T.C. Boyle zur US-Präsidentschaftswahl: „Halb Amerika schwelgt im Hass“
Bis zur US-Präsidentschaftswahl befragt die taz den Autor T.C. Boyle jede Woche zur Lage in seinem Heimatland. Diesmal geht es um richtig und falsch.
taz: Herr Boyle, Winston Churchill soll gesagt haben: „Man kann sich immer darauf verlassen, dass die Amerikaner das Richtige tun – nachdem sie alles andere ausprobiert haben.“ Ist das noch so?
T. C. Boyle: Fragen Sie mich am 6. November nochmal. Wenn Kaiser Trump wieder auf seinen Thron zurückkehrt, können wir Churchills Satz komplett umdrehen. Unsere freie Presse wird dann zum MAGA-Organ, die NATO wird ohne uns auskommen müssen, die Ukraine wird Putin übergeben und unsere Wirtschaft wird zusammenbrechen. Wir werden immer wieder das Falsche tun. Auf ewig. Denn Trump wird im Jahr 2028 oder 2032 auf keinen Fall Wahlen zulassen. Oder je wieder zu seinen Lebzeiten.
taz: Warum besteht überhaupt die Möglichkeit, dass die USA den gleichen Fehler noch mal machen?
Boyle: Wegen der Reichweite der Propaganda und der Verachtung von Fakten und der Geschichte. Trump verkauft schlicht und einfach Hass. Halb Amerika schwelgt darin.
Empfohlener externer Inhalt
taz talk US-Wahl
taz: „Es gibt nichts an Amerika, das so falsch ist, dass es nicht geheilt werden kann durch das, was richtig ist an Amerika.“ Trifft dieses Zitat von Bill Clinton noch zu?
Boyle: Wir werden es nach der Wahl sehen. Wenn Kamala Harris Präsidentin ist, gilt das Zitat. Wenn nicht, wird alles an Amerika falsch sein, mit verheerenden Folgen für die ganze Welt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos