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Tech-Bosse im US-KongressDie USA sollten von Europa lernen

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Demokraten und Republikaner haben die „Big Four“ befragt. Doch um die Verantwortung und Datensparsamkeit der Tech-Firmen ging es kaum.

Mark hat Marktmacht und damit Meinungsmacht: Facebook-Gründer Zuckerberg bei der Anhörung Foto: Mandel Ngan/ap

A n Superlativen mangelte es nicht im US-Kongress bei der Anhörung der „Big Four“, der vier mächtigsten Tech-Konzerne der Vereinigten Staaten. Von einer historischen Befragung war die Rede, von den Kaisern der Onlinewirtschaft, denen man sich nicht beugen wolle. Vollmundige Worte nutzten Demokrat:innen und Re­pu­bli­kaner:innen, um die Chefs von Facebook, Google, Apple und Amazon ihrer Marktmacht und der Wettbewerbsverzerrung zu überführen. Gegrillt wurden die vier – keine Frage.

Doch der Effekt dürfte mehr als mäßig sein. Die Erkenntnis des Kongresses, dass die vier Konzerne ein Monopol auf das Geschäft mit den Daten ihrer Nut­zer:in­nen innehaben und dieses Businessmodell ihnen mächtig viele Dollars bringt, ist nun wahrlich nicht neu. In Zeiten, in denen die Menschen online only shoppen und sich viruskompatibel in den sozialen Medien bewegen, freuen sich die Digitalkonzerne über dicke Umsatzzuwächse.

Doch Marktmacht ist auch Mei­nungs­macht. So sind Facebook und Co längst die Lieblinge kruder Verschwörungs­­­an­hän­ger:innen und all jener, die rechte und antisemitische Ideologien reichweitenstark verbreiten wollen. Bei der Optimierung von Algorithmen, um die Konsumfreudigkeit ihrer Nutzer:innen anzustacheln, scheuen die Tech-Konzerne keine Mühen. Wenn es aber um ihre Verantwortung im Kampf gegen Falschinformationen und digitale Gewalt geht, sehen die Investitionen eher spärlich aus.

Darauf hätten die Kongress-Abgeordneten die Hüter der Daten Jeff Bezos, Tim Cook, Mark Zuckerberg und Sundar Pichai festnageln sollen. Stattdessen viel Gejammer darüber, dass konservative Ansichten eher geblockt werden als andere. Hickhack statt Problembewältigung.

Helfen würde ein Blick gen EU. Mit der Datenschutzgrundverordnung – kurz und sperrig DSGVO – sind Daten, das Wertvollste, was die EU-Bür­ger:in­nen in diesen Zeiten bieten können, nicht mehr der Willkür der Tech-Giganten ausgeliefert.

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Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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3 Kommentare

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  • soso, die USA sollen also von Europa lernen.. Wo kommen die grossen vier alle her? Natürlich, aus den USA. Was hat Deutschland im Bereich IT? Wirecard. Wer kann hier von wem lernen?



    ok, aus polemischen Gründen habe ich SAP weggelassen , Aber, SAP wird mit 50.9 Mrd bewertet, Amazon z.B. mit 1000 Mrd - die spielen also in einer andreen Klasse.

    • @Gerald Müller:

      SAP die spielen also mit einem Wert von "50,9 Mrd". € in einer andren Klasse? Und Wirecard? Die waren vor der Aufdeckung des Betrugs 14 Mrd. € wert, wieso erwähnen Sie die dann überhaupt?

      Wenn für Sie Leistung nicht zählt, sondern nur der Aktienwert entscheiden ist, spielt es doch gar keine Rolle, wer von wem was lernt, Hauptsache ist es doch, die Kurse stimmen.

  • Das erinnert mich daran, dass man, in diesem Deutschland mit seiner DSGVO, bei der Wohnungsummeldung beim Bürgeramt der Weitergabe seiner Meldedaten an private Konzerne immernoch aktiv widersprechen muss.