„Tatort“ aus Frankfurt: Viele Drogen, aber keine Chemie
Im „Tatort“ hat eine Gruppentherapiesitzung mit Drogencocktail tödliche Folgen. Das ermittelnde Duo verdächtigt den Organisator.
Ein altehrwürdiges Anwesen, alkoholfreier Champagner und völlige Ekstase: In diesem Setting sterben bei einer Gruppentherapiesitzung sechs Menschen. Schuld sind unerwartet starke Drogencocktails, die sich die Opfer zum Zweck der „Selbsterkenntnis durch Grenzerfahrung“ verabreicht haben. Doch wer hat die Drinks derart verpfuscht?
Ermittler Paul Brix ist schockiert, als er am Tatort ankommt und eines der Opfer erblickt, das sich im Rausch den Penis abgeschnitten hat. Die etwas unterkomplexe Rolle des ruhigen, mutigen Mannes, dem alles suspekt ist, was nicht in sein gutbürgerliches Weltbild passt, meistert Wolfram Koch mit Bravour. Irritierend wirkt dagegen seine Kollegin Anna Janneke, gespielt von Margarita Broich, die sich in unrealistischer Abgeklärtheit vom abgeschnittenen Penis nicht beeindrucken lässt und lieber total unangepasst tut: Das mit dem Drogentrip würde sie auch gerne mal ausprobieren.
Die fehlende Chemie zwischen den Ermittler:innen ist schnell vergessen, denn die Geschichte zieht die Zuschauer:innen völlig in ihren Bann. Hauptverdächtiger ist der Psychoanalytiker Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke), der den gemeinsamen Rausch organisiert und als Einziger knapp überlebt hat. Unpraktischerweise gibt er vor, sich nicht mehr an die schicksalhafte Nacht zu erinnern.
Eine Tatortbegehung mit dem Verdächtigen soll Licht ins Dunkle bringen. Spätestens hier wirkt Goser derart unsympathisch, dass Zuschauen wehtut. Und doch gelingt es dem Krimi, Gosers abstoßende Aura mit seiner Fähigkeit, Menschen für sich zu gewinnen, zu vereinbaren. Diese Figurenzeichnung Gosers ist es, die die Spannung des Krimis bis zum Ende aufrechterhält.
Alles unter Kontrolle
Rückblenden zeigen, wie Goser die – aktuell als verschwunden gemeldete – Performancekünstlerin Ellen (Aenne Schwarz) mit für seine Gruppentherapien rekrutiert. Immer tiefer versinkt er derweil in der Wahnvorstellung, mit seiner Methodik einem neuen Schritt in der Evolution des Menschen auf der Spur zu sein. Selbst in Lebensgefahr scheint er die Kontrolle zu behalten: über sein Elternhaus, seine Gefährt:innen und nicht zuletzt den Verlauf der Ermittlungen.
Frankfurt-„Tatort“: „Leben Tod Ekstase“, So., 20.15 Uhr, ARD
Während wir Zuschauer:innen zwischen Arnold-Schwarzenegger-Analogien und Gosers makabren Lachflashs zunehmend am Verstand zweifeln, ist am Ende eines klar: Walpenisse sind, wenn es hart auf hart kommt, eine zuverlässige Waffe.
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