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Suche der SPD nach einem SpitzenduoGute Leute, ja, aber machtwillig?

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Die möglichen Kandidat*innen für die SPD-Spitze sind interessant und irgendwie nett. Aber das reicht nicht, um die Partei in den Griff zu bekommen.

Keiner in der SPD verströmt Machthunger, Giffey will noch nicht mal an die Parteispitze Foto: reuters

E in bisschen erinnert die Kan­di­da­t*in­nensuche der SPD an die aktuelle Saison in der Fußballbundesliga. Bis 31. August können noch Spieler zu den jeweiligen Kadern hinzugekauft werden, dann ist Schluss. Und jeden Tag vernimmt man Meldungen im Stil von: „Heuern die Bayern den verletzten Leroy Sané noch an?“ Oder: „Reicht das Spielermaterial von Borussia Dortmund wirklich für meisterliche Ansprüche?“

Franziska Giffey, so stellt sich nun heraus, wird nicht SPD-Chefin (mit welchem Mann auch immer) werden wollen, vermutlich ist ihr der Ausgang des Verfahrens um ihre Dissertation doch zu heikel, als dass sie jetzt Ansprüche auf den Thron anmelden möchte – verlöre sie ihren Doktorinnentitel wegen Plagiererei, schadete das ihrer Partei.

Wie dem auch sei: Gesine Schwan wäre natürlich geeignet für den SPD-Chef*innenposten, Ralf Stegner, der wegen seiner nur ahnbar erkennbaren Mimik der Gutgelauntheit unterschätzte Parteilinke, nicht minder; Schlechtes kann auch nicht über Nina Scheer oder Karl Lauterbach gesagt werden.

Nette Leute ohne Machthunger

Honorig, sie alle. Aber hätten sie Autorität über eine Partei, deren Spitzenleute im Kabinett Merkels sitzen und sich im Zweifelsfall von einer Parteispitze gar nichts sagen lassen würden? Eben. In der politischen Sphäre zählt Macht von Personen, gebettet auf Möglichkeiten, die das Publikum in ihnen sieht. Und es zählt das Geld: Ein Minister wie Olaf Scholz kann die Parteispitze ernst nehmen. Muss er nicht.

Was alle bislang Kandidierenden eint, ist: Sie verströmen atmosphärisch keinen Machthunger. Eine wie Angela Merkel, die per FAZ-Artikel Helmut Kohl, schon nicht mehr Kanzler, aber der Grande in seiner Partei schlechthin, kalt niedergrätscht, sind sie alle nicht. Das ist das Problem der SPD, das überhaupt ist der Kern der Misere dieser SPD-Mobilisierung für die Parteispitze: Alle wirken sie interessant, irgendwie, nett ja auch, aber von ihnen geht keine Lust auf Kampf, kein Hunger nach Höchstem (das Kanzleramt, was sonst) aus.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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4 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    In der gebotenen Kürze:

    wenn Herr Feddersen Kohl und Merkel als scheinbar "alternativlose" Modelle nimmt, zeigt er damit ein erschreckendes Mass an Fantasieferne. Soll die SPD jetzt nur noch nachahmen?

    Ich dachte immer in meiner Blauäugigkeit, in der Politik ginge es um einen Wettstreit von Ideen und Modellen. Freiheit statt Sozialismus.



    Ökologie versus Ökonomie. Waffen oder Waffenfreiheit.

    Seit wann geht es darum, die gleiche Sülze von unterschiedlichen Personen und Parteien auf die gleiche ungeniessbare Art zubereitet zu bekommen?

    Nö - oder?

  • @MOWGLI: Inhaltlich geht dieser schöne Text schon deutlich mehr zur Sache als der kommentierte Kommentar. :) Danke dafür!



    Der Machtwille einzelner Akteure in der Politik macht blind! (= verhindert fast immer angemessene Maßnahmen die auch die Komplexität der Wirklichkeit abbilden.)

  • Zitat: „Alle wirken sie interessant, irgendwie, nett ja auch, aber von ihnen geht keine Lust auf Kampf, kein Hunger nach Höchstem (das Kanzleramt, was sonst) aus.“

    Schau an! Alles Demokraten also, außer Mutti?

    Wir leben, heißt es oft etwas lapidar, in einer Umbruchphase. Auf Nachfrage wird dann gern auf neue Technologien verwiesen oder auf den politischen „Rechtsruck“. Aber ein (Um-)Bruch ist nichts, was nur die Oberfläche ankratzt. Echte (Um-)Brüche gehen tiefer, gehen durch.

    Ein Umbruch findet statt, wenn sich Grundlegendes geändert hat, nur halt noch nicht überall. Ein Teil verharrt am alten Platz, ein anderer bewegt sich mit Gewalt. Die SPD ist ein schönes Exempel dafür, was passiert, wenn das passiert.

    Den meisten Menschen ist mittlerweile zweierlei klar: a) Freiheit ist angenehm und b) Macht markiert das Ende der Freiheit. Man kann nicht beides haben. Man muss sich schon entscheiden: Entweder, oder.

    Für die überkommenen Strukturen ist das ein echtes Problem. Sie sind für Untertanen gemacht, nicht für freie Individuen. Es tut sich mancherorts ein Riss auf zwischen den aneinander geketteten Parteien und ihrem zum Teil deutlich flexibleren Personal.

    Die, die schon mit einem Bein in der neuen Zeit stehen, wollen nicht mehr bloßes „Material“ sein. Sie wollen auch andere nicht mehr als Material begreifen. Die aber, die noch kein Problem haben mit der Entindividualisierung, helfen der Partei nicht aus der Krise. Sie sind einfach zu unglaubwürdig in Ihrer Fortschritts-Propaganda.

    Die Union und die AfD haben es deutlich leichter als die SPD. Da gibt es keine Diskrepanz zwischen ideologischem Anspruch und personeller Realität. Man will gar nicht fortschrittlich rüber kommen. Man steht einfach dazu, von (vor-)gestern zu sein. Und das wird von den Wählern, die genau so drauf sind, honoriert.

    Die Sozis haben nur zwei Möglichkeiten: Vertrauen wagen oder abdanken. Eine Union light brauch kein Mensch. Nur: Wo soll das Vertrauen her kommen?

    • @mowgli:

      Tja uns hamburger Jung van Edelfeder

      Liggers. Bis zur Kenntlichkeit entstellt.



      Njorp.