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Tauziehen um Rote FloraEigentümer zündelt wieder

Inhaber Klausmartin Kretschmer fordert die Räumung des Autonomen-Zentrums - und Miete in fünfstelliger Höhe.

Der Eigentümer und die Nutzer haben sich nicht wirklich lieb: die Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel. Bild: dpa

HAMBURG taz | Der Eigentümer der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer provoziert mal wieder: Diesmal fordert er die Nutzer des linksautonomen Kulturzentrums auf, das Gebäude bis zum 20. Dezember freiwillig zu räumen. "Die Zeit der Duldung der Besetzung meines Eigentums (...) ist ab sofort zu Ende, und ich muss Sie bitten und dringend auffordern, mein Eigentum (...) sofort zu räumen", heißt es in einem Schreiben Kretschmers an die Flora-Nutzer.

Sollte dies nicht bis zum 20. Dezember geschehen, "werde ich die zuständigen Hamburger Behörden und Gerichte bitten und auffordern, mein Eigentum zu gegebener Zeit räumen zu lassen", droht der Unternehmer. Wie sein Berater Gert Baer dem NDR verriet, geht Kretschmer nicht davon aus, dass es tatsächlich zu einer Räumung kommen wird. Man erwarte vielmehr einen jahrelangen Rechtsstreit.

Zudem kündigte Kretschmer an, für die Flora fortan Nutzungsentgelt in Höhe von 25.000 Euro im Monat zu verlangen – plus Mehrwertsteuer. Und: Für den Dezember "verlange ich kulanterweise nur die Hälfte“.

Die zuständigen Hamburger Sicherheitsbehörden äußern sich nicht offiziell, hinter vorgehaltener Hand wird Kretschmers Vorstoß aber als "heiße Luft" bewertet. Für den Altonaer SPD-Bezirkspolitiker Mark Classen geht es Kretschmer nur darum, Unfrieden zu stiften: "Das ist reine Provokation."

"Der Eskalationsversuch von Kretschmer und seinem Adjutanten Baer kommt nicht überraschend", sagte ein Flora-Sprecher am Dienstag der taz. Man begrüße "konstruktive Mithilfe für die Mobilisierung zu unserer Demonstration". In der Tat rufen die Rotfloristen für den 21. Dezember zu einer großen Solidaritäts-Demo in Hamburg auf, die Mobiliserung läuft bundesweit.

Kretschmers Berater Gert Baer hingegen weist jeden Verdacht, bewusst zu zündeln, zurück. "Wir fahren alle über die Feiertage zum Skilaufen und wollen es vorher vom Tisch haben."

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22 Kommentare

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  • B
    Bob

    "Zündeln" tun hier meiner Ansicht nach nur die Artikel in der taz (und der Mopo). Lasst doch ein Amtsgericht in aller Ruhe entscheiden, ob sich hier um gewöhnliche Mietnomaden oder einen förderungswürdigen "Kulturverein" handelt. Und über die aus dem Kaufvertrag entstehenden Ansprüche sollten bitte nur diejenigen schreiben, die den Vertrag auch tatsächlich kennen.

    Grüße aus der Schanze

    • B
      bobby
      @Bob:

      Wieso eigentlich "Mietnomaden"? Das haus ist besetzt. Von irgend einem Mietvertrag war nie die Rede...

    • G
      goast
      @Bob:

      25k€ pro Monat.-Ohne jegliche Investition in die Substanz. Der Kaufpreis nach wenigen Monaten armortisiert.

      Vermieternomade träfe wohl eher.

      Überlegt mal wie viel die sog. Mietnomaden selber in das Haus Investiert haben.

  • A
    Andreas

    Kretschmer will die Stadt abkassieren / mehr nicht. Ansonsten kann er noch eine ganze Menge sagen, verkuenden - bringt nix. Die SPD sollte ihm die Kohle nicht geben.

  • FB
    flora bleibt

    lieber pete nur weil du es nicht bemerken wollen würdes, heisst das nicht automatisch, das die menschen die auf der treppe wohnen oder leute die an ihrem fahrrad / mopet schrauben, all die bands /kulturprojekte die dort proben, gruppen die kostenlos für bedürftigte essen kochen und verteilen, kids die skaten oder all die nicht-flora-konform-gekleideten jugendlichen am wochenende , die deiner auffassung nach ein angebliches hausverbot seitens der flora erhalten haben - nicht bemerken würden, das der olle kasten geräumt und platt gemacht worde wäre.zugegeben wird das die flora letztenendes nicht vor einer kapitalistischen übernahme retten - aber mit einstellungen wie deiner, lieber pete läßt sich hier so gar nichts verändern. friß oder stirb ist mir einfach zu wenig für meine lebensgestaltung. darum bleibt die flora unverträglich.yeah

    • G
      Gast
      @flora bleibt:

      Fahrrad schrauben, Essen verteilen, Proberäume. Was Du beschreibst läuft in hunderten "kapitalistischen" Jugendeinrichtungen, Kirchen usw. und sogar noch viel mehr. Allerdings ohne Gewaltandrohungen. Ich stimme der Analyse von Pete schon zu, dass die Presse hauptsächlich an der Bambule interessiert ist. Und das für viele Leute Hausverbote bestehen hört man leider immer wieder. Ich glaube das Hauptproblem der Flora ist aber, dass sie inzwischen hauptsächlich Gäste hat, die das System gar nicht stürzen wollen sondern eher Kultur genießen wollen. Nach dem Motto: 3 sind ne Party. Fettes Brot z.B. hat Millionen Fans. Nicht mal 1% von denen nehmen an einer Florademo teil.

