Technologien und Akzeptanz: Emotionen statt Fakten
Die Technikakademie acatech will sich mehr darum bemühen, dass neue Technologien nicht gegen die Menschen eingeführt werden.
Der acatech-Präsident, ein früherer Softwareunternehmer ebenso wie sein Vorgänger Henning Kagermann, repräsentiert in der Akademie-Doppelspitze die Wirtschaftsseite. Streibich versprach, das Vermittlungsproblem zwischen Technik und Gesellschaft mit neuem Schwung anzupacken. Der Vorgänger Kagermann hatte indes mit seiner Regierungsplattform Elektromobilität die Erfahrung machen müssen, wie schwer sich Innovationen in der verkrusteten Verkehrswirtschaft Deutschlands durchsetzen lassen.
Streibichs Hebel soll zunächst ein „umfassendes Akademie-Projekt“ sein, mit dem der „Einfluss des technologischen Wandels auf die Entwicklung der Gesellschaft“ untersucht werden soll. Besonders disruptiv klang das nicht.
Auch sonst war beim Jahrestreffen der deutschen Technikforscher und Ingenieure von der postulierten Zeitenwende zur Nachhaltigkeit und dekarbonisierten Kreislaufwirtschaft wenig zu spüren. An der Wachstumsorientierung, nunmehr „grün“ gefärbt, wurde weiter festgehalten. Aus dem Kanzleramt brachte Technologie-Staatsminister Helge Braun die Marschrichtung des „Weiter so“ mit: „Die technologische Kompetenz ist der Herzmuskel der deutschen Wirtschaft“, beschwor der CDU-Politiker. Technologie rettet die Welt, war an diesem Abend die Botschaft. Was denn sonst?
Die Jugend gibt zur Zeit eine andere Antwort. Aufschlussreich war, was acatech-Co-Präsident Dieter Spath zum Schluss von seinem Gespräch mit Vertretern der Fridays4Future-Protestbewegung berichten konnte. Getrieben von der ernsthaften Sorge um die Zukunft, ihre Zukunft, und mit starker Emotionalität seien ihm die Klimaprotestler begegnet. Spath: „Das ist auch das Vorrecht der Jugend.“
Aber als er in die Runde fragte, wer nach der Schule sich für ein Ingenieurstudium entscheiden wolle, um damit die Menschheitsprobleme anzugehen, da meldete sich von den sieben Schülern nur einer. „Das muss uns nachdenklich machen“, resümierte Spath. Wer die Jugend verliert, hat schlechte Zukunftskarten.
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