Studie zur Integration von Muslimen: Deutschland auf gutem Weg
Muslime, die schon lange in Deutschland leben, sind vergleichsweise gut integriert. Doch es gibt auch Schattenseiten, glaubt eine Bertelsmannstudie.
Besonders erfolgreich verlaufe die Integration der rund 4,7 Millionen in Deutschland lebenden Muslime in den Arbeitsmarkt. Drei von vier Kindern muslimischer Einwanderer (73 Prozent) wachsen der Studie zufolge mit Deutsch als erster Sprache auf. Ihr Anteil steige von Generation zu Generation.
Der Grad der Beschäftigung von Muslimen unterscheide sich kaum vom Bundesdurchschnitt der deutschen Erwerbsbevölkerung, hieß es. Rund 60 Prozent der Muslime arbeiteten in Vollzeit, 20 Prozent in Teilzeitstellen. Auch die Arbeitslosenquote gleiche sich an. Muslimische Folgegenerationen holten den Bildungsrückstand ihrer Eltern und Großeltern zunehmend auf. In Deutschland verlasse jedoch noch mehr als jeder dritte muslimische Jugendliche (36 Prozent) vor Ende des 17. Lebensjahres die Schule. In Frankreich, wo Kinder gemeinsam länger lernten, sei es nur jeder neunte (elf Prozent).
Die Studie bemängelte, dass es für hochreligiöse Muslime in Deutschland schwer sei, einen qualifizierten Job zu finden. Sie verdienten erheblich weniger als Muslime, die ihre Religion nicht praktizierten. In Großbritannien hingegen seien sehr religiöse Muslime bei gleicher Qualifikation in den gleichen Berufsfeldern vertreten.
Deutschland habe bei der rechtlichen Anerkennung muslimischer Religionsgemeinschaften und in der Antidiskriminierungspolitik noch einen Nachholbedarf, erklärte die Islamexpertin der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menour. Die Autoren der Studie beklagen zudem, dass die Integrationsleistungen von Muslimen in Deutschland zu wenig gewürdigt würden. So gebe jeder fünfte Bundesbürger (19 Prozent) an, keine Muslime als Nachbarn haben zu wollen.
Der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung vergleicht international die Bedeutung von Religion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Grundlagen sind repräsentative Bevölkerungsumfragen. Die Studie wurde im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen durchgeführt.
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