Tatort „Baum fällt“ aus Wien: Auf die Wiener ist Verlass
Die „Tatort“-Ermittler aus Wien sind ein Odd Couple des deutschsprachigen Fernsehkrimis. Zuverlässig granteln sie sich durch ihre Fälle.
Endlich haben sich, vor zwei Wochen, die zuvor immer furchtbar überspannten Berlin-Ermittler Nina Rubin und Robert Karow ihre freundschaftlichen Gefühle füreinander eingestanden – alldieweil Rubin-Darstellerin Meret Becker zuvor ihren „Tatort“-Ausstieg verkündet hatte. Lena Odenthal durfte letzte Woche einen 28 Jahre alten Flirt (Ben Becker als Dorfbulle, damals wie heute) wieder aufwärmen – nur damit dieser sich am Ende die Pistole in den Mund steckte.
Wie beruhigend, zu wissen, dass in dieser sich ständig wandelnden Welt auf ein Ermittler-Duo immer Verlass sein wird. Auf die Wiener Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser). Das Odd Couple des deutschsprachigen Fernsehkrimis, das sich durch seine mal besseren, mal schlechteren Fälle grantelt, die so richtig schlecht aber nie sein können. Wegen des Schmähs.
Aber in diesem Fall scheint ihre Allianz plötzlich bedroht. Bekommt Fellner Konkurrenz von einem alten Kollegen Eisners, den dieser 25 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Sie: „Wart’s ihr befreundet?“ Er: „Keine Ahnung, was für dich ein Freund ist.“ Sie: „Stimmt. Du hast ja keine.“ Und doch dauert es nicht lange, da machen Eisner und Alois Feinig die Nacht auf der Dienststelle zusammen durch, spielen Kicker und stimmen gemeinsam ein Lied an.
Wer hat's getan?
Der Fall: Hatte Eisner sich am Anfang tatsächlich gewünscht, dass der Vermisste wenigstens tot sei, so wird ihm sein Wunsch bald erfüllt: „Also, Leiche wär jetzt a bissl übertrieben.“ Die Seriennummer des aufgefundenen künstlichen Schultergelenks lässt gleichwohl keinen Zweifel zu.
Wien-„Tatort“: „Baum fällt“
So. 24.11., 20.15 Uhr, ARD
Wer hat den Holzbaron Junior warum umgebracht und dann im Heizkessel seines eigenen Sägewerks verbrannt? Ein klassischer „Whodunit“. Ein Dorf auf dem Land, in dem jeder jeden kennt. Abgründe tun sich auf. Eine übliche Krimi-Konstellation, wie sie jeder Krimi-Gucker zur Genüge kennt (Buch: Agnes Pluch; Regie: Nikolaus Leytner). Egal. Wegen des Schmähs.
Wen der Krimi-Gucker sonst noch kennt: Der Eisner-Sidekick wird gespielt von Karl Fischer – bekannt als Sergente Vianello an der Seite des Commissario Brunetti in Venedig. Die Dörflerin Valli Granitzer wird gegeben von Verena Altenberger – Nachfolgerin von Matthias Brandt im Münchener „Polizeiruf“. Die ARD ist da großzügig – solange es um einmalige Gastspiele geht. Bibi Fellner muss sich am Ende nicht um ihren Job sorgen und wir Zuschauer nicht um sie. Auf die Wiener ist und bleibt Verlass!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Verbotskultur auf Social Media
Jugendschutz ohne Jugend