piwik no script img

■ SurfbrettOnline zurück zur Druckausgabe

Zweimal im Jahr gibt die Ruhr- Universität Bochum ihre Zeitschrift Rubin heraus. Sie enthält eine Auswahl eher populärer Forschungsergebnisse und ist durchaus lesenswert, auch wenn sie vor allem der Werbung für diesen geistigen Standort im Ruhrgebiet dient. Bis zur letzten Ausgabe war sie unter www.ruhr-uni-bochum .de/rubin online abrufbar, wenn auch nicht vollständig und ohne das Layout der gedruckten Ausgabe. Das mögen die Herausgeber als Mangel empfunden haben. Leicht hätte er durch die Instrumente des Webformats kompensiert werden können, durch Querverweise aller Art etwa. Immerhin ist die akademische Sucht nach Vollständigkeit der Referenzen die historische Quelle des Konzepts der Hyperlinks. Doch davon hatte der Rubin bisher kaum Gebrauch gemacht, und mit seiner neusten Nummer hat er sich nun ganz und gar aus der neuen Zeit verabschiedet. Es gibt ihn online nur noch als sogenannte PDF- Datei. Das ist eine Variante der Standard-Druckersprache Postcript. PDF-Datein sind zwar nicht ganz so gigantisch wie Postcript- Dateien, aber immer noch um ein Vielfaches größer als nötig wäre, denselben Inhalt im HTML-Format durch das Netz zu schicken. Wer den neuen Rubin online haben möchte, muß fette 4,7 Megabyte durch das Modem jagen. In der guten Stunde, die das unter durchschnittlichen Bedingungen dauert, verfliegt schon die Vorfreude, und das Ergebnis ist erst recht ungenießbar: weder ein Text noch ein Bild, sondern die auf die niedrige Bildschirmauflösung reduzierte grafische Darstellung kompletter Zeitschriftenseiten. Man kann sie weder lesen noch blättern, man kann sie nur löschen. Mit der unverkennbaren Diktion der Ahnungslosen teilt die Pressestelle mit, „die Zeiten, als lediglich Text im Internet kursierte“, seien „längst vorbei“, die „optische Aufbereitung von Informationsangeboten“ werde „immer wichtiger“. Offenbar ist der Ruhr-Universität entgangen, daß Websites heute nur noch daran gemessen werden, ob sie außer Bildersalat auch noch irgendeinen Nutzwert enthalten, beispielsweise einen lesbaren Text.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen