Superspreader im Restaurant: Die Corona-Unterernährung
Die Hitze des Dönerspießes sollte alle Coronaviren abtöten, denke ich mir. Trotzdem landet mein Mittagessen am Ende im Mülleimer.
D öner macht nicht nur schöner, sondern ist auch gesund. Ich meine natürlich gesund in dem Sinne, dass kein einziges Coronavirus diese Hitze am Spieß überleben kann. Deshalb renne ich mit knurrendem Magen zum Antalya-Imbiss.
„Hallo, Bruder, einen Döner bitte“, rufe ich vom Bürgersteig aus, ohne den Laden zu betreten. Am Fleischspieß können die Viren nicht überleben – im Restaurant schon.
„Sofort, Bruder“, ruft er leicht heiser zurück.
„Bist du gesund, Bruder? Hoffentlich kein Corona oder so?“, frage ich leicht panisch nach.
„Klar, Bruder“, kommt wieder kurz und knapp als Antwort. Mehr als zwei Wörter sagt er nicht, damit ich an seiner rauen Stimme seine Halskrankheit nicht raus höre.
„Oh“, jammert er plötzlich – diesmal nur einsilbig! Er hat sich am Spieß die Hand verbrannt und pustet jetzt kräftig drauf, genauer gesagt, er spuckt auf meinen Döner! Noch genauer gesagt, er schickt seine Viren direkt zu meinem Döner, den er ja leider in der Hand hält!
Tausende tanzende Viren auf dem Döner
Er ist zwar bereits in Alufolie eingewickelt, aber wie akrobatisch diese Coronaviren sind, ist ja inzwischen weltbekannt. Ich sehe förmlich tausende kleine Mini-Covids enthusiastisch auf meinem Döner rumtanzen.
Offensichtlich denkt der Kerl, ich hätte seine Viruserkrankung nicht durchschaut und würde mir diesen Coronadöner einfach so reinziehen. Nie im Leben! Bin ich etwa Selbstmörder?!
Nachdem ich bezahlt habe, werfe ich den Döner heimlich in den Mülleimer. Dem Tod mal wieder genial von der Schippe gesprungen! Den hasserfüllten Blicken des Dönerverkäufers nach zu urteilen, weiß er schon längst, dass ich seinen Döner in den Müll werfe, um seinen Plan zu durchkreuzen, mich kaltblütig anzustecken.
Dann eben Pizza
Völlig ausgehungert renne ich zum Pizzaladen und bleibe selbstverständlich wieder draußen vor der Tür stehen. Die leckeren Teigdinger werden so heiß gebacken, das überlebt kein noch so akrobatisches Virus.
Mit der Holzschaufel befördert Luigi meine Pizza, ohne sie zu berühren, vom Ofen direkt in den Karton. Super! Das nenne ich mal hygienisch.
„Wollene du habene, a bissene firischene Kräutere darübere?“, grinst er mich an.
„Neeeiiinnnn! Bitte niiiiichtt“, rufe ich – aber er hört mich nicht mehr und hat seine coronaverseuchten Fettfinger bereits genüsslich in den Kräuterteller gesteckt und schaufelt diese auf meine Pizza.
Mit Unmengen Covid-19-Kräutern obendrauf landet die Pizza natürlich im nächsten Mülleimer, bevor die ganzen 19 Covids auf mich rüber hüpfen können. Aber so, dass Luigi es nicht sehen kann. Dass ich bereits alle türkischen Dönerverkäufer zum Feind habe, reicht mir völlig.
„Grazie“, stammele ich Idiot auch noch!
Was zur Folge haben wird, dass diese ‚a bissene firischene Kräutere‘ jedes Mal auf meiner ‚Pizza-Vegetaria‘ landen, und die Pizzas danach zwangsläufig im Mülleimer.
Kein Wunder, dass auf der Welt viel mehr Menschen an Unterernährung sterben als an Corona!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste