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TV-Sender im engen AustauschPiep, Piep, Piep, RTL+ hat die ARD und Netflix lieb

ARD, RTL+ und Netflix sind eigentlich Konkurrentinnen – doch jetzt haben sie ihre Chefinnen getroffen. Was steckt hinter dem neuen Schulterschluss?

Nach der als definitiv letzte angekündigten „Babylon Berlin“-Staffel ist doch nicht Schluss Foto: ard

I n schwierigen Zeiten müssen alle zusammenhalten. Weil das in Deutschland gerade nur so mäßig klappt, zeigten am Wochenende drei Frauen, wie es geht. Eigentlich begreifen sich die ARD, RTL+ und Netflix natürlich als Konkurrent*innen. Aber laut der ultimativen Schwarmoffensive in Springers Bild am Sonntag passt zwischen deren Chefinnen kein Blatt. Nicht mal eins der immer dümmer, pardon, dünner werdenden Programmzeitschriften.

Denen hatten die Print-Hellseher schon vor Jahren das Totenglöcklein geläutet, weil auch Programmschau nur noch online läuft. Aber was machen die, von TV Spielfilm bis zur selbst in der digitalen Welt so genial wie konsequent nach dem Vor-Fernsehzeitalter heißenden Hörzu? Erscheinen einfach weiter, zusammengenommen immer noch in satten Millionenauflagen.

So was Ähnliches scheinen auch die drei Damen vom Bewegtbild im Sinn zu haben. Piep, piep, piep, RTL+ hat die ARD lieb. Umgekehrt gilt das Gleiche und mit Netflix wollen sowieso alle zusammenarbeiten. „Wir sind nicht privat-privat befreundet, aber wir sind befreundete Kolleginnen“, sagt also ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. Und Inga Leschek (RTL) sekundiert: „Manchmal gibt es tatsächlich Zeiten, in denen wir drei uns auf diversen Events häufiger sehen als unsere Freundinnen und Freunde.“

Dafür verbindet die drei „auch, dass wir uns schon so lange kennen. Wir schätzen und respektieren uns sehr. Wir haben die jeweils anderen Wege miterlebt. Es ist also immer schön, wenn wir uns treffen, sodass man schnell denkt: ‚Lasst uns mal wieder was trinken gehen …‘“, erzählt Katja Hofem, Deutschland-Österreich-Schweiz-Chefin von Netflix.

Noch eine gute Nachricht

Das könnte alter weißer Mann natürlich schrecklich finden. Doch es macht nebenbei klar, dass die entscheidenden Rollen im deutschen TV-/Streaming/Bewegtbild-Schaffen von toughen Frauen jenseits der 45 besetzt sind. Auch das ZDF hat übrigens schon länger eine Programmdirektorin. Jetzt müssen Frauen nur noch stärker ins Programm.

Und auch da gibt es eine gute Nachricht. Nach der aktuell als ultimativ letzte von „Babylon Berlin“ angekündigten Staffel ist doch nicht Schluss. Weil Sky ja dann RTL heißt und sich RTL und die ARD eh diverse Sportübertragungen aufteilen, kann locker auch die früher von Sky und ARD gemeinsam produzierte Serie weitergehen.

„Moment, die Parallele ist nicht, weil man sich reinteilt, sondern weil das Ergaunern und Bestechen um die Sportrechte political True-Crime ist“, meint die Mitbewohnerin.

Die taz konnte auch schon in erste Drehbuchideen linsen. Als augenzwinkernde Reverenz an ein ganz bestimmtes und heutig-engagiertes „Tatort“-Team aus Köln und weil der Aschinger am Alex zumachen muss, spielt dann eine Imbissbude direkt vor der „Burg“ eine zentrale Rolle. Und wer serviert Rath & Co. da die Bockwurst? Erraten, unsere „Drei Damen vom Grill“.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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1 Kommentar

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  • Achso, nur feministisches Empowerment, toll! Dann bleib ich mit meinen Vermutung von wegen kartellrechtlich relevanten Absprachen lieber hinterm Berg.