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Techno-Demo in BerlinDer Planet wird wieder getanzt

Dr. Motte lädt zum dritten Mal zur „Rave The Planet“-Parade. Nationalflaggen sind ausdrücklich unerwünscht.

Tanzende Be­su­che­r:in­nen bei Rave The Planet vor dem Brandenburger Tor Foto: Florian Boillot

Berlin taz | Unter dem Motto „Love Is Stronger“ werden am Samstag rund 300.000 Techno-Connaisseurs auf der „Rave The Planet“-Parade erwartet. Der Nachfolger der Love Parade findet zum dritten Mal statt. Wie immer trifft man sich zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Die Parade bietet ein Line-up von 30 sogenannten Floats, den Wagen des „Demozugs“, und Performances von 300 Künst­le­r*in­nen aus aller Welt.

Man verstehe sich explizit nicht als Party, sondern als „bunte Demonstration“ mit Botschaft, betonten die Veranstalter auch in diesem Jahr bei ihrer Pressekonferenz am Mittwoch. Man möchte „Gemeinschaft, Solidarität und Hoffnung“ verbreiten. Ihre politische Forderungen sind weiterhin die Abschaffung aller gesetzlichen Tanzverbote an stillen Feiertagen sowie die Gleichstellung der elektronischen Musikkultur mit anderen etablierten Kunst- und Kulturformen.

Zumindest mit letzterem war man erfolgreich: Im März diesen Jahres hat die Unesco Technokultur zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Auf ihrer Website heißt es trocken: „Technokultur ist eine Subkultur rund um den Musikstil Techno, eine Form der elektronischen Tanzmusik, die seit Mitte bis Ende der 1980er Jahre weite Teile der Stadt Berlin geprägt hat. Kern der Technokultur sind die Musik und die dazugehörigen Tanzveranstaltungen.“

Wer zum Berliner Techno gehört wie Techno zu Berlin, ist DJ, Musiker und Szene-Koryphäe Dr. Motte. Der 64-jährige war 1989 einer der Gründerväter der Loveparade. Er entdeckte seine Liebe zur Musik in den 70er Jahren in Jazzclubs, fing in den 80er Jahren mit dem Raven an und hat seither nicht mehr damit aufgehört. „Wir wollen ein Gegenstück sein zu dem immer mehr auftretenden Hass, weil wir glauben, dass Liebe stärker ist“, sagte er am Mittwoch. Rave The Planet sei eine „große Umarmung“, man wolle in Anbetracht der vielen Krisen, Kriege und Konflikte einen Gegenpol darstellen.

Sanitätskonzept steht

Die Idee zu Rave the Planet sei auch eine Rückbesinnung auf den Vibe der 90er Jahre, die geprägt waren von der Wiedervereinigung, die Aufbruchstimmung nach der Wende und der Diversifizierung der Stadt, die damals dank billigen Mieten und reichlich Freiräumen etliche Künst­le­r*in­nen anzog. „Wir haben die Nacht erobert, und den Tag erobern wir auch“, so Motte.

Nationalflaggen seien bei der Parade unerwünscht, sagte der Geschäftsführer von „Rave The Planet“, Timm Zeiss – weil man letztlich die „menschengemachten Grenzen“ hinter sich lassen wolle. Weiter betonte er, dass die Behörden grünes Licht für das Sicherheits- und Sanitätskonzept gegeben hätten. Wie im vergangenen Jahr arbeite man mit einem privaten Sanitätsdienst zusammen. An der Strecke stünden kostenlose Trinkwasserbrunnen bereit.

Im vergangenen Juli hatte das Event wegen des Sanitätskonzeptes bis zuletzt auf der Kippe gestanden. Kurz vor dem Start hatten Feuerwehr und Polizei dann aber ihr Okay gegeben – und sich später zufrieden mit dem Verlauf gezeigt.

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1 Kommentar

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  • So kann man jede Party-Parade mit ein paar Floskeln wie Love und Peace zu einer Demonstration erklären..., sehr durchsichtiges Manöver!