piwik no script img

Süßwarenfreie Eltern-Kind-Kasse gefordertTriebfeder für spontane Einkäufe

In Supermärkten locken Bonbons und Spielzeug effektiv auf Augenhöhe von Kindern. Verbraucherschützer fordern vom Einzelhandel süßwarenfreie Zonen - zum Beispiel an den Kassen.

Viele Einkäufe enden oft mit Tränen, weil Kinder ihre süßen Wünsche nicht erfüllt bekommen. Bild: dpa

BERLIN taz | Verbraucherschützer verlangen von den Handelsketten in Deutschland, Süßigkeiten als Lockangebote für Kinder aus dem Kassenbereich zu nehmen. Die "moderne Form der Wegelagerei" müsse aufhören, sagte Brigitte Rittmann-Bauer von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen der taz-Wochenendausgabe sonntaz. Es sollte "Eltern-Kind-Kassen" wie in Großbritannien geben, die frei von Spielzeug oder Süßigkeiten seien. "Wir appellieren an die Supermärkte im Sinne der Kundenfreundlichkeit, Quengelware nicht an der Kasse anzubieten", sagte Clara Meynen, Ernährungsexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband taz.de.

Bild: taz

Den kompletten Artikel lesen Sie in der sonntaz am 6./7. Juni 2009 - ab Samstag zusammen mit der taz am Kiosk.

"Der Einzelhandel sollte sich verantwortlich zeigen", sagte Bärbel Höhn, die stellvertretende Chefin der Grünen im Bundestag der sonntaz. Verführerische Waren gehörten nicht dorthin, wo Eltern mit ihren Kindern in der Schlange warten.

Eine neue Studie von Wiener Konsumforschern ergab, dass der Einfluss von Kinder auf das Einkaufsverhalten der Eltern weit stärker ist, als bisher angenommen. Die Wissenschaftler beobachteten 200 Eltern-Kind-Paare im Geschäft und dokumentierten den Wageninhalt. Dabei war jedes zweite Quengeln erfolgreich: Das Produkt wurde gekauft. "Das überraschendste Ergebnis war, dass sich Eltern oft gar nicht bewusst sind, wie sehr ihre Kinder Triebfeder für Spontaneinkäufe sind", sagte Claus Ebster, Autor der Studie. Nur von jeder zweiten so getroffenen Entscheidung konnten die Eltern im Anschluss noch sagen, dass sie durch Bitte des Kindes zustande kam.

Norbert Wittmann, Strategie-Berater für Supermärkte, verteidigte das Verkaufskonzept des Einzelhandels: "Es ist nicht Aufgabe des Handels, Kinder zu erziehen, sondern die der Eltern." Kunden würden sich nach einem stressigen Einkauf gern eine Belohnung gönnen und fänden deshalb die Produkte an der Kasse ansprechend.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • RS
    Rod Sanchez

    Meine Mutter hat dieses Problem wegen ihrer knappen Kasse stets auf eine sehr clevere Weise gelöst:

    1. Vor dem Einkaufen hat sie einen Einkaufszettel gemacht und nur genau das eingekauft was auf diesem Zettel stand.

    2. Wenn wir Kinder wegen Süßigkeiten usw. gequengelt haben sagte sie ruhig und beharrlich: "Wenn Du Hunger hast kannst Du gerne eine Brezel haben." Oder: "Wenn Du was Süßes willst kannst Du gerne einen Apfel haben."

    3. Wenn wir in die Nähe der Kasse kamen sagte sie so laut, dass es alle Leute gehört haben: "Ich verbiete Euch etwas aus dem Regal zu nehmen." Und wenn wir auch noch so gequengelt haben blieb sie hart. Allerdings war es für sie nicht einfach uns 4 Kinder immer im Blick zu haben. Es kam manchmal vor, dass einer von uns sich eine Süßigkeit aus dem Regal nahm und öffnete. Sie weigerte sich an der Kasse aber konsequent zu zahlen, denn

    (a) sie hat die Süßigkeit nicht gekauft,

    (b) Sie hat uns lautstark für alle hörbar verboten etwas aus dem Regal zu nehmen.

    © wir Kinder waren alle minderjährig, so dass kein Kaufvertrag zustande kam.

     

    Der Besitzer des Supermarkts vom Dorf zeigte sie einmal bei der Polizei an, er kam aber damit nicht durch. Schließlich wußte das ganze Dorf, dass sie uns immer wieder lautstark verboten hat etwas aus dem Regal zu nehmen. Da wir nicht volljährig waren kam kein Kaufvertrag zustande, solange wir unter 14 Jahren waren wir auch nicht strafmündig und als wir dann 14 waren haben wir nicht mehr gequengelt.

     

    Ich denke das sollten alle Eltern so machen: Hart bleiben, ihren Kindern verbieten Süßigkeiten zu nehmen und wenn diese es trotzdem tun darauf beharren, dass kein Kauf zustande kam, weil die Kinder unter 18 nicht geschäftsfähig sind.

     

    Heute sind wir alle über 20 Jahre alt und wir sind unserer Mutter sehr dankbar, dass sie so konsequent verhindert hat, dass wir zu Fettschwabbel-Kindern wurden, wie manche in meiner Klasse wo die Eltern zu lasch waren.

  • J
    Jens

    Süssigkeitenfreie Kassen sind grundsätzlich eine schöne Idee.

     

    Viel wichtiger wäre mir aber eine drogenfreie Kasse.

    Wie können es Supermarktketten verantworten, JEDEN Einkäufer - auch Kinder und Jugendliche - gezwungenermaßen an Schnapsflaschen und riesigen aufgetürmten, überhängenden Zigarettenregalen vorbeizuführen?

     

    Andere Länder wie Polen haben das Problem elegant gelöst, da gibt es im Supermarkt, wie bei uns in der Videothek, einen abgeschirmten "Über 18" Bereich mit eigener Kasse, wo man seine Waren direkt bezahlen kann und gleich abgestempelt bekommt.

     

    Vorteile:

    * Kinder und Jugendliche werden nicht aus Langeweile dazu verleitet, die bunten Werbeplakate der Zigarettenindustrie oder die Packungen zu lesen und neugierig gemacht.

    * Wer nur Bier oder Zigaretten kaufen will, braucht nicht lange an der Hauptkasse anzustehen.

    * Die Aufmerksamkeit der Kassierer wird nicht ständig abgelenkt von Leuten, die an die Fluppenregale wollen.

    * Der Laden spart sich komplizierte und aufwändige Schutzeinrichtungen (Gitter, Spendeautomaten, ...) für die Zigarettenregale.

    * Der Einkäufer bekommt seine Drogen auf einem separaten Bon und braucht die Flasche Küstennebel nicht vor der Haushaltskasse zu rechtfertigen. ;)

  • K
    Kai

    Komisch, meine Eltern haben es damals ganz ohne Verbraucherschützerhilfe geschafft, mich davon abzubringen. Einfach durch *Erziehung*. Das "Problem" besteht ja auch erst seit ca. 30 Jahren und ist eigentlich keins, wenn Eltern auch nach- und mitdenken.

     

    Bei "unserem" Supermarkt (eine regionale Kette) gab es auch tatsächlich schon in meiner Jugend eine "Kinderkasse" (eigentlich ja "Elternkasse").

  • E
    elle

    lieber wendelin,

     

    ihre erziehungsmaßnahme trifft unterbezahlte kassiererinnen, die wegen der aufräummaßnahmen ihren "akkord" nicht schaffen. mehr egoismus geht nicht. erziehen sie ihre kinder bitte nicht auf kosten anderer - und dann noch der falschen. mfg elle

  • W
    Wendelin

    Bis die quengelwarenfreie Kasse kommt hilft dieses:

     

    Die Kinder dürfen nach Herzenslust in den Regalen an der Kasse wühlen und den Süßigkeitenschrott dann auf den Boden werfen.

     

    Das wirkt erfahrungsgemäß entspannend auf die Kinder und verhindert dumme Einkäufe. Und für die Läden ist es eine gute Erziehung, wenn sie hinterher aufräumen müssen.