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Studie zur digitalen GesellschaftDarum poked die Oma nicht

Hedonisten, Performer, Skeptiker: Das renommierte Sinus-Institut hat die digitale Gesellschaft erstmals in soziale Milieus eingeteilt. Es geht um Außenseiter, Immigranten und Eingeborene.

Das Internet: Furcht für die einen, Spaß für die anderen. Bild: Emil Umdorf / IMAGO

Wer jemals einen sozialwissenschaftlichen Kurs an der Uni besucht hat, kennt wahrscheinlich das Sinus-Institut aus Heidelberg. Alljährlich teilt es die deutsche Gesellschaft in soziale Milieus ein. So erfährt man, dass die junge Spaßgeneration jung ist und gern Spaß hat oder dass 14 Prozent der Bevölkerung zur bürgerlichen Mitte gehören und kein Problem damit haben, sich anzupassen.

Im Auftrag des „Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet“, einer Gründung der Deutschen Post AG, hat das Sinus-Institut jetzt erstmals auch die digitale Gesellschaft in soziale Milieus eingeteilt. Es unterscheidet dabei drei Grundtypen, Außenseiter, Immigranten und Eingeborene, die sich jeweils aus mehreren sozialen Milieus zusammensetzen.

Liest man sich die Beschreibung der Milieus durch, entstehen dabei unweigerlich Bilder im Kopf und man denkt: „Klar, solche Typen kenne ich!“

Die Gruppe der digitalen Eingeborenen setzt sich aus drei Milieus zusammen: die digital Souveränen, die effizienzorientierten Performer und die unbekümmerten Hedonisten. Sie sind alle entweder mit dem Internet aufgewachsen oder nutzen es seit langer Zeit. So haben sie sich einen selbstverständlichen Umgang mit dem Medium angewöhnt und blicken recht unbekümmert auf die Gefahren des Netzes.

Anführer einer sozialen Bewegung

Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland zählt das Sinus-Institut zu den digitalen Souveränen. Sie sind die Avantgarde im Internet und verändern die Netzwelt mit ihrem Handeln.

So sieht die Einteilung als Grafik aus. Grau gestrichelt die schwer überwindbaren Gräben zwischen den Gruppen. Bild: SINUS 2011

In ihrer Selbsteinschätzung sehen sich die Souveränen auch als Anführer einer sozialen Bewegung, die für mehr Freiheit, Teilhabe und Demokratie einsteht. Einen Blogger, der nicht mehr an die repräsentative Demokratie glaubt, könnte man sich als typischen Vertreter dieses Milieus vorstellen.

Das Milieu der effizienzorientierten Performer, dem ebenfalls zehn Millionen Menschen angehören sollen, sieht im Internet in erster Linie eine Möglichkeit, sich die Arbeit zu erleichtern, nutzt es aber auch zur Unterhaltung.

Die digitalen Eingeborenen

Bildlich vorgestellt: Eine junge erfolgreiche Dame sitzt im Meeting und genießt es, dass sie – dem Smartphone sei Dank – trotzdem E-Mails an Geschäftskunden und Freunde schreiben kann.

Die rund neun Millionen unbekümmerten Hedonisten bilden das dritte Milieu unter den digitalen Eingeborenen. Wie der Name schon sagt, suchen die Hedonisten im Internet vor allem Spaß, den sie bei Facebook, YouTube oder auf Spieleseiten finden.

„In diesem Internet-Milieu finden sich vor allem Jüngere aus der modernen Unterschicht, die den bequemen Zugang zu Entertainment und Kommunikation schätzen“, heißt es in der Sinus-Studie. Das Bild eines Teenagers, der den Laptop mit ins Bett nimmt, um mit seinen Freunden emoticonreiche Chatkonversationen zu führen, drängt sich auf.

Immigranten bevorzugen analoges Glück

Zwei soziale Milieus bilden die Gruppe der digitalen Immigranten, die zwar regelmäßig im Internet surfen, der Netzwelt aber mit Skepsis gegenüberstehen: die postmateriellen Skeptiker und die verantwortungsbedachten Etablierten, die beide jeweils rund sieben Millionen Menschen umfassen.

Dem postmateriellen Skeptiker ist das Internet willkommen, weil er sich gerne über die Welt informiert. Er will aber auf keinen Fall, dass die Qualität seines analogen Daseins darunter leidet. Dem Beschleunigungs- und Konsumwahn der Moderne stehen die Skeptiker ohnehin sehr kritisch gegenüber. Den typischen Milieuvertreter trifft man wohl am ehesten im Bioladen, ab und an aber auch auf taz.de.

Die verantwortungsbedachten Etablierten stammen dagegen meist aus der Oberschicht. Sie sind weniger vom Internet fasziniert, als dass sie darin einen Mittel zum Zweck sehen. Wobei der Zweck in der Regel darin besteht, Geld zu verdienen oder andere Menschen zu kontaktieren.

Spaß suchen die Vertreter dieses Milieus dann doch eher im analogen Umfeld, nicht im Netz. Das Klischee dieses Internetnutzers sitzt im feinen Zwirn an einem wuchtigen Schreibtisch und checkt kurz online, wie die Aktien stehen.

Außenseiter fürchten das Netz

Bleibt noch die Gruppe der digitalen Außenseiter, die sich aus den ordnungsfordernden Internet-Laien und den internetfernen Verunsicherten zusammensetzt. Wenn die Außenseiter überhaupt einen Internetanschluss besitzen, nutzen sie ihn äußerst selten.

Sie sind verunsichert, weil in den Medien immer wieder vor den Gefahren der Netzwelt gewarnt wird, oder haben direkt Angst, mit einem falschen Knopfdruck ihr Erspartes an einen Internet-Hai zu überweisen. In der Regel sind die Vertreter dieser Gruppe nicht mehr die Jüngsten.

Rund acht Millionen Menschen in Deutschland zählt das Sinus-Institut zu den ordnungsfordernden Internet-Laien. Bei ihnen kann es schon mal vorkommen, dass sie online gehen, aber sie sind dabei äußerst vorsichtig und nehmen gerne Hilfe in Anspruch.

Emails an die Kinder

„Forderungen nach strengen, gesetzlichen Reglementierungen des Internets finden hier breite Zustimmung“, beschreibt die Studie den Wunsch der Internet-Laien, der Staat möge das Internet zu einem sicheren Ort machen.

Der typische Vertreter dieses Milieus hat irgendwo in der Wohnung einen stationären Computer stehen, der nur deshalb ab und zu eingeschaltet wird, weil die eigenen Kinder inzwischen am Besten per E-Mail erreichbar sind.

Die absoluten digitalen Außenseiter bilden schließlich das Milieu der internetfernen Verunsicherten, mit rund 19 Millionen Menschen das größte einzelne Milieu in der digitalen Gesellschaft. Nur wenige von ihnen besitzen überhaupt einen Internetzugang. Die Netzwelt wirkt für sie nicht nur fremd und bedrohlich, sie können sich auch kaum vorstellen, daraus einen Nutzen für das eigene Leben zu ziehen.

Der stereotype Vertreter dieses Milieus hat den Krieg überlebt, sich durch die Nachkriegsjahre gekämpft und kann nicht verstehen, dass sich die Enkelkinder auf Gaming-Plattformen gegenseitig erschießen.

Die gesamte Studie finden Sie hier.

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19 Kommentare

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  • GB
    Gitta Becker

    Nette Studie, aber ich schätze mal die nächste "Oma-Generation" steht bereits in dern Startlöchern und die gehen ganz selbstverständlich mit dem Medium um, siehe www.oma-becker.de oder die vielen anderen Omas und Opas die rgelmässif bloggen, spielen und kommunizieren, ihre Bankgeschäfte erledigen, einkaufen und weiß de Fuchs was noch alles online tun.

     

    Wir können die kommenden Studien gespannt abwarten, zurückgelehnt mit unseren Laptops auf unserem Knien gegen unsere Enkel spielnd.

     

    Herzlich

    Gitta Becker

  • P
    Pyromanic

    Eins noch: Warum zitiert ihr nicht Gauck aus dem Vorwort?

     

    Z.B.: "Das weltweite Internet bietet alle Voraussetzungen, um die in den ersten zehn Artikeln unserer Verfassung verankerten Grundrechte aller Bürger in diesem Land auszuhöhlen. Dies gilt insbesondere für das Recht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit in Artikel Fünf – eine wesentliche Grundlage unserer funktionierenden Demokratie – und es gilt letzlich auch für den Kernsatz unserer Verfassung, den Artikel Eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar."

  • P
    Pyromanic

    Krude Studie mit seltsamen Verbindungen. Ich kann meine Eltern nicht verorten und mich selbst auch nicht. Was ist eigentlich mit Programmieren, die gehören zum Web, sind aber manchmal nur selten mit dem Browser unterwegs weil sie ihn persönlich nicht brauchen.

     

    Naja, immerhin EIN Lob an die taz: Ihr habt endlich mal die Studie verlinkt!

  • T
    themanwhostolehisownhorsetwice

    s.u.

     

    ......aber - ich sehe diese Studie schon repräsentativ für diese "digitale Gesellschaft"!

     

    t.

  • V
    V.N.

    Die Blagen erreicht man nicht mehr am besten per E-Mail, dieses Medium ist tot! Am besten Smartphone schnappen und Instant Message schreiben, dass Essen fertig ist. ;-) Bei groben Verfehlungen gibt es ermahnende Worte auf die Facebook-Pinnwand, dann haben die Freunde der Kleinen auch noch was zu lachen. Erziehung 2.0! *g*

  • T
    themanwhostolehisownhorsetwice

    Mir ist nicht ganz klar, warum seit Jahren "edv/digitale Kompetenz" mit der (Un)Fähigkeit, mit dem Internet umzugehen, assoziiert wird. Ich finde es schon bedauerlich, dass viele Nutzer, außer dem Browser, kaum eine Anwendung auf ihrem Rechner kennen. Bedenklich finde ich daher, dass hier eine quasi seriöse Studie den Nutzen von PCs eben auf diese Nutzung reduziert und den Eindruck vermittelt, Programmierer, Video- und Bildbearbeiter, Statistiker, Elektroniker.........eben alle Menschen, die der Klicki-Bunti Welt des WWW aus dem Weg gehen, seien blöd. Schafe blicken auf!

  • M
    mimi-kri

    erstens ist die überschrift total bescheuert und diskriminierend (wessen oma - s.fischers?)

     

    zweitens ist der ganze artikel überflüssig - wozu muss hier lang und breit eine studie der Post AG! veröffentlicht werden!?

  • A
    abby_thur

    Ich weiss nicht.

     

    Der Artikel vermittelt den Eindruck als müsse man sich als "Nicht-Internet-Nutzer" irgendwie rechtfertigen oder man sei als dieser ein Angsthase vor allem neuen.

     

    Ich kenne einige U40, die keinen Internetanschluss haben, weil sie ihn schlichtweg nicht für ihr Altagsleben brauchen. Der jüngste wird morgen 33 und hatte bislang noch nie Internet zu Hause.

    Er braucht es einfach nicht.

    Da sollte man mal drüber nachdenken.

  • D
    dasnetzziehtsichzu

    ich liebe das internet.

    ich bin immer noch fasziniert.

    aber manchmal glaube ich, dass sich das bald ändern könnte.

    wenn es sich zum medium ständiger mobiler überwachung wandelt.

    dann werde ich zum postdigitalen idealisten.

