Syrer über die Bundeswehr in Syrien: „Das stärkt den IS“
Der Bundestag hat entschieden, deutsche Soldaten nach Syrien zu entsenden. Syrer in Berlin sind skeptisch, dass das helfen wird.
Ein Mann aus Aleppo wirft ein: „Wenn Deutschland sich einmischt, kann es sein, das so etwas wie in Paris auch in Berlin passiert.“ Sie seien vor dem IS geflohen, jetzt müssten sie sich sogar hier vor ihm fürchten.
Ibrahim Alsayed hat ebenfalls den Eindruck, dass viele Syrer hierzulande den deutschen Kriegseinsatz skeptisch sehen. Der syrischstämmige Berliner betreibt mit dem „Salam-Kulturclub“ eine Beratungsstelle für syrische Flüchtlinge. „Viele Syrer hatten früher gehofft, dass sich der Westen gegen Assad einmischt.“ Sie seien enttäuscht worden und könnten nicht verstehen, dass Deutschland jetzt, fünf Jahre später, doch Soldaten schicken wolle.
Manche warnten auch davor, dass der Einsatz ähnliche Folgen haben werde wie die Kriege in Irak und Afghanistan, erzählt Alsayed. „Deutschland hat bislang einen guten Ruf im Nahen Osten. Den gefährdet es jetzt.“
Andere würden den Einsatz aber auch befürworten, berichtet Alsayed. „Sie glauben, dass das die IS-Terrorgefahr reduziert.“ Auch vor dem Lageso sprechen sich einzelne für den Krieg aus. Ein Mann, der selbst in einem vom IS kontrollierten Gebiet lebte, sagt: „Der IS sollte angegriffen werden. Die Deutschen werden das besser lösen als die Russen.“
Die öffentlichen Proteste gegen den am Freitag vom Bundestag beschlossenen Einsatz sind bislang verhalten. Am Donnerstag demonstrierten nach Angaben der Veranstalter rund 3.000 Menschen am Brandenburger Tor gegen die Pläne der Bundesregierung, laut Polizei kamen 800 TeilnehmerInnen. Weitere Demos sind bislang nicht angemeldet. Aber das soll sich laut Friedensaktivistin Laura von Wimmersperg bald ändern. „Es muss weitergehen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe