Studienkredite weniger gefragt: Hohe Zinsen lassen Nachfrage sinken

Mit Krediten das Studium finanzieren? Wenn Eltern nicht unterstützen können, kann das nötig werden. Die Nachfrage aber sinkt seit Jahren.

Studierende in einem Hörsaal

Studierende am Tag der Erstsemesterbegrüßung im großen Hörsaal der Universität Köln Foto: Christoph hardt/Panama Pictures/imago

GÜTERSLOH dpa | Studentinnen und Studenten greifen immer weniger auf Studienkredite zurück, wenn es um die Finanzierung ihrer Ausbildung geht. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die am Mittwoch in Gütersloh vorgestellt wurde. Demnach haben im Jahr 2023 nur 16.564 Kunden einen Neuvertrag für einen Studienkredit oder Bildungsfonds abgeschlossen.

Laut dem „CHE-Studienkredit-Test 2024“ sind das mehr als 7.000 Verträge weniger als im Vorjahresvergleich und ein Rückgang von mehr als 30 Prozent. Im Vergleich der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der neu abgeschlossenen Kredite demnach um fast 72 Prozent gesunken. Studienautor Ulrich Müller spricht von einem regelrechten Einbruch nach einem kurzen Hoch in der Coronapandemie. „Der Markt für Studienkredite verliert weiter dramatisch an Bedeutung, Studienkredite entwickeln sich in Richtung eines Nischenprodukts“, sagt Müller laut Mitteilung.

Als Hauptgrund sieht der CHE-Experte die hohen Zinsen beim Marktführer KfW-Studienkredit. Die Zahl der Neuverträge mit 8.900 habe sich 2023 hier im Vergleich zu 2022 fast halbiert. „Ich kann weder in der Ausgestaltung der Konditionen noch in der Festsetzung der Zinssätze erkennen, dass die Bundespolitik mit dem KfW-Studienkredit ein attraktives Angebot zur Studienfinanzierung anbieten möchte. Mit einem Zinssatz, der zwischenzeitlich bei mehr als 9 Prozent lag, gewinnt man keine neuen Kundinnen und Kunden“, so Müller.

Kein Angebot liegt laut dem Marktvergleich unter 4,87 Prozent Effektivzins in der Rückzahlphase. Laut CHE zahlen derzeit noch 213.000 Menschen ihre Studienkredite in Deutschland ab, 45.000 Studierende sind aktuell Empfänger. Sie bekommen im Schnitt 535 Euro pro Kopf. Ihr Anteil liegt bei 1,5 Prozent aller Studierender. Das CHE ist eine gemeinsame Tochter der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).

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