  • VN
    Verena Nadorst

    Wenn ich mich recht an meine eine Weile zurückliegende Beschäftigung mit Sinus-Studien erinnere, dann werden diese nicht aus reiner Lust an der wissenschaftlichen Erbauung erstellt, sondern um sie nutzbringend zu verkaufen. Ziel ist nicht einfach ein Gewinn an Wissen, sondern die Untersuchung potenzieller KundInnen, oder genauer: Die Lebensstile unterschiedlicher Milieus, die auch unterschiedlich angesprochen werden, um sie zum Kauf eines Produkts zu bewegen.

    Das erklärt dann auch, warum die Studie die Nicht-Internet-NutzerInnen zur größten Gruppe macht: Hier lohnt es sich nicht genauer hinzuschauen, da sie für e-Commerce eh nicht ansprechbar sind.

  • DS
    digital souveräner Verunsicherter

    So, und nun fragen wir uns alle, in Anlehnung an einen pseudo-/vulgärphilosophischen Bestseller: "Was bin ich, und wenn ja, wie viele".

     

    Und wer sich in keiner dieser Gruppen wiederfindet, der existiert eben nicht!

  • RT
    Real Time

    Ja, der letzte Satz stimmt mich auch nachdenklich - was wohl Leute denken mögen, die "Panzerschlacht" und "World of Warcraft" noch live und real time miterlebt haben (miterleben mussten....). Sie sehen das Ganze vielleicht weniger hedonistisch.

  • C
    CelesteK.

    Funktioniert doch!

  • C
    Chuchu

    Die taz muss dringend an ihren Verlinkungen arbeiten. Im letzten Monat habe ich bereits auf drei fehlerhafte Links geklickt... (Leider fallen mir die anderen beiden Artikel nicht mehr ein) Aber auch hier fehlt im Link wieder der ":"!

     

    Wir wollen doch den beiden letzteren im Artikel genannten Milieus die Chance geben sich ordentlich zu informieren?! ;)

     

     

    P.S. Ich würde es auch begrüßen wenn über dem Feld zum schreiben eines Kommentars der Artikel angezeigt würde, sodass man beim schreiben besser Bezug auf den Artikel nehmen kann. Fällt mir auch bereits seit längerem auf und da ich gerade so schön am Nörgeln bin... ;)

     

    (Und es ist auch schon geändert, sorry für den Fehler, jetzt funktioniert der Link wieder. Danke für die Hinweise. Die Red.wlf)

  • PE
    Paul Emik

    Ordnungsfordernder Studienskeptiker macht Internetferne Etablierte hiermit auf den fehlerhaften Link zur Studie aufmerksam. Ein http weniger genügt hier. ;)

  • H
    hans

    In vielen Bereichen sicherlich treffende Analyse (auch wenn mir der Sinn zur Erstellung dieser fremd bleibt).

    Nur wieso ist die Gruppe der Nichtnutzer immer mit dem Prädikat 'Verunsicherung' versehen? Meine Freundin z.B. nutzt das Internet nicht nicht, weil sie verunsichert ist oder Angst davor hat. Sie möchte es einfach nicht.

    Wir sind beide eher traditionelle Menschen, welche zum Beispiel Briefe grundsätzlich per Hand mit Schreibfeder schreiben.

     

    Aber das hat nichts mit Verunsicherung zu tun, es ist nur eine Lebenseinstellung. Wenn sie dann doch mal den PC anmacht, um was bei ebay zu ersteigern, macht sie das auch gerne - Hilfe braucht sie dabei ganz sicher nicht

  • E
    emil

    schön bissig, der abschließende satz. und einfach traurig wahr!

  • S
    somi

    liebe Post-Redaktionelle souverän-Natives der taz,

     

    Leider funktioniert der Link zum pdf nicht.

     

    virtuell-materialistische Archivierungsmonarchiesympathisantengrüße,

     

    somi

  • K
    Kitschautorin

    In der Internetadresse fehlt ein Doppelpunkt.