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Supreme Court zum US-WahlgesetzJetzt werden Wahlkreise umgemodelt

Die Republikaner jubeln über die Entscheidung der US-Richter. Für Afroamerikaner und Latinos entstehen zahlreiche neue Barrieren.

Bald könnte es in den USA neue Voraussetzungen und Bezirke bei Wahlen geben Bild: ap

WASHINGTON taz | Die Bilder langer Schlangen vor Wahlbüros in Florida und anderen „Swing States“ bei den Präsidentschaftswahlen vom vergangenen November gingen um die Welt. Diese Wählerschlangen bildeten sich, wie BürgerrechtlerInnen und AnhängerInnen der Demokratischen Partei beobachteten, vor allem in Bezirken, in denen mehrheitlich „Minderheiten“ wohnten – AfroamerikanerInnen und Latinos.

Die Angehörigen dieser Gruppen wählen in überwiegender Mehrheit demokratisch. Die politisch Verantwortlichen in Florida und in mehreren Bundesstaaten, die versucht haben, das Wahlrecht zu ändern, sind gegenwärtig mehrheitlich republikanisch.

Quer durch die republikanisch regierten Teile des Landes ging vor den Präsidentschaftswahlen das Bemühen, eine Ausweispflicht für Wahlen einzuführen. Bisher allerdings gab es in den USA keine gesetzliche Pflicht, einen Ausweis zu besitzen. Stattdessen ist der Führerschein das entscheidende Fotodokument. Doch die Angehörigen der „Minderheiten“ sowie StudentInnen und sozial Schwache haben häufig keinen Führerschein. Wenn sie sich mithilfe eines anderen Dokuments ausweisen wollen, mussten sie aufgrund der neuen Wahlregelungen langwierige und oft kostenpflichtige bürokratische Schritte unternehmen.

Ein anderes Mittel, um demokratische WählerInnen von den Urnen fernzuhalten, das im vergangenen Jahr vielfach zu Gerichtsentscheidungen im letzten Moment führte, war die Zuschneidung der Wahlkreise. Gerade Wahlkreise in von Minderheiten bewohnten Bezirken hatten oft viel größere Einzugsgebiete. Die Folge: längere Anfahrtswege und längere Wartezeiten.

Ausweispflicht mit Bilddokument

Der Bundesstaat Arizona hat versucht, schon die Eintragung im Wählerregister zur erschweren. Die republikanische Gouverneurin Jan Brewer hat in einem Gesetz einen „Beweis für die Staatsangehörigkeit“ verlangt. Weil diese Beweisführung für naturalisierte EinwandererInnen, deren Geburtsdokumente aus dem Ausland stammen, besonders hindernisreich ist, haben zahlreiche Latino-Gruppen im vergangenen Jahr dagegen protestiert.

Das Gesetz wurde gekippt. Jetzt will die Gouverneurin ihr Vorhaben von Neuem durchsetzen. Arizona und Texas haben schon jetzt mehrheitlich Latino-Bevölkerungen. Und die republikanischen GouverneurInnen in beiden Bundesstaaten wissen, dass ihre Mehrheiten keine lange Zukunft haben.

In Texas erklärte der dortige republikanische Justizminister Greg Abbott noch am Dienstagabend: „Mit dem heutigen Entscheid des Obersten Gerichts wird das Wahlgesetz des Bundesstaates unmittelbar in Kraft treten.“ Darüber hinaus kündigte er an, dass er auch an dem Vorhaben festhält, die Konturen der Wahlbezirke neu zu zeichnen.

In Alabama sprach der republikanische Justizminister Luther Strange von einem „historischen“ Entscheid. Laut Strange ist es eine Anerkennung der Tatsache, dass „wir in den vergangenen 50 Jahren einen unglaublichen Fortschritt erzielt haben“.

In North Carolina, dessen Versuche, die Konturen der Wahlbezirke neu zu zeichnen, achtmal vom Justizministerium in Washington abgelehnt worden waren, soll schon nächste Woche ein neues Wahlgesetz eingereicht werden. Es sieht – unter anderem – eine Ausweispflicht mit Bilddokument vor.

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2 Kommentare

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  • D
    D.J.

    @Amerika wird mir...

     

    Tja, offensichtlich haben Sie keinerlei Schimmer von amerikanischer Geschichte. Z.B., dass Lincoln republikanischer Präsident war in einer Zeit, als die Demokraten überwiegend noch für Fortbestand der Sklaverei eintraten (als sie in Europa fast überall schon abgeschafft war). Und Ihnen ist auch nicht klar, dass es abertausende von republikanischen Kandidaten gibt, die "schwarz" oder Latinos sind. Die Republikaner wären sicher nicht die von mir favorisierte Partei, aber ist es zu viel verlangt, in klein wenig die Vorurteile zu hinterfragen?

    Im Übrigen vermute ich, dass Sie überhaupt keinen Plan haben, worum es bei der angeblichen "Einschränkung des Wahlrechts" geht.

  • AW
    Amerika wird mir unsympatisch

    Die Republikaner in den USA ist echt eine Bande von scheinheiligen Leuten, die in die Kirche rennen aber Menschen mit schwarzer Haut am liebsten in den Boden stampfen würden, heute noch nach Ende der Sklavenzeit vor vielen vielen Jahren.

     

    Warum gibt es dort so viele Schwarze im Knast, weil sie einfach kaum Chancen haben, nicht mal nach Ende der Sklaverei respektiert zu werden, haben immer noch nicht die gleichen Rechte wie die Weißen, somit kaum MÖglichkeit auf gute Bildung, einen guten Beruf, auf ein schönes Zuhause. Was bleibt sind ihre Gangs wo sie Macht haben und viel Geld in kurzer Zeit, wenigstens da, so denken sie gehören sie dazu.

     

    Das sie jetzt beim Wahlrecht eingeschränkt werden sollen ist ein politischer Schachzug, weil Afroamerikaner keine Republikaner wählen würden. So kann man die Demokratie auch abschaffen, zumindest die demokratische Partei so mindern, das sie keine Macht mehr hat, somit kein zweiter Obama hervorgehen kann. Da müsste eigentlich Obama jetzt stark ins Grübeln kommen.