„Tatort“ aus Münster: Lustiger wird’s nicht
Das Brot von Thiel ist verschimmelt, Boerne vergisst, sein Atemgerät abzunehmen … klingt langweilig. Das ist dieser Münster-Tatort auch. Mal wieder.
Es gibt in Deutschland unumstößliche Wahrheiten: Fußball ist am besten, Kohl hat die Einheit gemacht, wir brauen das tollste Bier, der „Tatort“ aus Münster hat die meisten Zuschauer. Mit Abstand die meisten: 12,78 Millionen, 13,13 Millionen, 13,01 Millionen – so viele schauten die letzten Male dem Duo Frank Thiel (Axel Prahl) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) bei der Arbeit zu. Zum Vergleich: Ein Durchschnitts-„Tatort“ hat rund 9,6 Millionen Zuschauer zwischen 20.15 und 21.45 Uhr.
Und warum sind die Münsteraner so erfolgreich? Keine Ahnung. Die aktuelle Folge, „Schwanensee“, liefert darauf zumindest wieder einmal keine Antworten.
Der Film beginnt mit einer Leiche im Schwimmbad einer psychiatrischen Klinik. Thiel ist schlecht drauf, weil sein Brot verschimmelt war und er Hunger hat. Boerne läuft derweil in voller Tauchmontur – inklusive Sauerstoffflasche – durch die Wohnung und vergisst, das Atemgerät abzunehmen, als seine Assistentin Haller (Christine Urspruch) ihn anruft. Lustiger wird’s nicht.
Und spannender leider auch nicht. Die Getötete hatte sich – da war sie noch ganz ordentlich am Leben – selbst in die Klinik eingewiesen. Warum tat sie das? Und was ist das hier überhaupt für eine merkwürdige Einrichtung, wo Patienten nicht Patienten heißen, sondern „Besucher“?
Münster-„Tatort“: „Schwanensee“; So., 8. November, 20.15 Uhr, ARD. Regie: Andrè Erkau, Drehbuch: Andrè Erkau, Thorsten Wettcke und Christoph Silber, mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, ChrisTine Urspruch, Mechthild Grossmann, Claus D. Clausnitzer, Robert Gwisdek
Boerne schleicht sich auf eigene Faust als verdeckter Ermittler in der Klinik ein. Der Leiter macht das nach kleiner Erpressung selbstverständlich mit. Und Thiel natürlich auch. Schließlich ist Boerne offiziell im Tauchurlaub auf den Malediven. Und im Urlaub kann er machen, was er will.
Das gilt übrigens auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer am Sonntagabend: Sie können machen, was Sie wollen. Sie müssen diesen „Tatort“ nicht gucken. Keine Wahrheit ist unumstößlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen