Telegener Jahrestag: Alles ist erlaubt
Seit dem 11. September vorigen Jahres wird ein Wort groß geschrieben: Prävention. Zur Terrorprävention werden weltweit Kriege angezettelt und in Hamburg Wohnungen durchsucht, und wer das kritisiert, muss sich nachsagen lassen, die Opfer von New York zu verhöhnen.
Kommentarvon ELKE SPANNER
Und trotzdem muss man sich dagegen wehren, dass das Trauma von New York Maßnahmen wie gestern die Razzia in der El-Nur-Moschee legitimiert. Wohnräume zu durchsuchen setzt immer den konkreten Anfangsverdacht einer Straftat oder Vorbereitung derselben voraus. Hier hatte die Polizei nichts als einen vagen Hinweis – und den Willen, am Jahrestag der Terroranschläge Stärke zu demonstrieren.
Verständlicherweise will sich die Polizei nicht vorwerfen lassen, schlampig gearbeitet zu haben, wenn dann tatsächlich etwas passiert. Aber zum einen haben sich die Anschläge vor einem Jahr gerade dadurch ausgezeichnet, dass ihre Vorbereitung eben nicht im Vorfeld hätte entdeckt werden können, weil bewusst keine typischen Hilfsmittel wie Sprengstoff benutzt worden waren. Und zum anderen gibt es trotz des 11. September nach wie vor Bürgerrechte.
Statt gleich mit einem Großaufgebot anzurücken, hätten Polizei und Politiker in den vergangenen Tagen Kontakt zu den Moscheen aufnehmen und auch mit Muslimen über den 11. September sprechen können. Auch eine Form der Prävention. Aber eben keine, die mit Fernsehbildern zum Jahrestag abzubilden ist.
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