiert.

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14 Kommentare

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  • JE SUIS JUIF !

    ("Ich bin jüdisch")

     

    Werden wir diese Schilder morgen am Sonntag bei der Grosskundgebung in Paris oder anderswo in der Welt sehen??

     

    In der Presse wird nur auf dem Internetportal des Boulevardblatts dailymail berichtet, wie 30 jüdische Geiseln im Kühlraum des koscheren Supermarkts bei 3 Grad Minus während 5 Stunden überlebten.

     

    http://www.dailymail.co.uk/news/article-2903829/Saved-hiding-FREEZER-Thirty-Jewish-shoppers-avoided-taken-hostage-kosher-deli-shutting-cold-storage-huddling-stay-warm.html

     

    Warum gibt es nirgends sonst detaillierte Nachrichten darüber?

    Es sind "nur " jüdische Opfer, daran hat man sich in Frankreich längst gewöhnt.

  • https://pbs.twimg.com/media/B618n8VIQAIAkzE.jpg

     

    Und wer sich für den entsprechenden Artikel interessiert, der findet diesen unter:

    http://www.publikative.org/2015/01/07/profiteure-des-hasses/

  • "Die mutmaßlichen „Charlie Hebdo“-Attentäter wurden getötet."

     

    Na, dann Glück gehabt...dann können die ja nichts mehr ausplaudern. Sollen ja bekannte Terrortouristen nach Syrien gewesen sein, wie man hi und da lesen kann. Und einer habe für die Rekrutierung von Terroristen gesorgt...

     

    Also das waren dann wohl mal sog. Rebellen und Oppositionelle, Kämpfer für die Demokratie, wenn man den Gerüchten glauben mag. Nun denn können sie ihre Geschichte nicht mehr erzählen, weil tot.

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Tote Täter sind schon praktisch. Da spart man sich das "mutmaßlich", das man bei Lebenden immer davorschreiben muß.

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Wir kennen ihre Geschichte. Sie ist dieselbe, wie die der zig anderen "Rückkehrer", die sie erzählt haben und sie ist langweilig. Bei keiner kommen illuminatische Mossad-Freimauereragenten vor, wie es manch ein Zeitgenosse sicherlich gerne hätte.

      • @Wad Wore:

        och, da brauchen wir ja keine Illuminatikisten im Harry-Potter-Style...

         

        Stellen wir das Dingelchen doch einfach mal gegenüber:

         

        "Krieg in Afghanistan: Obamas geheime Todeslisten"

        http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-usa-geben-taliban-zum-abschuss-frei-a-1010629.html

         

        "Die Unterlagen zeigen, dass die tödlichen Angriffe nicht nur als letztes Mittel eingesetzt wurden, um Anschläge zu verhindern, sondern zum Alltag im afghanischen Guerillakrieg gehörten.

        Die Liste, auf der zeitweise 750 Personen standen, belegt nun erstmals, dass die Nato nicht nur auf den Führungskreis der Taliban zielte, sondern auch die mittlere und untere Ebene in großem Stil ausschaltete. Einige Afghanen standen nur deshalb darauf, weil sie angeblich als Drogenhändler die Aufständischen unterstützten."

         

        750 Personen auf der Todesliste...und es waren wohl nicht immer "die Richtigen". Aber sind ja nur Moslems, pfff, wen juckt´s. Oh welch Wunder, die revangieren sich auch mal. Was würde der christliche Westen wohl tun, täten die hier Krieg führen und teils je nach Gusto Todeslisten erstellen? Der Atmkrieg wäre längst ausgebrochen...

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          Abwarten! Angenommen fundamentalistische evangelikale Christen erobern das "Weiße Haus", tja dann, und erst dann, würde daraus vielleicht etwas werden können. Moment mal ... versuchen die nicht gerade wieder einen "Bush" zum Präsidentschaftskandidaten aufzubauen? Mist, jetzt wird mir übel!

          • @DDHecht:

            ja mal sehen...was das mit Bush III. wird... oder ob´s die "because she is a chick und die muss jetzt mal..." wird.

             

            Wenn´s Old Chick wird gehen die Terroristenwundergeschichten weiter schätz ich...also die krabbeln alle aus der Erde, fahren die neuesten Toyotas, immerhin ein Asiaprodukt, sonst schönste Dockers on sä feeds im brand new US-Panzer + Equipment. Aber: keinem fällt´s auf, zumindest nicht sä öffentlich Rechtlichen. Und Konten einfrieren, ach woher, alles so kompliziert da mit dem Iban und Bic...

             

            Wenn Bush III kommt eventuell Hardcore-Army-Fighting, heroische Bilder auf dem Flugzeugträger und so weiter "War against terrorists" mit Armeedrüberroll... Was ist nu das Bessere? Schwierig!

  • Meine Trauer und mit Mitgefühl gilt den den Opfern dieser Tragödie. Und das sind die Ermordeten, die Verletzten und auch die Geiseln, die vermutlich ihr ganzes Leben mit diesem Trauma zu kämpfen haben.

  • Es sind 2 Menschenleben. Welch abscheuliches Verbrechen Sie auch begangen haben. Es mag sein, das die Sicherheitskräfte keine andere Wahl hatten. Dies zu beurteilen fehlt mir die Kenntnis zu den Vorgängen. Das Leben der Geiseln ist in diesem Fall sicher schützenswerter. Doch mich stören die Hurrah Schreine des Mobs. Das grenzt an mittelalterliche Lynchjustiz. Menschen haben nicht das Recht, anderen Menschen nach dem Leben zu trachten. Auch nicht im Sinne einer Vergeltung für erlittenes Unrecht. Es gibt ein Zitat von Mahatma Gandhi: "Augen um Auge und die ganze Welt wird erblinden."

  • Ich finde es schade, dass die beiden bzw. die drei nun tot sind.

    Nicht, weil ich mit den Tätern Mitleid hätte, sondern, erstens: weil sie nun das haben, was sie sich offensichtlich gewünscht haben: einen „Märtyrertod“, und zweitens, weil es ein Sieg des Rechtsstaates gewesen wäre, die beiden/drei zu verhaften, ihnen einen fairen Prozess zu geben und sie anschließend so lange wie es die französischen Gesetze in einem solchen Fall zulassen, zu inhaftieren.

    • @Manuel:

      Ich denke, es ist ein Erfolg, dass die Geiseln noch leben, nachdem es bereits genug Tote gab. Und ich glaube, dass das Ergebnis nichts mit Rechtsstaat oder Unrechtsstaat zu tun hat, sondern mit der Lösung einer von Kriminellen hervorgerufenen Extremsituation, in der eine Menge Menschen Kopf und Kragen qua Beruf riskieren mussten.