      Ich finde es gut wenn Jugendliche sich engagieren aber das tun sie millionenfach in Sportvereinen, Kirchen, Jugendzentren, Umweltschutz-, Menschenrechtsgruppen usw. Da ist die Flora ja nichts besonderes und ok. Aber die politische Selbstüberschätzung ist ein Problem. Politische Mehrheiten erhält man nur durch Überzeugungsarbeit. Und falls es wieder zu Gewalteskalationen kommt werden auch Leute weiter Abstand nehmen, die das Kulturzentrum Flora unterstützen oder dulden. In diesem Sinne....

      • U
        Uh-Ah-Altona!
        @Gast:

        "Was Du beschreibst läuft in hunderten "kapitalistischen" Jugendeinrichtungen, Kirchen usw. und sogar noch viel mehr. "

         

        Normale, staatlich reglementierte (von wg "kapitalistisch", haha!) gibt es in der Schanze aber nicht (mehr).

        In "normalen" JUZes gibt es auch Hausverbote. Und wenn jmd wg Nazisprüchen oder ähnlichem, sexistischen Verhalten usw. rausgeschmissen wird, ist das völlig in Ordnung. Bei "normalen" JUZes ist es doch oft sogar so, das offen Auftretende Nazis nicht rausgeschmissen werden und alle anderen irgendwann gehen müssen. Bestes Beispiel: Die Anfänge des NSU in Jena...

        Und wenn Leute in die Flora gehen, nur um Kultur zu genießen- wat solls! In der Flora gibts zum Glück keine Gesichtskontrollen wie in sovielen anderen Läden der Stadt.

      • C
        Christian
        @Gast:

        "Allerdings ohne Gewaltandrohungen".

        Wie darf ich mir das denn vorstellen?

        Bekomme ich in staatlichen Kultuzentren kein Hausverbot, wenn ich die Hausregeln ignoriere?

        Das erinner ich von früher irgendwie anders. Und mehr Gewaltandrohung, als eben die Drohung eines Hausverbotes, wenn die Hausregeln, die sicher von denen eines staatlich geförderten Kulturzentrums abweichen, nicht eingehalten werden, gibts gegenüber Gästen der Flora meines Erachtens auch nicht. Bin da zwar eher unregelmäßiger Gast (ist ja inzwischen mehr Elektro als Punk/Hardcore), aber ich glaube durchaus, dass ich es mitbekommen würde, wenn da Gewaltexzesse an der Tagesordnung wären, wie dies zum Beispiel auf der Reeperbahn der Fall ist, wo allwöchentlich irgendwelche Dorftouris im Vollsuff mal wieder zeigen wollen, was für krasse Männer sie sind (so ein Verhalten würde übrigens in der Flora zum sofortigen Rausschmiss führen, was da zum Glück etwas strikter gehandhabt werden kann, als in irgendwelchen kommerziellen Diskos, eben weil die Gäste nicht nur als laufende Geldbeutel, die möglichst noch geleert werden sollen, gesehen werden).

        Welche Gewalteskalationen, die über das oben beschriebene Wahrnehmen des Hausrechtes, welches sie auch in jeder anderen Jugendeinrichtung in strengerer Ausführung finden werden, meinen sie denn genau? Ach ja, Demos, die sich für den Erhalt der Flora oder ähnliches einsetzen, zählen nicht.

        Das würde den Alltagsbetrieb und Maßnahmen, die zur Erhaltung der Flora dienen sollen, durcheinanderwerfen. Ihre Argumentation zielt aber darauf ab, dass eben genau der Alltag von Gewalt durchzogen sein, die es so in staatlich geförderten Einrichtungen nicht gäbe.

        Ein Tip für sie: Einfach mal Ängste überwinden und für nen Abend hingehen. Sie werden überrascht sein, wie friedlich dass da im Vergleich zu durchschnittlichen Disko/Club/wasweißich-Läden abläuft.

        • G
          Gast
          @Christian:

          Na ja, Gewaltandrohungen, Randale, Brände, Farbanschläge der Flora gibt es genug. Gerade wieder Angriff auf die Polizeiwache. Man braucht die Menschen nicht für blööd verkaufen: Natürlich geht seit Jahren Gewalt von der Flora oder von "Unterstützern" aus.

          • H
            Hannes
            @Gast:

            Ach Christian,

            auf dem Kiez/Oktoberfest/Dorffest passiert jede Nacht ungleich mehr.

            Niemand würde deshalb auf die Idee kommen, die Feiermeilen abzuschaffen.

