■ Scheibengericht: T.A.F.K.A.P.
Chaos And Disorder (WEA)
Schöne Erinnerung, trashiges Bild, wie T.A.F.K.A.P. (The Artist Formerly Known As Prince), als er noch nicht so hieß, nachts im Prince-Cape im Prince-Tower seines Paisley-Park-Refugiums saß und, während draußen die Stadt im Dunkel lag, ein Band nach dem anderen mit hyperkreativen Original-Prince-R&B-Songs vollspulte. Stoff bis 1999, im Alleingang gemastered. Eigentlich war er schon immer eine Art Homerecorder.
Doch was damals Welteroberungsplan war, ist heute, wo das Imperium zerfallen ist, mehr eine Methode, das Ganze flüssig zu halten. „Originally intended 4 private use only, this compilation serves as the last original material by [hier bitte „Symbol“ hinzudenken] 4 Warner Brothers Records“, steht auf der Packung drauf – im Klartext: Nach dem ganzen Ärger mit seiner Plattenfirma erfüllt T.A.F.K.A.P (muß dabei immer an „Tarnkappe“ denken) hier den Vertrag und unterläuft ihn zugleich, indem er das Tagebuch seiner Nächte veröffentlicht.
Klar, daß „Chaos And Disorder“ kein Meisterwerk im Sinne von „Sign 0'The Times“ oder „Under The Cherry Moon“ sein kann, erzählen die Songs doch mehr von der Basis: sind Wiederholung, Antizyklus, Zeugnis der Geburt des Prince-Songs aus dem Geiste der Jam-Session, Mutter aller Hits. „I Rock, Therefore I Am“ heißt das Schlüsselstück dieser Gegenverschwörung. Das Album ist impulsive Regression und Selbstvergewisserung eines Superstars, der seinem eigenen Markenzeichen zu entkommen versucht. Denn genau das wollte er ja: mit der Rückkehr in die Namenlosigkeit eines talentierten kleinen Funkers der „Industrie“ wenigstens ein winziges linguistisches Problem bereiten: T.A.F.K.A.P. – hat keinen Sound, findest du als Zeichen nicht mal auf der Tastatur. Kann kein Bestandteil des ASCII-Codes sein!
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