Studien-Bedingungen in Hamburg: Nur Eintopf bleibt günstig
Hamburg erhöht Mensa-Preise und die Beiträge fürs Studierendenwerk. Die Stadt hat den Zuschuss erhöht, aber das gleicht frühere Kürzungen nicht aus.
Noch am Mittwoch hatte der Asta der Hochschule für Angewandte Wissenschaften zu einer Protestaktion aufgerufen, um vor einer Erhöhung des Semesterbeitrags zu warnen.
„Das Studierendenwerk Hamburg war mal gut ausfinanziert, bevor der Senat von CDU-Bürgermeister Ole von Beust den Zuschuss der Stadt radikal halbierte“, sagt Lasse Machalet, Sozialreferent des Asta der Uni Hamburg.
Mit der nun angekündigten Erhöhung stünden dem Werk nur drei Millionen Euro und damit noch nicht wieder das Niveau von 2010 zur Verfügung, so Machalet. Die Stadt habe seit der Coronazeit jährlich ein Fünf-Millionen-Euro-Defizit ausgeglichen. „Den Ausgleich soll es nun nicht mehr geben“, so Machalet.
Mensa schon heute teuer
Senatorin Fegebank betonte das Positive. „Gemeinsam ist uns hier etwas richtig Gutes gelungen.“ Die Erhöhung sei eine historische Trendwende und ein „großer Schritt“. Sie dankte dem Studierendenwerk und den Studierendenvertretern dafür, dass sie die nun dennoch nötigen „Preisanpassungen“ mittrügen.
Man habe gemeinsam ein Maßnahmenpaket erarbeitet, sagte auch Studierendenwerk-Chef Sven Lorenz. Auch das Studierendenwerk werde im nächsten Jahr mit einem „Mix aus Mehr-Umsatz und Einsparungen“ eine weitere Million sparen.
Ganz konkret soll jetzt der für das Werk fällige Anteil am Semesterbeitrag von derzeit 85 Euro um acht Euro steigen. Außerdem steigen die Essenspreise in den Mensen und Uni-Cafés ab 2025 um „durchschnittlich sechs Prozent“. Lediglich die „vegane Pottkieker-Linie“ ist davon verschont. Die Eintöpfe sollen weiterhin 2,20 Euro kosten. Das Sparpaket sieht außerdem eine Mieterhöhung für die Wohnheimplätze von 36 Euro vor.
„Für den Asta ist der Zuschuss in keiner Weise genug“, sagt Machalet. Die Mensa-Preise lägen heute schon im Bundesvergleich im oberen Drittel. Am Donnerstag habe es nur ein Angebot unter vier Euro gegeben, die anderen Essen hätten 4,20 Euro und 4,50 Euro gekostet. „Wenn die Preise noch ansteigen, wird es für uns Studierende zur Belastung.“ Zwar bleibe der „Pottkieker“ günstig, „aber man kann nicht eine Woche nur von Eintopf leben“.
Der Asta kündigt nun auch mit Blick auf die nächste Hamburg-Wahl eine „Sozialkampagne“ an, um auf die Lage der Studierenden aufmerksam zu machen, gelten doch 75 Prozent als armutsgefährdet. Die Linken-Politikerin Insa Tiejen verwies darauf, dass Hamburg bei den Zuschüssen fürs Studierendenwerk zuletzt bundesweit „fast Schlusslicht“ war. Da nun die Preise steigen, wäre es zynisch, die Zuschuss-Erhöhung „historische Trendwende“ zu nennen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste