TV-Show "X Factor": Ein bisschen anders
Brachialkommerz oder Gutfindkommerz? Egal, in der RTL-Castingshow "X Factor" gilt, was immer gilt: Der eigentliche Star ist die Jury.
Allein schon der Name! "X Factor", zu Deutsch: das gewisse Etwas, heißt die neue Castingshow breitbeinig - und das, wo "DSDS", "Popstars" und Co. doch immer wieder, eigentlich ununterbrochen, die Austauschbarkeit ihrer Produkte vorgeworfen wird.
An diesem Anspruch wird sich das vom britischen Castingshowveteranen Simon Cowell zusammengestöpselte Format messen lassen müssen, wenn es nun auch in Deutschland startet - zur Einführung Freitag und Samstag um jeweils 20.15 Uhr bei RTL, ab nächsten Dienstag dann einmal wöchentlich zur besten Sendezeit bei Vox. Ob der Quotentransfer zur kleinen Schwester gelingt, die nie zuvor so viel in ein Projekt investiert hat, ist ungewiss.
Vox-Chef Frank Hoffmann hat "X Factor" im Vorfeld zwischen "DSDS" und "Unser Star für Oslo" verortet, zwischen Bohlen und Raab, zwischen Brachialkommerz und Gutfindkommerz. Der vorab an die Presse verschickte achtminütige Zusammenschnitt tendiert eher in Richtung "DSDS" - von der blitzenden und blinkenden Studiodeko bis hin zu manch markigem Kommentar der Jury, bestehend aus Sängerin Sarah Connor, Jazz-Trompeter Till Brönner und Musikproduzent George Glueck. Vor allem Letzterer gibt gern mal den Bohlen. "Ich bin traumatisiert", sagt er nach einem der offenbar unvermeidlichen Totalausfälle. "Ich dachte, Folter ist in Europa verboten." So weit, so unlustig.
Doch zumindest in zwei nicht unwesentlichen Punkten unterscheidet sich "X Factor" von 08/15-Castingshows: Zum einen bekommen in der Kategorie "Solokünstler ab 25" ausdrücklich auch Ältere eine Chance, zum anderen richtet die Jury nicht ausschließlich, sondern fördert auch. "Nur bei ,X Factor' sind die Juroren auch Mentoren", sagt Moderator Jochen Schropp seinen Text auf. Er hat - mit einem Jurywitz gesprochen - den "Nix-Factor", aber das muss wohl so sein: Auch "DSDS"-Kollege Marco Schreyl ist ja nicht gerade ein Charismatiker. Der Star bei Castingshows ist eben die Jury - egal wie das Format heißt.
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