Stillstand amElbtower

Wolkenkratzer an den Hamburger Elbbrücken wird vorläufig nicht weitergebaut – wegen unbezahlter Rechnungen

Von Gernot Knödler

Der Elbtower wird fürs Erste nicht weiter gebaut. Wie die mit dem Rohbau beauftragte Baufirma Lupp bestätigte, hat der Investor – die Signa-Gruppe des schillernden Unternehmers René Benko, die als Eigentümer der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt ist – Rechnungen nicht bezahlt.

Der mit 245 Meter Höhe geplante Wolkenkratzer wäre der dritthöchste in Deutschland. Er ist eine Art Vermächtnis von Kanzler Olaf Scholz (SPD). In dessen Zeit als Hamburger Bürgermeister war das rund eine Milliarde Euro schwere Projekt beschlossen worden.

Nun sei eingetreten, wovor sie gewarnt habe, kommentiert die Bürgerschaftsfraktion der Linken: „Eine derart große Bauruine würde die Stadt unter Druck setzen, damit sie alles für den Weiterbau tut.“ Allerdings hat der Senat versucht, das Risiko zu minimieren, den Bau bezahlen zu müssen. Signa musste Vormietverträge für einen Teil der Flächen vorlegen und nachweisen, dass alle Planungs- und Baukosten finanziert sind.

„Die Stadt Hamburg erwartet, dass das Bauvorhaben entsprechend der im Kaufvertrag vereinbarten zeitlichen Fristen und qualitativen Merkmale fertiggestellt wird“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) am Montag. Bei Nichteinhalten vereinbarter Meilensteine zum Baufortschritt seien im Grundstückskaufvertrag zunächst Vertragsstrafen und im weiteren Verlauf Wiederkaufsrechte für die Hansestadt in Bezug auf das Grundstück vereinbart, sagte Pein.

Heike Sudmann von der Linksfraktion bleibt misstrauisch: Die Verträge und Unterlagen hätten die Senatsvertreter*innen nicht selbst gesehen, sondern sich auf die Prüfung der finanzierenden Banken und Versicherungen verlassen. „Das Prinzip Hoffnung darf keine Kontrolle ersetzen.“

Ganz ausschließen lässt sich das Risiko bei einem solchen Projekt tatsächlich nicht: Die mit Signa getroffenen Vereinbarungen führten jedoch dazu, dass „die kreditgebenden Banken ein Interesse nicht nur an der Eigenkapitalausstattung zum Zeitpunkt des Baubeginns haben, sondern ein erhebliches Interesse an der Fertigstellung des Bauvorhabens“, heißt es in einer Drucksache zum Elb­tower. Das Hochhaus werde also so oder so zu Ende gebaut werden – auch für den „sehr unwahrscheinlichen Fall“, dass dem Bauherrn das Geld ausgehe.

Ausgeschlossen ist das nicht. Steigende Zinsen und sinkende Immobilienpreise gefährden Benkos Geschäftsmodell. Er hat eine Reihe von Immobilien verkauft und den Neubau einer Einkaufspassage in der Hamburger Innenstadt gestoppt. Die zur Signa Holding gehörende Online-Sportartikelhändler Signa Sports United hat kürzlich einen Insolvenzantrag gestellt.

Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Baufirma Lupp, geht dennoch davon aus, „dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann“.