  • P
    Pete

    Ist das Thema nicht zu sehr Sensationspresse? Denn mal ehrlich: Egal ob die Flora bleibt oder nicht - politisch würde es keiner merken - denn politisch ist das eher ein linkes Sektenhäufchen, die daran glauben wenn es Bambule oder Revolte gibt wird hinterher alles besser.

    Mir scheint als ob es der Stadt ganz recht ist wenn das Thema Flora hochgespielt wird. Dann können sie eher unkritisiert die für sie wichtigen politischen Dinge durchbringen.Die Presse ist da wo Bambule ist - aber nicht aus politischen Gründen - sondern aus sensationsgierigen Gründen. Sollte die Flora als Kulturzentrum weiterbestehen müsste allerdings geändert werden, dass auch Jugendliche, die nicht politische Flora Meinung haben oder deren Kleidung den Floraleuten nicht passt kein Hausverbot mehr erhalten.Gesinnungsschnüffelei gehört nicht in so ein Kulturzentrum.

    • BB
      Butter bei die Fische
      @Pete:

      Es gibt Klamotten, mit denen kommst Du heute nicht mal mehr in so etwas unpolitisches wie ein Bundesliga-Fussballstadion. Warum soll da gerade ein sich politisch verstehendes Zentrum zum Nothafen für Wirrköpfe werden und Amnestie gewähren, wo der Arschtritt die wahrhaft angemessene Reaktion ist?

    • G
      Gast
      @Pete:

      "Sollte die Flora als Kulturzentrum weiterbestehen müsste allerdings geändert werden, dass auch Jugendliche, die nicht politische Flora Meinung haben oder deren Kleidung den Floraleuten nicht passt kein Hausverbot mehr erhalten.Gesinnungsschnüffelei gehört nicht in so ein Kulturzentrum."

       

      Immer wieder bezeichnend, wie sich Leute wie Du (bewusst?)vor klaren Aussagen drücken...

  • Es geht den Leuten in der Roten Flora gerade um die Verbindung mit allen anderen egalitären Kämpfen gegen die Vertreibung aus den Wohngebieten,

    für den Erhalt der Esso-Häuser,

    gegen die Investoren wie Gert Baer, die Wohnraum und öffentliche Räume für ihre Profite verflüssigen wollen.

     

    Der Senat versteckt sich.

     

    Es geht um die Bürgerrechte in der ganzen Stadt.

    • J
      johnny
      @nzuli sana:

      Es geht vor allem wohl auch um private Profite aus der Flora -- wenn's die nicht gäbe, würde sich wohl niemand weigern, offenzulegen, was mit den Einnahmen geschieht.

      • G
        Gast
        @johnny:

        Nein, am Ende kommt noch heraus, dass "die Floristen" alle in Blankenese in teuren Villen wohnen, nicht wahr?

        Im Ernst Johnny: Sie glauben doch nicht wirklich, was Sie da schreiben, oder?

        • J
          johnny
          @Gast:

          Nein, vermutlich kommt dabei heraus, dass manche Leute davon leben, dass andere "Soli-Bier" trinken. Dass es also am Ende ein ganz profaner Party-Gastronomie-Betrieb ist, nur ohne "Steuern zahlen", daher auch günstiger.

           

          Von Villen ist dabei keine Rede, fragen Sie ruhig mal in normalen Kneipen ob man gleich Millionär wird, nur weil man den Tagesgewinn nach Steuern in der Tasche hat.

          • P
            paulianer
            @johnny:

            die kohle verschwindet in den jeweiligen projekten, prozessen, gerichtskassen etc. pp.

             

            strom wasser gas gema und co müssen auch bezahlt werden...

             

            kurz gesagt hat der staats auch die letzten 25 jahre viel geld von der flora gesehn ;-)

  • TC
    toll carini!

    ein aus älteren meldungen zusammenrecycelter artikel. vielleicht sollte lieber jemand berichten der sich in der szene auskennt...

  • G
    Gast

    Der Senat hat längst erkannt, dass die Flora eher ein selbstverwaltetes Kulturzentrum ist und die Gäste eher radical chic Leute oder Leute, die eher an Musik als an Politik interessiert sind. Die linken Gruppen zerfleischen sich und politisch erreichen sie keine Wähler. Manche sagen eher: lass sie doch, solche Grüppchen muss eine Großstadt erdulden - eher Mitleid. Gewalt und Gewaltandrohungen werden von der absoluten Mehrheit der Hamburger abgelehnt. Sollte diese eskalieren wird eine breite Mehrheit für die Räumung sein.Die SPD will nur Ruhe und ist froh, dass die Floristen auf einem Haufen sitzen und was zu tun haben. Für den Steuerzahler sind eher die Kosten für Polizeieinsätze nervig.

    Kretschmer und Baer haben dagegen ein ganz anderes Ziel. Sie werden auf europäischer Ebene klären ob das Verhalten des Senats nicht eine de facto Enteignung ist.

  • F
    Frage

    Wem gehört das Haus denn nun tasächlich?

    • F
      Fardreamer
      @Frage:

      denen die drin wohnen? :P