Suizidanschlag in Afghanistan: Mehrere Tote bei Angriff auf Moschee
Das schiitische Gotteshaus war beim Attentat voll besetzt. Neben drei Zivilisten und einem Polizisten starben auch die beiden Angreifer. Das Motiv ist unklar.
Kabul/Washington | dpa/ap | Bei einem Anschlag von zwei Selbstmordattentätern auf eine Schiitenmoschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens sechs Menschen getötet und acht verletzt worden. Das sagte Kabuls Polizeisprecher Basir Mudschahid am späten Donnerstagabend (Ortszeit). Unter den Toten seien drei Zivilisten und ein Polizist. Auch die beiden Angreifer seien ums Leben gekommen.
Wer hinter dem Anschlag steckt, blieb zunächst unklar. Die radikalislamischen Taliban erklärten auf Twitter, sie seien es nicht gewesen. Zu einem ähnlichen Angriff auf eine schiitische Moschee in Kabul hatte sich im November die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Damals waren um die 30 Menschen getötet und rund 80 verletzt worden. Der IS hat in diesem Jahr einige der blutigsten Angriffe in Kabul für sich reklamiert, unter anderem eine siebenstündige Schießerei in einem Militärkrankenhaus mit mindestens 49 Toten und ein Selbstmordattentat vor einem Gericht mit mindestens 22 Toten
Der Angriff begann um kurz nach 21.00 Uhr (Ortszeit). Schilderungen des Hergangs blieben zunächst widersprüchlich. Polizeisprecher Mudschahid sagte, die beiden Attentäter hätten versucht, in die Moschee einzudringen, seien aber der Polizei aufgefallen. Es habe eine Schießerei gegeben und die Angreifer seien in die Küche der Moschee geflohen. Dort hätten sie sich in die Luft gesprengt.
Nach einer anderen Schilderung von Sicherheitskräften sprengte sich einer der Täter am Tor der Moschee in die Luft, der andere wurde in der Küche erschossen. Der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, sagte, beide Attentäter seien von der Polizei erschossen worden. Das erklärt aber nicht die laute Explosion.
Es wird vermutet, dass die Moschee im Schiiten-Viertel Dascht-e Bartschi im Westen der Stadt an diesem Abend besonders voll war, weil der 21. Tag des heiligen Fastenmonats Ramadan für Schiiten ein hoher Feiertag ist. Bilder auf sozialen Medien zeigten das raucherfüllte Innere einer mit roten Teppich ausgelegten Moschee. Abgesprengte Wand- oder Deckenfliesen lagen zwischen Scherben und Putzbrocken.
Es war der neunte große Anschlag in der afghanischen Hauptstadt seit Jahresbeginn. Hunderte Zivilisten wurden getötet und verletzt. Erst Anfang Juni waren bei zwei schweren Anschlägen und blutigen Demonstrationen für mehr Sicherheit im Land innerhalb von vier Tagen rund 180 Menschen getötet und mehr als 600 verletzt worden.
Washington entsendet mehr Soldaten
Die US-Regierung von Präsident Donald Trump wird 4.000 Soldaten zusätzlich nach Afghanistan schicken. Das sagte ein Mitarbeiter der Regierung der Nachrichtenagentur AP am Donnerstag. Eine offizielle Bekanntgabe durch Verteidigungsminister James Mattis werde vermutlich in der kommenden Woche erfolgen. Die extra stationierten Kräfte sollten vor allem afghanische Soldaten trainieren und anweisen. Eine kleinere Zahl werde für Terrorabwehr-Operationen gegen die Taliban und die Terrormiliz Islamischer Staat eingesetzt.
Die Stationierung der zusätzlichen Truppen wäre die größter unter Donald Trumps noch junger Präsidentschaft. Dieser hatte Mattis zuvor die Autorität übertragen, die Zahl der Truppen eigenmächtig neu festzulegen. Damit soll dem Kommando in Afghanistan entgegengekommen werden, das nach eigener Aussage nicht genug Personal hat, um der afghanischen Armee im Kampf gegen die wieder auflebenden Taliban zu helfen. Eine wachsende Bedrohung durch IS-Kämpfer, auf die es Hinweise durch eine Serie von Anschlägen jüngst in Kabul gibt, hat den Forderungen nach einer stärkeren US-Präsenz im Land zudem Antrieb verliehen.
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